Das Literarische Quartett – Die Bücher der vierten Sendung

Das Literarische Quartett – Die Bücher der vierten Sendung

Bei der letzten Sendung des neuen Literarischen Quartetts war ich konsequent und habe meinen Vorsatz nicht einzuschalten umgesetzt. Dass sich ausgerechnet in dieser Sendung dann alle einig sind und “Auerhaus” loben, konnte ich nicht ahnen. Auch hätte ich nie gedacht, dass dieser Tipp von Maxim Biller kommen würde. Mit meinen Tipps, von wem welches Buch vorgestellt werden würde, lag ich jedenfalls total daneben.

Die Nachfrage nach “Auerhaus” war in der Buchhandlung wirklich spürbar und darüber habe ich mich sehr gefreut, besonders, da bisher kein einziger Titel des Literarischen Quartetts so wirklich Kaufreaktionen ausgelöst hatte.
Was dabei eine große Rolle gespielt haben dürfte, ist die Tatsache, dass alle vier Kritiker von diesem Buch begeistert waren. Für mich zeigt dies, dass es es rein absatztechnisch nicht so viel bringt, wenn die vier sich gegenseitig sagen, wie furchtbar sie doch dieses, oder jenes Buch fanden, da kann der Einzelne noch so sehr darauf beharren, dass es ein tolles Buch sei.
Klar, Verrisse und schlechte Kritiken bringen Aufmerksamkeit, aber nicht unbedingt Absatz. Wobei ich betonen möchte, dass ich nichts gegen Verrisse oder negative Kritiken habe, sie helfen mir bei meiner Arbeit im Geschäft sehr weiter, ich meine nur, dass sich eine ausdrückliche Empfehlung (siehe Auerhaus) besser auf den Verkauf von Büchern auswirkt, als ein Verriss.

Mir persönlich gefällt es ja besser, wenn Kritiker Bücher im Fernsehen empfehlen, so wie es Elke Heidenreich damals mit “Lesen!” getan hat, und nicht über diese streiten. Allerdings habe ich beim Blick auf die Website des ZDF gesehen, dass genau dieses Streiten über Bücher hervorgehoben wird, zumal dort steht: “Bücher der Sendung vom 26.02.2016 – Und darüber wird gestritten:…. “
Diese Überschrift bedauere ich sehr, zumal sie zeigt, dass die Macher der Sendung dieses unerträgliche Sich-ins-Wort-fallen und die Einstellung Ich-bin-der-bessere-Kritiker-und-meine-Meinung-zählt-mehr-als-Deine kultivieren möchte. Das ist, so meine ich, der falsche Ansatz, vor allem, da die Protagonisten meiner Ansicht nach falsch ausgewählt worden sind und ich sie nicht ernst nehmen kann. Aber darüber habe ich mich ja schon ausgelassen. Natürlich kann man über Bücher verschiedene Meinungen haben, aber ich finde, dass die einzelnen Personen zumindest gegenseitig respektieren sollten. Was bei der aktuellen Zusammenstellung meiner Meinung nach leider nicht der Fall ist.

Da die letzte Sendung jedoch so gut aufgenommen wurde, habe ich jedoch beschlossen am Freitag, den 26. Februar um 23:25 einzuschalten. Die zu besprechenden Titel sind jedenfalls interessant, auch wenn ich gestehen muß, dass ich es auch gerne sähe, wenn zum Beispiel der neue Roman von Orhan Pamuk besprochen werden würde. Das ist auch in einer der letzten Sendungen aufgefallen: Werke von großen Autoren fehlen. Javier Marias Roman „So fängt das Schlimme an“ hätte mich zum Beispiel auch brennend interessiert, fand aber keine Beachtung im Quartett. Das finde ich sehr schade. Aber das nur am Rande. Widmen wir uns nun den Büchern der kommenden Sendung, in welcher die Autorin Eva Menasse zu Gast sein wird:

Benjamin von Stuckrad-Barre: “Panikherz”

Panikherz

Erstmal etwas ganz praktischer Gedanke: Die Sendung ist am 26. Februar. “Panikherz” erscheint laut Verlag allerdings erst am 10.März. Ich hoffe sehr, dass die Auslieferung vorgezogen wird, denn sollte dieses Buch gut besprochen werden, wäre es schön, wenn das Buch auch lieferbar wäre. Zwei Wochen später kräht kein Hahn mehr danach. Aber das nur mal so am Rande.

Benjamin von Stuckrad-Barre erreichte durch seinen Roman “Soloalbum”, der auch verfilmt worden ist, Bekanntheit und galt als einer DER Popliteraten der 90er Jahre. Des Weiteren schrieb er unter anderem für die taz, die FAZ und den Stern.
2004 macht er seine Alkohol- und Kokainsucht öffentlich, seit 2006 ist er jedoch nach eigenen Angaben clean. Des Weitern arbeitete er als Moderator für diverse Sendungen und bekam 2013 den “Deutschen Reporterpreis”.
Sein letzter Roman ist allerdings schon mehr als ein Jahrzehnt her. “Panikherz” soll nun sein schriftstellerisches Comeback werden.

