Mit Spannung erwarte ich jedes Mal die Titel, die im Literarischen Quartett besprochen werden. Ich finde es wunderbar, dass es diese Sendung gibt, unterstützt sie doch das Lesen und, so sehe ich es als Buchhändlerin, den Verkauf von Büchern – je nachdem, wie sie besprochen werden.
Die Nachfrage nach Titeln wie “Was ich sonst noch verpasst habe” (Lucia Berlin), “Princeton 66” (Jörg Magenau) und “Auerhaus” (Bov Bjerg) verdanken wir dieser Sendung. Das freut mich sehr.
Auf den Gast der Sendung bin ich auch immer sehr gespannt und fand ihn bisher immer ungemein bereichernd. Dieses Mal ist die Literaturkritikerin der „WELT“ Mara Delius dabei, deren Vater übrigens der Schriftsteller und Georg-Büchner-Preisträger Friedrich Christian Delius (“Der Spaziergang von Rostock nach Syrakus”) ist.
Was mich hingegen weniger freut ist, wenn Bücher besprochen werden, die zum Sendungstermin noch nicht erschienen sind. Ganz ehrlich: Es ärgert mich sogar. Was hat es denn für einen Sinn Leute heiß zu machen und dann zu sagen: “Ach so: Auf dieses Buch mußt Du noch drei Wochen warten.” Das interessiert dann niemanden mehr.
Ich habe mich beim Bekanntwerden der Bücher dieses aktuellen Quartetts sehr aufgeregt, da Elena Ferrantes Buch “Meine geniale Freundin”, das von vielen schon gespannt erwartet wird, erst für den 12. September angekündigt war.
Doch inzwischen ist der Erscheinungstermin überdacht worden. Später mehr dazu.
Über zwei der zu besprechenden Bücher freue ich jedoch mich sehr. Beide sind schlichtweg großartig. Kommen wir zu den Details:
Emma Cline: “The Girls”
Was für ein Buch!
Zunächst war mir nicht klar, dass dieser Roman nicht einfach nur eine Hippie-Sommer-Freundschaftsgeschichte ist, sondern weit mehr dahinter steckt.
Bei der Lektüre des Literatur-Spiegels wurde mir schließlich bewusst, um was es wirklich geht: Um den US-Kriminellen und seine Kommune/Sekte “The Manson Family”.
Zwei Millionen Dollar Vorschuss hat die noch sehr junge Autorin Emma Cline für diesen Erstlingsroman erhalten.
Herausgekommen ist etwas wirklich Großes – ich bin restlos begeistert und gespannt, was die vier Kritiker zu diesem Werk sagen werden, wobei ich mir vorstellen kann, dass entweder Maxim Biller, oder die Gastkritikerin Mara Delius dieses Buch vorstellen werden.
Hang Kan: “Die Vegetarierin”
Eigentlich könnte ich meine obigen Lobeshymnen einfach wiederholen.
Und so schreibe ich zum zweiten Mal innerhalb weniger Zeilen: Was für ein Buch!
Fasziniert habe ich diesen schmalen Roman gelesen, in dem es um einen Mann in Südkorea geht, dessen Gattin plötzlich Vegetarierin wird, was ungeahnte Folgen hat.
Ich gehe jede Wette ein, dass bei der Besprechung dieses Titels im Quartett innerhalb kurzer Zeit der Name “Kafka” fallen wird. Des Weiteren tippe ich darauf, dass entweder Mara Delius, oder Maxim Biller diesen Titel ausgesucht haben.
Wer mehr zu diesem Buch wissen möchte:
Elena Ferrante: “Meine geniale Freundin”
Elena Ferrante ist wahrscheinlich ein Pseudonym. Wer wirklich dahinter steckt, weiß niemand. Doch ihre Romane zählen anscheinend zu den derzeit erfolgreichsten zeitgenössischen Werken überhaupt.
Ihr Debütroman erschien bereits im Jahr 1992 und “Meine geniale Freundin” ist (so der Verlag) ein Welterfolg und war für den 12. September 2016 in deutscher Sprache angekündigt.
Das wäre zwei Wochen nach dem Literarischen Quartett gewesen und ich habe mich schon fürchterlich darüber aufgeregt, dass ein Titel besprochen wird, den dann niemand zeitnah kaufen kann.
Das hat sich wohl auch der Verlag gedacht und den Erscheinungstermin nun vorgezogen: “Meine geniale Freundin” erscheint nun schon am 29. August.
