Seit ein paar Wochen bin ich am Blättern und Schwelgen. Die Zeit, in der die Verlage ihre neuen Programme präsentieren, ist für mich immer ganz besonders. Ich freue mich sehr auf den kommenden Herbst, denn es erscheinen so viele Bücher, die ich unbedingt lesen möchte.
Hier sind ein paar davon:
Patricia Duncker: “Sophie und die Sibylle”
Der erste Roman, den ich von Patricia Duncker gelesen habe war “Der Komponist und seine Richterin” und ich weiß noch, wie magisch ich diesen fand. So anders, so sprachlich ausgefeilt, so besonders.
Danach griff ich zu “Miss Webster und Chérif”, ein Buch über das Fremde und Vorurteile, welches so ganz anders war, als “Der Komponist und seine Richterin”, mich aber ebenso begeisterte.
Erst danach nahm ich ihren größten Erfolg “Die Germanistin” zur Hand und wieder überraschte mich Patricia Duncker mit einem ganz anderen Stil und einer großartigen Geschichte.
Daher bin ich jetzt auf ihr neuestes Werk gespannt.
In “Sophie und die Sibylle” geht es, wie in “Die Germanistin”, um ein obsessives Verhältnis zwischen Leser und Autor.
Das Ganze spielt 1872 in Berlin. Ein deutschen Verleger trifft erstmals auf die gefeierte Autorin George Eliot trifft. Sie schreibt leicht anstößige Bücher, die allerdings auf Begeisterung stoßen und auch die Schwägerin des Verlegers ist eine große Verehrerin ihrer Schreibkunst.
Als sie aber auf ein Treffen mit der Autorin dringt und dieses nicht gewährt bekommt, kommen Eifersucht und Rache ins Spiel.
Dieses Buch erscheint Anfang Oktober 2016.
Gavin Ford Kovite & Christopher Gerald Robinson: “Der Krieg der Enzyklopädisten”
Ich weiß nicht warum, aber dieser Erstlingsroman des Anwalts und ehemaligen Infanterieleiters einer Militäreinheinheit Gavin Ford Kovite und des Hunter College Absolventen Christopher Gerald Robinson, hat mich direkt angelacht.
Es geht um die Freunde Hal und Mickey, die sich “Die Enzyklopädisten” nennen und große Partys veranstalten, die sie als Kunst-Happening tarnen.
Das Motto der heutigen Party in Seattle lautet “Verschwörung”. Doch es läuft anders als geplant, denn Mickey wird mit seiner Einheit nach Bagdad abkommandiert. In den Krieg.
Das große Thema dieses Buches sind die Extreme unserer Zeit: Krieg und Kaufrausch.
“Ultramodern” lautet das Urteil der Sunday Times. Da bin ich mal gespannt.
Dieser Roman erscheint Anfang September 2016.
Jonathan Safran Foer: “Hier bin ich”
Seit angekündigt wurde, dass es einen neuen Roman von Jonathan Safran Foer geben wird, bin ich vollder Vorfreude, habe ich doch “Extrem laut und unglaublich nah” so gerne gelesen.
Der Verlag sagt, dass Safran Foer sich mit “Hier bin ich” endgültig in den Olymp der amerikanischen Literatur geschrieben habe. Das glaube ich nur zu gerne.
In diesem Buch erleben wir vier Wochen im Leben einer Familie, die in einer Krise steckt. Das Ehepaar hat sich auseinandergelebt und muß sich die Frage stellen, wie sie sich trennen könnten, ohne dass ihre drei Söhne darunter leiden müssen.
Außerdem steht die Bar Mitzwa des ältesten Sohnes bevor, zu der die israelische Verwandtschaft kommen wird. Zu genau diesem Zeitpunkt ereignet sich ein katastrophales Erdbeben im Nahen Osten, auf welches die Invasion Israels folgt. Die Frage, was Heimat wirklich bedeutet muß nun neu gestellt werden.
Dieses Buch erscheint Mitte November 2016.