Hierbei geht es um einen jungen Mann, der ein Rockstar Leben bekommt, es taumelnd genießt und schließlich abstürzt. Früher Ruhm, Realitätsverlust, Drogenkonsum. In Hollywood findet er schließlich zu sich selbst und beginnt zu schreiben über die verrückte Welt da draußen. So erzählt Benjamin von Stuckrad-Barre seine eigene Geschichte und die der Popkultur der letzten 20 Jahre. Thomas Gottschalk, Bret Easton Ellis, Courtney Love und Helmut Dietl kommen auch drin vor.
Also so wahnsinnig interessiert mich dieser Titel jetzt nicht, aber mal sehen, vielleicht ist dieses Buch ja doch spannend und da ich noch nichts von Stuckrad-Barre gelesen habe, kann ich mir auch kein Urteil erlauben. Reinlesen werde ich sicher und ich schätze mal, dass dieses Buch von Maxim Biller vorgestellt werden wird, aber mit meinen Vermutungen lag ich ja das letzte Mal vollkommen falsch. Man wird sehen.

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Etgar Keret: “Die sieben guten Jahre”

Etgar_Keret

Etgar Keret steht schon ewig auf meiner zu-lesen-Liste. Seine Kurzgeschichten sollen ja ganz toll sein – Jonathan Safran Foer und Salman Rushdie sind jedenfalls begeistert.
Bei “Die sieben guten Jahre” handelt es sich allerdings nicht um einen Roman, sondern um autobiografische Miniaturen, in welchen Keret von der Zeit zwischen der Geburt seines Sohnes, die mit einem Selbstmordattentat zusammen gefallen ist, und dem Tod seines Vaters erzählt.

Dieses Buch wird übrigens nicht in seinem Heimatland Israel erscheinen, dafür sei es zu intim, so der Autor. Die Welt hat über die Veröffentlichung dieses Buches einen interessanten Artikel verfasst.

Unter Umständen könnte dieses Buch von Maxim Biller vorgestellt werden, allerdings könnte es auch sein, dass es von Volker Weidermann kommt, der seine emotionale Seite zeigen möchte. Oder aber dieses Buch kommt von Christine Westermann. Ich kann da wirklich nur raten.

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Anthony Powell: “Eine Frage der Erziehung”

Powell

Es handelt sich hierbei um den ersten Band eines zwölfbändigen Romanzyklus, der mit Marcel Prousts: “Auf der Suche nach der verlorenen Zeit” verglichen wird und das Leben der britischen Upper-Class vom Ende des ersten Weltkrieges bis in die 60er Jahre hinein zum Inhalt hat.
Im vorliegenden ersten Band, der im Oktober 2015 auf Deutsch erschienen ist, geht es um das Thema Jugend, College, einen Auslandsaufenthalt in Frankreich und einen Five o´Clock Tea bei einem Uni-Professor.

Dass dieses Werk in Deutschland bisher recht unbekannt gewesen ist, liegt daran, dass bisher alle Anläufe, es zu übersetzen gescheitert sind. Der Elfenbein Verlag hat nun einen neuen Versuch gestartet.
Ich schätze einmal, dass dieses Buch von Volker Weidermann vorgestellt werden wird, um zu zeigen, dass er in der Lage ist literarische Perlen aufzuspüren.
Allerdings könnte ich mir auch vorstellen, dass dieses Buch von Eva Menasse kommt. Bei der Zuordnung der Bücher dieser Sendung bin ich mir extrem unsicher.

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Antonia Baum: “Tony Soprano stirbt nicht”

Antonia_baum

Im letzten Jahr ist Antonia Baums Buch: “Ich wuchs auf einem Schrottplatz auf, wie ich lernte, mich von Radkappen und Stossstangen zu ernähren” erschienen. Darin ging es um einen extrem risiokoverliebten Mann, dessen Kinder ständig um sein Leben bangen müssen.Wenige Wochen, nachdem dieses Buch erschienen war, verunglückte der Vater der Autorin. Die Fiktion wurde Wirklichkeit und wie sich diese anfühlt, davon berichtet Antonia Baum in: “Tony Soprano stirbt nicht”.

Vom Gefühl her würde ich dieses Buch dem Gast der Sendung, der Autorin Eva Manesse zuordnen….oder Christine Westermann. Schwierig.

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Ich bin jedenfalls sehr gespannt auf die vierte Sendung und werde von meinen Eindrücken berichten – vielleicht bin ich ja so begeistert, dass ich alle vier Titel unbedingt lesen möchte. Schön wäre das ja. Man wird sehen.


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5 thoughts on “Das Literarische Quartett – Die Bücher der vierten Sendung
Silvia

Die Buchauswahl finde ich schon sehr interessant und abwechlungsreich. Die Sendung gefällt mir eher nicht, muss ich gestehen. Die Diskussionen finde ich nicht so ausgewogen. Ansonsten finde ich es eigentlich gut, wenn diskutiert und nicht nur empfohlen wird.

