Seit die Verlagsprogramme für das kommende Frühjahr bekannt sind, schwelge ich in Vorschauen. Auch in diesem Jahr hatte ich viel Vergnügen beim Blättern und natürlich habe ich wieder viele Bücher entdeckt, die ich unbedingt lesen möchte:
John Irving: “Straße der Wunder”
Ich muß ja zugeben, dass ich bisher erst zwei Bücher von John Irving gelesen habe: “Letzte Nacht in Twisted River” und “Witwe für ein Jahr”, wobei die letztere Lektüre wirklich schon etliche Jahre zurück liegt. Beide Bücher fand ich richtig gut, denn John Irving schafft es, dass ich in seinen Geschichten vollkommen versinke.
Im neuen Buch geht es um Juan Diego, der auf einer Mülldeponie aufwächst und sich mit Hilfe einer entsorgten Klosterbibliothek die englische Sprache beigebracht hat. Mit ih zusamen lebt seine Schwester, die Gedanken lesen und die Zukunft vorraussagen kann. Wenn auch nur sehr unzuverlässig. Die Mutter hat sie im Stich gelassen und so kommt es dass die beiden in einem Waisenhaus die erste Chance, die sich ihnen bietet um ein eigenständiges Leben zu führen annehmen: Als Wahrsagerin und als Hochseilartist.
Das klingt wieder einmal typisch Irving und sicher wird auch der eine oder andere Bär auftauchen, oder es wird gerungen. Wie das so bei Irving üblich ist. Ich freue mich jedenfalls sehr auf dieses Abenteuer.
Dieses Buch erscheint im April 2016.
Jona Oberski: “Kinderjahre”
Hier schildert der Niederländer Jona Oberski die Kinderjahre von vier bis sieben, die eigentlich die sorglosesten sein sollten. Seine waren es nicht, denn er war in diesen Jahren im Konzentrationslager Bergen-Belsen. Er überlebte. Seine Eltern nicht.
Momentan lese ich “Die Erwählten” von Steve Sem-Sandberg und zuvor habe ich den sehr eindringlichen Text von Marceline Loridan-Ivens („Und Du bist nicht zurückgekommen“) gelesen, in dem sie einen Brief an ihren Vater schreibt, der ebenfalls das Konzentrationslager nicht überlebt hat.
Ich finde es sehr wichtig dass man sich diese grauenhafte Zeit und ihre Schicksale vor Augen führt, damit sie nicht in Vergessenheit geraten.
“Kinderjahre” erschien zum ersten Mal im Jahre 1980 auf Deutsch und wird in Neuauflage Ende April 2016 erscheinen.
Evelyn Waugh: “Ohne Furcht und Tadel”
Durch die Neuauflage bzw. Neuübersetzungen des Diogenes Verlages bin ich überhaupt erst auf Evelyn Waugh aufmerksam und ein absoluter Fan geworden. Er ist einfach der Beste. Schallend lachend saß ich mit seinen Büchern in der Straßenbahn und auf dem Balkon. “Scoop” ist eines meiner Lieblingsbücher, aber “Eine Handvoll Staub” war auch so toll.
Mit “Ohne Furcht und Tadel” ist wird die große Evelyn-Waugh-Edition komplettiert.
In diesem Buch geht es um einen Briten, der im Zweiten Weltkrieg als Soldat kämpft, sich aber von Zeit zu Zeit auch in der Londoner Gesellschaft beweisen muß.
Evelyn Waugh selbst war Soldat und kann aus eigenen Erfahrungen schöpfen, des Weiteren weiß er aber auch die Gesellschaft aufs feinste zu karikieren und satirisch zu beschreiben, was ich an ihm sehr liebe.
Dieses Buch erscheint Ende März 2016.
Rasha Khayat: “Weil wir längst woanders sind”
Layla beschließt zu heiraten. Einen Mann aus dem Land, aus dem sie ursprünglich kommt: Aus Saudi-Arabien. Mit Liebe hat diese Heirat nichts zu tun, es geht Layla ums Prinzip.
