Catherine Chanter: „Die Quelle“

Catherine Chanter: „Die Quelle“

Die Quelle ist in jeder Hinsicht ungewöhnlich, denn Catherine Chanter kreiert hier einen Mix verschiedener Genres, der mich fasziniert und begeistert hat.

Ruth und Mark wollen raus aus London, raus aufs ruhige Land. An einen Ort, an den niemand Mark kennt, denn die Londoner Tagespresse ist gerade mit Nachrichten über Mark gepflastert.
Aber nicht nur das ist der Grund, weshalb sie weg wollen. Keiner der beiden spricht es aus, aber es geht auch darum ihre Beziehung zu retten.

Sie finden schließlich „Die Quelle“, ein abgelegene Haus mit großem Grundstück. Als sie es zum ersten Mal besichtigen ist für beide klar, dass es ein Paradies ist und beschließen, es zu kaufen. Zu diesem Zeitpunkt ahnt noch niemand, daß „Die Quelle“ wirklich etwas Einmaliges ist: Denn in England beginnen die Temperaturen zu steigen und es hört auf zu regnen. Nur an einem Ort fallen noch Niederschläge: An „Der Quelle“.
Die Nachbarn im Dorf sind jedoch alles andere als begeistert, denn sie alle leiden unter der langanhaltenden Dürre. Das Wasser wird rationiert und es wird der Notstand ausgerufen. Sie können ihre Tiere nicht mehr versorgen, nichts mehr anpflanzen und einer der Bauern erhängt sich sogar, weil er nicht weiter weiß.

Durch diesen Neid sind Ruth und Mark wieder komplett auf sich gestellt und alleine – haben keine Kontakte mehr zur Außenwelt. Bis zu dem Zeitpunkt, an dem Ruth eine sektenhafte Gruppe von Frauen auf das Grundstück lässt, die in Ruth eine Heilsbringerin sehen, sie fast schon krankhaft verehren und Ruth vollkommen in ihren Bann (und damit weg von Mark) ziehen.
Die Situation eskaliert, als Ruth und Mark ihren Enkel zur „Quelle“ holen und dieser eines Tages tot im Teich gefunden wird. Wer ist es gewesen: Neider von „Draußen“? Die sektenhafte Gruppe? Mark, oder am Ende vielleicht doch Ruth selbst?

Eigentlich wollte ich dieses Buch erst gar nicht lesen, denn ich dachte, dass es sich um einen ganz “gewöhnlichen” Krimi handeln würde und nach einem Krimi stand mir einfach nicht der Sinn. Zum Glück habe ich dann aber doch angefangen und stellte gleich auf der ersten Seite fest: „Die Quelle“ ist alles andere als ein Krimi, es ist ein wirklich außergewöhnlicher Roman: Eine Mischung aus literarischem Erzählen, Dystopie und kriminalistischer Handlung.
Wie leicht hätten diese „Zutaten“ ins Reißerische abgleiten können, doch dies passiert nicht, denn Catherine Chanter hat eine wunderbare Art zu erzählen.
Natürlich wollte ich wissen, wer den Enkel umgebracht hat, aber das war für mich nicht das Wichtigste an diesem Buch. Der Tonfall ist es, der mich fasziniert hat. Dazu schafft Catherine Chanter eine unglaublich dichte Atmosphäre, in der es darum geht, wie Menschen unter extremen Situationen verhalten, wie sie fühlen und miteinander agieren.
Und das ist großartig.

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ISBN:  978-3-596-03060-6
Verlag: Fischer
Übersetzung: Verena Kilchling
Erscheinungsjahr: 2017
Preis: 9,99 €

Die gebundene Ausgabe dieses Titels ist 2015 im Scherz Verlag erschienen.


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