Bernhard Aichner: “Totenfrau”

Bernhard Aichner: “Totenfrau”

Nach einer sehr langen Zeit der Krimi-Abstinenz, hat mir dieses Buch wieder klar gemacht, weshalb ich vor Jahren einen Krimi nach dem anderen verschlungen habe: Kriminalromane machen einfach Spaß – wenn sie gut geschrieben sind. Und das ist bei “Totenfrau” der Fall.

Blum ist im Kinderheim aufgewachsen und wurde nun von einem Bestatter-Ehepaar adoptiert, welches viel lieber einen Jungen gehabt hätte, denn man brauchte einen Nachfolger für das Bestattungsunternehmen. Aber Jungen gab es nicht und so mussten sie eben das Mädchen nehmen, das sie Brünhilde tauften. Brünhilde Blum. Wie grauenhaft. Grauenhaft ist auch, dass die neuen Eltern auch davon überzeugt sind, dass Brünhilde schon in frühen Jahren an den Beruf des Bestatters herangeführt werden muss. Da sind sie nicht zimperlich und so muß das Mädchen schon mit zehn Jahren die Leichen waschen und präparieren.
Man kann sich eine schönere Kindheit vorstellen.

Einmal im Jahr macht die Kleinfamilie Urlaub und das Segeln ist ein fest eingeplanter Bestandteil desselben. Es ist ein stiller Tag.man ist mit dem Boot hinausgefahren. Die Eltern gehen schwimmen. Brünhilde zieht die Leiter des Bootes hoch. Sie dreht die Musik auf um die Schreie zu übertönen und wartet. Mehr gibt es nicht zu tun.
Ein tragischer “Unfall”. Danach legt Brünhilde ihren Vornamen an und heißt fortan Blum. Einfach nur Blum.

Eine weitere gute Sache hatte dieses Unglück, denn Blum lernt den Polizisten Mark kennen, verliebt sich, es wird geheiratet, sie bekommen zwei Kinder und sind glücklich. Acht wunderbare Jahre lang.
Dann fährt Mark mit dem Motorrad aus der Ausfahrt des trauten Heimes und wird von einem Auto erfasst. Er stirbt am Unfallort. Ein tragisches Unglück.  Aber war es wirklich ein Unglück? Blum stellt Nachforschungen an und stellt fest, dass Mark einer sehr ungereimten Sache auf der Spur gewesen ist… .

Was mich an diesem Buch so fasziniert hat, ist die pointierte Art des Schreibstils. “Totenfrau” ist nicht amerikanisch-rauh, sondern österreichisch-karg. Mit viel Schmäh. Das liebe ich.
Das zentrale Ereignis dieses Werkes ist nicht die kriminalistische Handlung, sondern die ,wahrlich sehr eigene, Hauptfigur selbst. Da hat Aichner jemanden ins Leben gerufen, der jeden noch so kauzigen Kommissar in den Schatten stellt.
Blum ist extrem praktisch veranlagt und sehr lösungsorientiert. Ja, könnte man jetzt sagen, so sollten Kommissare ja auch sein. Blum jedoch interpretiert diese Eigenschaften anders. Da werden schonmal Leichen in anderer Leute Särge entledigt. Wie praktisch ist doch der Beruf des Bestatters.

Zumeist lese ich, was Krimis anbelangt, immer nur den ersten Band (jetzt mal Mankell, Nesser und Larsson ausgenommen), da ich denke, es gibt noch so viele andere spannende Schriftsteller, die ich noch entdecken muss.
Bei Bernhard Aichner denke ich: Zum Glück gibt es noch einen zweiten Fall mit Blum.
Er heißt “Totenhaus”. Und er liegt schon hier.

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ISBN: 978-3-442-74926-3
Verlag: btb
Erscheinungsjahr: 2015
Seiten: 464
Preis: 9,99 €


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2 thoughts on “Bernhard Aichner: “Totenfrau”
Lady Libri

Blum ist wirklich eine sehr interessante Figur, die einfach ganz anders ist. Totenfrau war der erste Krimi, den ich je gelesen habe und er hat mich neugierig auf dieses Genre gemacht.

Friederike

Liebe Lady Libri,

Ich glaube, mit Blum hast Du wirklich den perfekten Einstieg in die Krimi-Welt gefunden. Nicht zu hart und eine „Ermittlerin“ die sich wohltuend von der Masse der trinkenden Polizisten und kautzigen Ermittlern abhebt.
Ich wünsche Dir weiterhin viel Vergnügen beim Entdecken dieses Genres.

Viele Grüße,
Friederike

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