Angela S. Choi: „Hello Kitty muss sterben“

Hello Kitty muss sterben von Angela Choi

Fiona Yu kommt aus einem traditionellen, freundlichen chinesischen Elternhaus. Sie selbst (eine sehr intelligente und hervorragende Juristin) schwebt aber, vor allem was ihre Beziehung zu Männern anbelangt, eher zwischen den beiden Welten: Dem freiheitsliebenden San Francisco und der klassisch-chinesischen Zurückhaltung.
Ihr Vater ist der Meinung, dass Fiona nur eine einzige Sache im Leben fehlt: Ein Mann zum Heiraten. Ein traditionell chinesischer Mann. Und den möchte er für seine Tochter finden, indem er einige Dates mit chinesischen Männern arrangiert.
Fiona ist da nicht so begeistert. Männer gerne, aber nicht diese chinesischen Langweiler, die nur möchten, dass sie brav ist und eine emotionslose „Hello Kitty“-Figur abgibt. Doch als gute Tochter geht sie natürlich zu den vom Vater geplanten Verabredungen – und langweilt sich zu Tode.

Doch dann trifft sie auf einen alten Schulfreund, der sich mittlerweile zum Auftragskiller gemausert hat und von da an wird ihr Leben äußerst spannend- das der langweiligen chinesischen Männer jedoch eher weniger…

Fiona ist eine Figur, die einem Tarantino Film entsprungen sein könnte. Angela S. Choi selbst sagt, dass sie von den Filmen ”Fight Club” und “American Psycho” inspiriert wurde und Fiona sich daher zu einer Soziopathin entwickelt hat. Das ist richtig gut gemacht und verleiht dem Roman eine ganz spezielle, durchgeknallte Note.
Angela S. Choi selbst war schon immer unangepasst und das fließt in die Figur der Fiona mit ein – genauso wie andere Lebenserfahrungen: So hat die Autorin selbst auch Jura studiert und arbeitete als Anwältin, bevor sie Schriftstellerin wurde. Auch die Dates mit den vom Vater ausgesuchten Männern hat sie selbst durchlebt. Allerdings hat ihr Vater mittlerweile aufgegeben und akzeptiert, dass er nie einen braven chinesischen Schwiegersohn bekommen wird.

Bei allem Vergnügen, den der Roman bereitet, gibt es aber auch echte Kritik, die Angela S. Choi an der asiatischen Community äußert. Zum Beispiel ist da das Denken und Verhalten in Extremen. Zum einen gibt es da die weit verbreitete Erwartungshaltung an Frauen, unterwürfig und gehorsam zu sein. (Verhaltensweisen, die die Autorin selbst nie gelebt hat. Sie gilt als “laut, eigensinnig, freimütig und ungehobelt”. Kein netter asiatischer Junge würde je mit ihr ausgehen.) Auf der anderen Seite gibt es Männer die ihr berichteten, nur asiatische “Femmes fatales” zu kennen. Entweder die Frau ist also eine “Dragon Lady” oder eine “Hello Kitty” – dazwischen scheint es, so die Autorin, nicht viel zu geben, was auch Protagonistin Fiona zu spüren bekommt.

Zum Abschluss noch ein kleiner Tipp: Bitte nicht von den ersten Seiten abschrecken lassen! Ich war anfangs auch irritiert – doch dann hat mir dieses Buch so viel Spaß gemacht. “Hello Kitty muss sterben” ist witzig, böse, rasant und irrsinnig originell – und sehr weit davon entfernt, ein klassischer Chick-Lit-Roman zu sein.

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ISBN:  978-3-442-74126-7
Verlag: btb
Preis: 8,99 €

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