Ida Simons: “Vor Mitternacht”
Als dieser Roman 1959 zum ersten Mal erschien, war er ein großer Erfolg, den die Autorin allerdings selbst nicht miterleben konnte, da sie mit nur 49 Jahren an den Folgen des KZ-Haft in Theresienstadt starb.
Dann geriet ihr Roman in Vergessenheit. 2014 wurde “Vor Mitternacht” wiederentdeckt und knüpfte an den einstigen Erfolg an.
Es ist ein Roman über das jüdische Leben zwischen den Kriegen und darüber, wem man vertrauen kann und wem nicht.
Handlungsort ist Antwerpen in de 20er Jahren. Gittel ist zwölf Jahre alt und darf nach dem Synagogenbesuch bei der Bankiersfamilie Mardell auf dem Steinway-Flügel spielen. Mit der Tochter der Familie, die schon dreißig Jahre alt ist, freundet sie sich an, doch schon bald wird diese Freundschaft hart geprüft werden.
Dieses Buch erscheint Anfang Oktober 2016.
Dimitri Verhulst: “Die Unerwünschten”
“Die Beschissenheit der Dinge” wollte ich schon immer einmal lesen, denn in diesem Buch schreibt der flämische Schriftsteller Dimitri Verhulst über sein Leben, das er in Kinderheimen und bei Pflegeeltern verbrachte.
Vielleicht schaffe ich es ja noch, aber sein neues Buch klingt auch hochinteressant, denn er wagt hier einen Blick auf seine Erfahrungen im Kinderheim, eine Institution, die er in seinen bisherigen Büchern ausgespart hat.
Es geht um die unterwünschten Kinder, die im Heim “Sonnenkind” gestrandet sind und denen es, sowohl dort ,als auch generell im Leben, an Wärme und Liebe fehlt.
Aus diesem Grund passiert es auch, dass Gianna sich im Heim aus dem Fenster stürzt und ein junges Paar seine eigenen Kinder umbringen wird.
Das ist harter Tobak, den uns der Autor mit rabenschwarzem Humor präsentiert.
Dieses Buch erscheint Anfang Oktober 2016.
Roman Graf: “Mädchen für Morris”
Von Roman Grafs Buch “Niedergang” war ich ja hin und weg. Von daher ist es vollkommen klar, dass ich sein neues Buch lesen werde.
In “Mädchen für Morris” geht es um einen Literaturdozenten, dessen Sohn als Jugendlicher bei einem Unfall ums Leben gekommen ist. Das Schlimmste für den Vater ist, dass sein Sohn Morris niemals die Erfahrung der Liebe machen durfte. Wo er auch hinkommt, hält er Ausschau nach Mädchen, die zu Morris gepasst hätten.
Sein zweiter Lebensinhalt sind die Bücher des Autors Jean Mason. Als dieser stirbt, besucht der Literaturdozent aus Recherchegründen Masons Familie und trifft dabei auf dessen zwölfjährige Tochter. Er ist davon überzeugt, dass sie die perfekte Partnerin für seinen Sohn gewesen wäre. Aber ist dem wirklich so, oder begehrt er dieses junge Mädchen nicht am Ende selbst?
Das klingt raffiniert und spannend und ich würde dieses Buch am liebsten sofort lesen, doch ich muß mich noch bis Ende September 2016 gedulden.
Delphine de Vigan: “Nach einer wahren Geschichte”
Delphine de Vigans Romane “Das Lächeln meiner Mutter” und “No & ich” habe ich sehr gerne gelesen, daher freue ich mich nun sehr auf ihr neues Buch, welches in Frankreich ein Bestseller gewesen ist.
Delphine, eine zurückhaltende Schriftstellerin lernt auf einer Party L. kennen, die als Ghostwriter arbeitet. Die beiden verstehen sich sehr gut, erzählen sich viel über ihre jeweiligen Freunde und die Familie und unterhalten sich natürlich ausgiebig über Bücher. Delphine freut sich sehr über diese Bekanntschaft, denn sie fühlt sich wohl in Ls Gegenwart.
Doch als sie L erzählt, worum es in ihrem nächsten Roman gehen wird, wird L. sehr wütend: Es könne doch nicht sein, dass Delphine sich einfach nur Geschichten ausdenke, sie müsse über die Wahrheit schreiben!