Ihr Zwillingsbruder Basil versteht die Welt nicht mehr, warum hat sich Layla dazu entscheiden ihre Freiheit aufzugeben? Dieser Frage geht Basil nach, als er zu Laylas Hochzeit reist, in ein Land, in dem auch seine Wurzeln liegen.
Diesen Culture Clash finde ich hochspannend und so ging es auch der von mir sehr geschätzten Autorin Olga Grjasnowa, die dieses Buch einfach nur großartig findet.
Ich bin wirklich gespannt auf Rasha Khayat, deren Buch Mitte März 2016 erscheinen wird.
Hilary Mantel: “Jeder Tag ist Muttertag”
Dass jemand den Booker-Prize gleich zwei Mal bekommt ist sehr unwahrscheinlich. Hilary Mantel ist das mit ihren Büchern: “Wölfe” und “Falken” gelungen, die in England zur Zeit Heinrich des VIII. spielen.
“Jeder Tag ist Muttertag” ist eines ihrer früheren Werke und spielt in der Gegenwart. Es geht um Evelyn und Muriel Axon – Mutter und Tochter – die ein sehr zurückgezogenes, wenn nicht gar gespenstisches Leben leben. Eveln spricht nicht gerne mit Menschen und auch mit ihrer geistig zurückgebliebenen Tochter fallen nur die allernötigsten Worte.
Als Muriel plötzlich schwanger ist, steht Evelyn vor einem Rätsel. Und nicht nur sie, auch die neue Sozialarbeiterin, die übrigens genauso verbissen, wie Evelyn ist, ist überfragt. Außerdem stellt sich die Frage, was die beiden mit einem Kind überhaupt anfangen sollen…
Hilary Mantels Sprache ist einzigartig. In “Wölfe” entfaltet sich dadurch ein unglaublicher Sog. Dies in Kombination mit dieser spannenden Geschichte ist es, was mich sehr neugierig auf dieses Buch werden läßt.
Erscheint Ende April 2016.
Update: Inzwischen habe ich dieses Buch gelesen und bin begeistert.
David Mitchell: “Die Knochenuhren”
Ein neuer Mitchell! Endlich! Das Thema ist eigentlich vollkommen egal, er schreibt fantastisch. “Der Wolkenatlas” war so gut (der Film leider nicht, aber ich finde es auch sehr schwer, diesen Roman auf die Leinwand zu bringen) und “Die tausend Herbste des Jacob de Zoet” ist eines der wenigen historischen Bücher, das ich mit Begeisterung gelesen habe.
Der Vollständigkeit halber sei dennoch kurz erwähnt, um was es in den “Knochenuhren” geht, jedenfalls, soweit mir dies möglich ist, denn so wirklich schlau werde ich aus der Inhaltsangabe des Verlages nicht.
Es geht um Holly, die eine eher triste Kindheit in England hatte und letztendlich in Irland alt wird und mit erlebt, wie Europa das Öl ausgeht. Ein ganz normales Leben also, wenn da nicht Zeitlöcher wären und Personen, die sich aus dem Nichts heraus materialisieren.
Was uns erwartet ist auf jeden Fall ein Buch mit großen Einfällen und einem eben solchen Themenspektrum. Wie im „Wolkenatlas“, da gab es ja auch x verschiedene Handlungs- und Zeitebenen. Dieses Spiel mit Raum und Zeit beherrscht Davis Mitchell und deshalb freue ich mich sehr auf dieses Buch, das Mitte März 2016 erscheinen wird.
Joseph o´Neill: “Der Hund”
Es geht um einen Anwalt aus New York, der sowohl in einer familiären, als auch sozialen Krise steckt und das Angebot bekommt, in Dubai das immense Vermögen eines libanesischen Clans zu verwalten. Er nimmt das Angebot an und findet sich bald umgeben von Luxus wieder, das ist alles schön und gut, allerdings will sich das gigantische Vermögen seiner Auftraggeber absolut nicht verwalten lassen. Die Sache an sich ist etwas dubios und dem Anwalt wird bald klar, dass der so herbeigesehnte Neuanfang vielleicht gar keiner ist und er direkt auf eine neue Krise zusteuert.