Constanze Matthes

Wunderbar, wie Du die Bücher vorab vorstellst und auch deine Erfahrungen als Buchhändlerin einfließen lässt. Ich finde Deine Vorausschau auf die Sendung wundervoll.

    Friederike

    Oh, vielen Dank!

Alexia

Liebe Buchbloggerin, zuerst einmal ein Kompliment für die liebevoll gestaltete Seite. Man merkt in jedem Satz Ihre große Liebe zu Büchern. Besonders gerne sehe ich mir die Seite mit den Neuerscheinungen an, die Sie empfehlen und so bin ich auch auf Hallberg und Mitchell aufmerksam geworden, die ich mir gleich vorbestellt habe und die ich übernächste Woche in meiner Buchhandlung endlich abholen kann.

Aufmerksam geworden bin ich auf Ihrer Seite auch auf das „Literarische Quartett“ und die Kommentare haben mich so neugierig gemacht, dass ich, obwohl ich mir schon seit über fünf Jahren nichts mehr im Fernsehen ansehe und meine wertvolle Freizeit mit Lesen verbringe, die Mediathek aufgerufen und mir die vier Sendungen angesehen habe. Mein Fazit: Klasse! Und gerade die Kommentare von Maxim Biller, sowohl die positiven wie negativen, finde ich gut. Er ist ein Typ, der unbequem ist und mit Sicherheit nicht jedem oder noch extremer ausgedrückt, vielen nicht liegt. Aber gerade das macht für mich den Reiz aus. Seine unverblümte Ehrlichkeit und seine provokante Art. Wenn ich mir die Kommentare von Buchkritikern ansehe, die 20 Bücher bewerten und allen Büchern fünf Sterne geben, gehen bei mir als Leserin die Alarmglocken an. Wie vertrauenswürdig sind diese Rezensionen? Denn gerade als Vielleserin (im Jahr ca. 50 Bücher) weiß ich, dass man auch daneben greifen kann. Das bleibt leider nicht aus. Volker Weidermann kommt betont jungenhaft daher, hat zweifelsohne Charme, dafür fehlt mir bei ihm aber der Biss, was ihn aber wiederum zu einem idealen Moderator macht, der ja vermitteln soll. Seine Rolle ist zwar durchaus noch ausbaufähig, aber es ist ja auch erst die vierte Sendung und da hat sich schon einiges bei ihm getan. Frau Westermann, nun ja… So wirklich überzeugt bin ich von ihr noch nicht und ihre Anmerkungen haben mich so manches Mal schaudern lassen. Deshalb habe ich sie auch bei der letzten Sendung nicht vermisst. Gut fand ich bis jetzt alle Gäste, besonders jedoch Eva Menasse, deren Empfehlung von Anthony Powell ich mir morgen kaufen werde. Mein Fazit: Das „Literarische Quartett“ ist interessante und kurzweilige Unterhaltung über mein absolutes Lieblingsthema.

Ansonsten wünsche ich Ihnen noch einen angenehmen Abend und werde Ihre Seite weiterhin besuchen. Und ich würde mich freuen, wenn das „Literarische Quartett“ Sie doch noch überzeugen könnte. Auch Streiten ist eine Art von Kultur. Und Maxim Biller beherrscht sie meisterhaft. Von ihm erscheint übrigens, wie ich in der KiWi-Vorschau gesehen habe, am 8. April der Roman „Biografie“ und den werde ich mir ebenfalls kaufen. Die Handlung hört sich gut an. Ich bin sehr gespannt, wie Biller schreibt und bedauere eigentlich nur, dass dieses Buch im „Literarischen Quartett“ wohl eher nicht besprochen wird.

Herzliche Grüße

Friederike

Liebe Alexia,

zunächst einmal freue ich mich sehr, dass ich mit dieser Seite Ihr Interesse für das Literarische Quartett und für Neuerscheinungen wecken konnte und dass Ihnen mein Blog gefällt. Ja, ich liebe Bücher und es ist schön zu hören, dass dies auch rüber kommt.
Das Erscheinungsdatum, der 11.3., für den neuen Mitchell ist bei mir jedenfalls auch sehr dick eingekreist. Ich bin wirklich gespannt.

Vielen Dank für Ihren sehr lesenswerten Kommentar zum Literarischen Quartett, dem ich in vielen Punkten zustimme. Ich habe die Sendung erst gestern Nachmittag gesehen und bringe gerade meine Eindrücke zu Papier, kann aber jetzt schon einmal sagen, dass ich den Powell auch sehr spannend finde.
Was Maxim Biller anbelangt, so stimmte ich Ihnen auf jeden Fall zu, dass er das Streiten meisterhaft beherrscht, jedoch liegt er mir leider einfach nicht, dazu aber später mehr. Gelesen habe ich allerdings von ihm bisher noch nichts, vielleicht sollte ich dies wirklich tun. Unter Umständen revidiere ich ja meine Meinung. Danke für den Hinweis zur Biografie. Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie mir von Ihren Leseeindrücken erzählen würden.

Ich wünsche Ihnen einen schönen Mittag – bis vielleicht bald,
viele Grüße
Friederike

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