Das verunsichert Delphine so sehr, dass sie bald gar nichts mehr zu Papier bringt und sich nicht mal mehr in der Lage sieht, E-Mails zu beantworten.
L. beginnt sämtliche Korrespondenz für Delphine zu übernehmen, ohne preis zu geben, dass es nicht Delphine selbst ist, die antwortet . A
ls Delphine erkennt, dass L. immer mehr mit ihrer eigenen Identität verschmilzt, muß sie feststellen, dass sie ganz alleine ist.
Dieses Buch erscheint Mitte August 2016.
Bret Anthony Johnston: “Justins Heimkehr”
In diesem Debütroman geht es um Justin, der mit 12 Jahren entführt worden ist. Dies ist nun vier Jahre her, doch die Familie hat die Hoffnung nie aufgegeben.
Doch Justin konnte entfliehen und taucht nun unvermittelt wieder auf. Aber kann er wirklich wieder bei seiner Familie leben und an sein altes Leben anknüpfen? Der Täter kommt zwar vor Gericht, plädiert aber auf “nicht schuldig” – wie kann das sein? Dies sind zwei von vielen Fragen, mit welchen sich die Familie nun auseinandersetzen muß.
Bret Anthony Johnston sei ein raffinierter und sehr kluger Erzähler, so der Verlag, der glaubwürdige Charaktere zeichnen könne.
Das hoffe ich sehr und freue mich schonmal auf dieses Buch, das Ende Juli 2016 erscheinen wird.
Frank Schulz: “Onno Viets und der weiße Hirsch”
Ja, was soll ich da noch sagen. Es ist ein Buch von Frank Schulz, dem unangefochtenen Wortakrobaten und nicht nur das! Es ist ein neuer Roman mit Onno Viets!
Die beiden Vorgänger “Onno Viets und der Irre vom Kiez”, der übrigens 2012 für den Deutschen Buchpreis nominiert war, und “Onno Viets und das Schiff der baumelnden Seelen”, meines Erachtens nach eine Pflichtlektüre für alle Kreuzfahrt-Fahrer mit Hang zur Selbstironie, habe ich mit Begeisterung gelesen.
“Onno Viets und der Weiße Hirsch” wird das letzte Buch in der Onno-Viets-Reihe sein, in der der selbsternannte Privatdetektiv aufs Land zieht.
Ach so, eine gekreuzigte Pharaonenkatze, eine exilbayrische Esoterikerin und diverse Schusswaffen spielen auch eine Rolle.
Das wird super!
Dieses Buch erscheint Anfang September 2016 – ich kann es kaum noch abwarten.
Nele Pollatschek: “Das Unglück anderer Leute”
Dies ist der Debütroman der jungen Autorin Nele pollatschek, die derzeit über das Problem des Bösen in der Literatur promoviert. Die Handlungsorte des Romans weisen Parallelen zur Biografie der Autorin auf, die sowohl im Odenwald, als auch schon in Oxford lebte.
Es ist eine Art Familienroman, den sie geschrieben hat. Hauptfigur ist Thene, die 25 Jahre alt ist, in Oxford studiert und sich gerade im Odenwald aufhält, wobei sie vollkommen verdrängt hat, dass sie ihre dort ansässige Familie nur in kleinen Dosen erträgt.
Der Vater verschwand, als Thene zehn Jahre alt war und tauchte nach fünf Jahren wieder auf. Er hätte eine bessere Mutter abgegeben als Thenes wirkliche, die hochmanipulativ ist und sich ganz der Weltrettung verschrieben hat.
Des Weiteren sind da noch diverse Stiefväter und der Sohn eines ebensolchen, der Thenes einziger Lichtblick ist.
Nun steht Thenes Studienabschlussfeier in Oxford an. Die ganze Familie kommt und mit ihr einige Dinge, die Thenes Welt aus den Angeln heben.
