Charles Lewinsky: „Melnitz“

Charles Lewinsky: „Melnitz“

Ja, ich habe eins. Ein absolutes Lieblingsbuch: „Melnitz“.

Und was habe ich mich gegen dieses Buch gesträubt…
Mein Kollege Oskar hat sage und schreibe fünf Jahre lang zu mir gesagt: „Jetzt lies es doch!“ und mir war es immer zu dick und ich hatte keine Lust.
Und was war das Ende vom Lied? Ich saß morgens um vier im Bad und habe geheult, weil dieses Buch zu Ende war.

Es geht um die jüdische Familie Meijer und deren Leben zwischen 1871 und 1945 in der Schweiz. Charles Lewinsky schafft mit dieser Familie so wunderbar plastische Charaktere, dass ich das Gefühl hatte, ein Familienmitglied zu sein.
Da geht es zum Beispiel um die Mutter, die immer die Lippen einsaugt, wenn ihr etwas nicht passt und um ihre beiden Töchter Mimi und Chanele, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Chanele ist adoptiert und hat eine Seelenruhe, während Mimi eine sehr aufgeregte Person ist. Beide vergucken sich in den Schneidergesellen Janki (der der französischen Armee entflohen ist) und  Chanele versucht zu verhindern, dass Mimi von davon Wind bekommt, was natürlich nicht funktioniert.
Und Janki mischt das Leben der Familie Meijer, die im Dorf Endingen für Ehrlichkeit steht, gehörig auf.

Hinzu kommt, dass wir unglaublich viel über das jüdische Leben in der Schweiz erfahren, zum Beispiel auf welche Berufe man auswich, als das Schächtverbot verhängt wurde. Davon und von vielem mehr erzählt uns Charles Lewinsky so gekonnt und mit solch ansteckender erzählerischer Begeisterung, dass ich mich gar nicht mehr von den Personen trennen wollte.
Schon nach den ersten hundert Seiten habe ich gedacht: “ Was? Nur noch 600 Seiten??? Das darf nicht wahr sein!!“ – Und wie schon gesagt, am Ende sind mir wirklich die Tränen gekommen und das passiert mir ganz selten.

An dieser Stelle nochmal ein Danke an Oskar, dass er auf diesem Buch beharrt hat und das natürlich auf seiner Lese-Liste steht.

» zum Buch*


ISBN: 978-3-423-13592-4
Verlag: dtv
Erscheinungsjahr: 2007
Seiten: 784
Preis: 18,00 €


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8 thoughts on “Charles Lewinsky: „Melnitz“
Anne

Hallo Friederike,
mir erging es ähnlich mit „Melnitz“ (nur ohne Kollegen wie Oskar!)
Ich bekam es geschenkt, und es stand 6 Jahre ungelesen im Regal. Seit ich mit Lesen begonnen habe, lässt es mich nicht mehr los, und eigentlich möchte ich gar nicht, dass es mal zu Ende ist. Anne

Friederike

Liebe Anne,

Du glaubst gar nicht, wie es mich freut, dass es Dir mit diesem Buch genauso geht, wie mir!

Viele Grüße,
Friederike

Anne

Liebe Friederike,
habe auch mein Hobby zum Beruf gemacht und bin Bibliothekarin geworden.
Viele Autoren, die ich auch sehr gern lese, habe ich jetzt auf Euren Seiten gefunden, z.B. Jonathan Franzen und Siri Hustved. Hanns-Josef Ortheils Buch „Die Erfindung des Lebens “ hat mich sehr beeindruckt..
Am meisten aber fesselte mich in diesem Jahr „Das achte leben“ der jungen, georgischen Schriftstellerin Nino Haratschwili. Die über 1200 Seiten waren im Nu „verschlungen“, und dann hatte ich noch viel zu Geschichte und Politik in Georgien, bzw. UdSSR zu recherchieren.
Schöne Grüße von Anne

Friederike

Liebe Anne,

„Das achte Leben“ würde mich auch sehr reizen, ich habe schon so viel Gutes darüber gehört – es muß unglaublich faszinierend sein.
Vielleicht habe ich ja mal ganz viel Zeit…!

Ich wünsche Dir einen schönen Abend (vielleicht mit einem guten Buch),
viele Grüße,
Friederike

Ruth Leukam

„Melnitz“und „Das achte Leben“ sind auch zwei absolute Lieblingsbücher von mir. Und trotz der vielen Seiten ist man traurig, wenn das Buch zu Ende ist.

Friederike

Liebe Ruth,

es freut mich sehr einen weiteren „Melnitz“- Fan kennen zu lernen. Ich weiß, dass ich „das achte Leben“ noch unbedingt lesen muss, ich habe schon so viele begeisterte Besprechungen gelesen. Vielleicht schaffe ich es ja irgendwann mal – spätestens, wenn ich in Rente bin.

Viele Grüße,
Friederike

Sven

Melnitz ist ein tolles Buch, manchmal vielleicht ein wenig lang. Für mich bleibt Kastelau sein bis jetzt bestes Buch

    Friederike

    Ciao Sven,

    Kastelau habe ich damals abgebrochen. Ich glaube aber, dass es gar nicht am Buch lag, sondern an der Tatsache dass dies der erste Roman war, den ich auf einem eReader zu lesen versucht habe.
    Damals konnte man den Reader beim Lesen noch nicht auf „Querformat“ stellen und der Text wollte einfach nicht in meinen Kopf. Ich habe es noch mit anderen Büchern versucht – mit dem gleichen Ergebnis. Wahrscheinlich waren mir die Zeilen, im Gegensatz zum gewohnten normalen Printbuch, einfach zu kurz.

    Seit es beim eReader eben diese „Querfunktion“ gibt, funktioniert das Lesen auf diesem Gerät prima. Vielleicht sollte ich es mit „Kastelau“ noch einmal probieren.
    Danke für die Erinnerung 🙂 !

    Viele Grüße
    Friederike

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