Mit diesem Roman war Joseph o´Neill im letzten Jahr für den Booker-Prize nominiert.
Erscheint Ende April 2016.
Isabel Bogdan: “Der Pfau”
Eine britische Komödie der preisgekrönten Übersetzerin Isabel Bogdan, die unter anderem Jane Gardam ins Deutsche übertragen hat. Das kann ja nur gut sein!
Die Bankerin Liz möchte mit ihren Mitarbeitern ein Teambuilding- seminar auf dem Land abhalten. Die Abgeschiedenheit des Tagungsortes und die ländliche Idylle sollen zur besseren Zusammenarbeit beitragen. Doch ihre Sitzungen werden des öfteren durchbrochen und unter anderem spielt ein Pfau eine wichtige Rolle. Eine subtile Komödie in den schottischen Highlands.
Da freue ich mich sehr drauf. Dieses Buch erscheint Mitte Februar 2016.
Celsete Ng: “Was ich Euch nicht erzählte”
Die Nachricht von Lydias Tod ereilt die Familie am Morgen des 3.Mai 1977. Mord, Selbstmord, man kann es nicht sagen. Lydias ehrgeizige Mutter läßt sich nicht davon abhalten, selbst auf Spurensuche zu gehen, für den Bruder ist glasklar wer die schuld trägt und der Vater ist einfach vollkommen verzweifelt. Nur Lydias Schwester ahnt, dass Lydia große Probleme hatte.
Klingt subtil spannend und erscheint Ende Mai 2016
Garth Risk Hallberg: “City on Fire”
Zwei schwerreiche Erben, ein Roman-Autor, zwei Punk Kids aus der Vorstadt, ein Reporter und ein Cop leben hier, in New York City, der Stadt, die vor Energie platzt, bankrott und gefährlich ist. Am 13. Juli 1977 gerät diese Stadt in den Ausnahmezustand: Der Strom fällt aus. Nach diesem Stromausfall ist alles anders.
Das klingt nach einem großen amerikanischen Roman, auf den ich ganz viel Lust habe und leider noch bis Mitte März 2016 warten muss.
Anse Seierstad: “Einer von uns”
Dies ist eine Bericht darüber, wie es zu den Ereignissen des 22.7.2011 in Oslo und auf der Insel Utoya kommen konnte. Der Tag, an dem Anders Behring Breivik 77 Menschen erschoss. Wie reagierte das Land darauf und wie kann eine Gesellschaft mit selbst hervorgebrachtem Terrorismus umgehen? Diese Fragen geht die Autorin (die übrigens den Bestseller: “Der Buchhändler von Kabul” schrieb) nach.
In Skandinavien wurde dieses Buch für seinen literarischen Wert und die moralische Haltung gelobt.
Erscheint im April 2016.
Saskia de Coster: “Wir & ich”
Das leben der Familie Vandersanden spielt sich hinter hohen Hecken ab und ist mehrfach alarmgesichert. Die Mutter kämmt zur Entspannung teppichfransen, der Vater rezitiert Songtexte und die Tochter muß zwei Wochen vorher anmelden, wenn sie Besuch von den Schulfreunden bekommen möchte.
Ein schwarzes Schaf hat die Familie allerdings. Der Sohn der Familie sitzt im Gefängnis und als er eines Tages frei kommt, zieht er zu seiner Familie und zeigt seiner Schwester, dass es auch ein Leben jenseits der Alarmanlage gibt.
Erscheint im März 2016
Update: Inzwischen habe ich dieses Buch gelesen und bin sehr begeistert.
Das könnte Dir vielleicht auch gefallen:
5 thoughts on “Auf diese Neuerscheinungen freue ich mich im Frühjahr 2016”