Die von mir sehr geschätzte Autorin Alina Bronsky schreibt über dieses Buch: »Der Tod ist ja bekanntlich nicht das Ende, sondern der Anfang. In diesem Buch der Anfang einer Familienkomödie, die wiederum eines der besten Enden hat, die ich je gelesen habe.«
Da bin ich gespannt.
Dieses Buch erscheint Mitte August 2016.
Georg Ringsgwandl: “Die unvollständigen Aufzeichnungen der Tourschlampe Doris”
Vor ein paar Jahren habe ich in “Das Leben und Schlimmeres” nur mal reinlesen wollen. Es ging nicht, ich konnte die Erzählungen des bayrischen Musikkabarettisten nicht mehr aus der Hand legen. Schön schräg ist er der Ringsgwandl. Schon allein der Titel seines neuen Buches klingt vielversprechend.
In “Die unvollständigen Aufzeichnungen der Tourschlampe Doris” geht es um eine Frau, die sich neben des Studiums Geld als Tourbegleiterin von Rockbands und Entertainmentkünstlern verdient. Schon bald steigt sie auf, kümmert sich um heikle Verträge und lernt, wie mit Schwarzgeld umzugehen ist.
Nachdem ihr erster Freund an seiner Heroinsucht stirbt, verschwindet sie mit einem Bühnentechniker und versucht so ihr Glück zu finden.
Ihre Aufzeichnungen findet der Protagonist (namens G.Ringsgwandl) und erfährt so, wer der größte Arsch des Business ist – und wir erfahren es auch.
Dieses Buch erscheint im Januar 2017.
Denis Johnson: “Die lachenden Ungeheuer”
Denis Johnson gilt als einer der wichtigsten amerikanischen Schriftsteller der Gegenwart und feierte seinen Durchbruch 1992 mit seinen Erzählungen “Jesus´Sohn”.
In seinem neuen Roman geht es um das Thema der Freundschaft in einer auseinanderbrechenden Welt.
Roland Nair war schon ein Jahrzehnt lang nicht mehr in Sierra Leone und ist nun angereist, um seinen Freund Michael, mit dem er während des Bürgerkriegs viel Geld verdient hat, zu besuchen bzw. um sein finanzielles Glück ein zweites Mal zu finden.
Doch Michael kommt nicht allein zum Treffpunkt, er hat eine Studentin dabei, die er heiraten möchte und zwar in seinem Heimatdorf, das zwischen dem Kongo und Uganda liegt. Roland findet das alles sehr verdächtig und konstruiert. Dennoch begleitet er die beiden, wobei jeder jedem misstraut und der MI6, Interpol und der Mossad hinter ihnen her sind. Warum nur?
Seit “Liberty” von Jakob Ejersbo, bin ich ein Fan von Afrika-Romanen und dieser hier hört sich so an, als könnte er mir gut gefallen.
“Das lachende Ungeheuer” erscheint Ende Januar 2016.
Hannah Dübgen: “Über Land”
Hannah Dübgens letzter Roman “Strom” ist bei einigen meiner Kolleginnen auf große Begeisterung gestoßen. Ich habe es leider noch immer nicht geschafft, ihn zu lesen, aber dieses Buch ist fest eingeplant.
Vielleicht lese ich aber doch ihren neuen Roman “Über Land” zuerst. Mal sehen.
Darum geht es: Clara ist Ärztin und lebt in Berlin zusammen mit ihrem Freund Tarun, einem Architekten, der sich aufgrund eines Bauprojekts zum ersten Mal mit seiner Heimat Indien auseinandersetzen muß.
Die Dritte im Bunde ist Amal, eine aus dem Irak geflohene Studentin. Es ist ein kleiner Fahrradunfall, der die drei jungen Menschen zusammenbringt. Diese Begegnung hat Folgen, denn es wird dazu kommen, dass Clara an Amals Stelle nach Bagdad fliegt. Eine Reise, die nicht nur ihr Leben verändert.
Dieses Buch erscheint Ende August 2016.
Da mich in diesem Herbst so viele Neuerscheinungen angesprochen haben, habe ich einen zweiten Teil der Neuerscheinungen, auf die ich mich im Herbst 2016 freue verfasst.
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