Da habe ich mich ja ganz umsonst aufgeregt.
Der Verlag macht sehr viel Wirbel um dieses Buch und hat auch eine eigene Seite geschaffen, auf der es einen Countdown gibt, der anzeigt, wie viele Stunden, Minuten und Sekunden es noch bis zum Erscheinungstermin sind.
Aber zunächst einmal zum Inhalt dieses ersten Teils der sogenannten “Neapolitanischen Saga”:
Lila und Elena wachsen in den 50er Jahren in einem armen Viertel in Neapel auf, in dem es schon immer viele Konflikte zwischen verschiedenen Familien gegeben hat und es auch schon zu der ein oder anderen Schießerei gekommen ist.
Lila ist die Tochter eines Schusters und im Gegensatz zu Elena sehr draufgängerisch und wild. Schon immer ging es in der Beziehung der beiden darum, wer die Bessere ist und das ändert sich auch nicht, als die eine Schriftstellerin wird und Neapel verläßt, während die andere niemals ihren Lebensmittelpunkt ändern wird.
Dann verschwindet Lila plötzlich. Aber warum?
Ich frage mich, nachdem ich die Inhaltsangabe von “Meine geniale Freundin” gelesen habe, was daran jetzt so toll sein soll. Für mich klingt das nach netter, leichter Unterhaltung, aber nicht nach einem Must-read.
ABER: Dieses Buch war für den Man Booker International Prize nominiert, den übrigens “Die Vegetarierin” bekommen hat.
Das heißt ja was! Vielleicht ist ja doch was dran an Elena Ferrante….
In diesem Fall bin ich extrem gespannt auf die Meinungen im Quartett und könnte mir vorstellen, dass Volker Weidermann dieses Buch vorstellen wird, da er gerne betont, dass er empfindsame und gefühlvolle Texte sehr schätzt.
Mal sehen, vielleicht liege ich ja auch total daneben.
P.S.: Inzwischen habe ich über dieses Buch nachgedacht und festgestellt, dass ich es ja bereits auf meinem Reader habe. Ich werde jetzt einfach mal hineinlesen und mir eine Meinung bilden. Ich bin inzwischen doch neugierig geworden.
Elizabeth Strout: “Die Unvollkommenheit der Liebe”
Für ihren Roman “Mit Blick aufs Meer” ist Elizabeth Strout bereits mit dem Pulitzer-Preis (einer der wichtigsten amerikanischen Auszeichnungen für amerikanische Journalisten und Autoren) ausgezeichnet worden.
Ich habe ihn damals gelesen, konnte mich aber den Begeisterungsstürmen nicht so recht anschließen.
Am 29. August erscheint Elizabeth Strouts neuer Roman und ich lege mich hiermit fest: Er wird von Christine Westermann vorgestellt werden, zumal sie sich bereits begeistert über die Autorin geäußert hat. Auf der Rückseite zweier Taschenbücher, die ich von Elizabeth Strout besitze, wird Christine Westermann auch zitiert:
“Wenn ich jetzt schon mal vorsichtig mit einer Liste für die schönsten Urlaubsbücher anfangen soll, dann würde dieses Buch an erster Stelle stehen.”
(Christine Westermann zu “Mit Blick aufs Meer”)
“Für mich ist die Geschichte der Burgess-Brüder eines der besten Bücher des Jahres 2013. Und hätte einen zweiten Pulitzerpreis allemal verdient.”
(Christine Westermann zu “Das Leben natürlich”)
In “Die Unvollkommenheit der Liebe” geht es um die Schriftstellerin Lucy Barton, die längere Zeit im Krankenhaus bleiben muß, als plötzlich ihre Mutter am Krankenbett sitzt. Die beiden haben sich nicht mehr gesehen, seit Lucy ihr Zuhause, einem kleinen Kaff in Illinois verlassen hat.
Die Mutter erzählt, was aus den Leuten in Illinois geworden ist und während die beiden schweigen, kommt bei Lucy alles wieder hoch: Der Mangel an Zuneigung, die bettelarme Kindheit, der dringende Wunsch nach einer Familie und ihre Ehe, in der es so einige Abgründe gibt.
Insgesamt finde ich die Auswahl der Titel dieser Sendung sehr schön und bin gespannt, was die vier Kritiker zu den Romanen sagen werden.
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12 thoughts on “Das Literarische Quartett – Die Bücher der Sendung vom 26. August 2016”