In diesem Jahr habe ich viele richtig gute Bücher gelesen, sodass aus meiner Top 10 eine Top 14 Liste geworden ist und ich problemlos eine Top 20 Liste erstellen könnte, aber wir wollen ja mal nicht übertreiben.
Glasklar war für mich jedoch, welches Buch meine Nr.1 des Jahres ist: “Unorthodox” von Deborah Feldman.
1.Deborah Feldman: “Unorthodox”
Bei diesem Buch habe ich mich von den vielen begeisterten Bloggerkollegen anstecken lassen, habe bis spät nachts gelesen und bin am nächsten Tag sehr müde zur Arbeit erschienen.Was für ein Buch!
Eines mit einer wahren Geschichte, denn Deborah Feldman erzählt von ihrem Leben in einer ultraorthodoxen Gemeinde in New York und davon, wie sie es geschafft hat auszusteigen.
In ihrem Buch bekommen wir Einblicke in eine Parallelwelt, von der wir sonst nur wenig bis gar nichts erfahren und von der ich gar nicht glauben kann, dass sie in der heutigen Welt noch existiert.
2.Hilary Mantel: “Jeder Tag ist Muttertag”
Dass die zweifache Booker-Prize-Trägerin schreiben kann, war mir klar, aber ihre Fähigkeit richtig gemein zu sein und schonungslos mit ihren Figuren umzugehen, war mir bis zur Lektüre dieses Buches verborgen geblieben.
Hier schreibt sie von zwei Sozialfällen und deren Sozialarbeiterin so brillant und bitterböse, dass ich vor Begeisterung schier ausgeflippt bin und unbedingt den zweiten Band “Im Vollbesitz des eigenen Wahns” lesen mußte.
In beiden Fällen habe ich mich prächtig unterhalten.
3.Han Kang: “Die Vegetarierin”
Wie Murakami auf Speed, so würde ich diese kafkaeske Geschichte beschreiben, die mich unglaublich fasziniert hat und in der es kurz gesagt um eine Südkoreanerin geht, die beschließt keine tierischen Produkte mehr zu sich zu nehmen.
Was darauf folgt, ist irre, denn vor meinem inneren Auge sind wahrlich sagenhafte Bilder entstanden.
Ganz großes Kino.
4.Wytske Versteeg: “Boy”
Dies ist das erste Buch, das ich beim Friseur lesen konnte und die Welt um mich herum komplett vergessen habe.
Es geht um ein Ehepaar, das einen afrikanischen Jungen adoptiert hat und feststellen muß, dass er nicht so ist, wie sie sich das gewünscht haben.
In glasklarer Prosa schreibt die Niederländerin Wytske Versteeg von einer Mutter, die nicht wahrhaben möchte, dass ihr Sohn so ist, wie sie selbst: Einsam und verloren.
Bedrückend gut!
5.David Foenkinos: “Charlotte”
So ein Buch hätte ich David Foenkinos, der sonst ja eher leichte Romane mit französischem Esprit schreibt, nicht zugetraut.
Es handelt sich hier um eine Art Biografie der Malerin Charlotte Salomon, die 1943 im KZ ermordet wurde.
Dieses Buch hat mich sehr berührt und tief bewegt.
6.Emma Cline: “The Girls”
Charles Manson und seine sektenähnliche Gruppierung “The Manson Family” ermordeten in den 70er Jahren sieben Menschen.
Daraus könnte man jetzt einen sehr blutigen Thriller stricken, doch genau diesen Erwartungen widersetzt sich die Autorin Emma Cline.
Zart, einfühlsam und faszinierend kühl schreibt sie von einem Mädchen, das sich eigentlich nur nach Aufmerksamkeit sehnt und sich falsche Freunde sucht.
Der Hype um dieses Buch war, so finde ich, vollkommen gerechtfertigt.
7.Katharina Winkler: “Blauschmuck”
Dass dieses Buch nicht auf der Longlist des Deutschen Buchpreises aufgetaucht ist, hat mich mehr als gewundert. Ja, es hat mich sogar geärgert.
Denn Katharina Winkler schreibt hier so eindringlich von einer jungen Frau, die in einem kurdischen Dorf aufwächst, in dem Gewalt gegen Frauen (der Blauschmuck) alltäglich ist, dass man sich diesem Text schlichtweg nicht entziehen kann.
8.George Saunders: “ Zehnter Dezember”
In den USA ist George Saunders ein literarischer Star, hierzulande hat sich das noch nicht so ganz herumgesprochen, was vielleicht daran liegt, dass er vor allem Kurzgeschichten schreibt.
Brillante Kurzgeschichten, in welchen er zeigt, dass er Erzählungen schreiben kann, nach denen man das Gefühl hat, einen umfangreichen Roman gelesen zu haben.
Er kann Welten erschaffen wie kein Zweiter und müsste ich ihn mit einem anderen Autoren vergleichen, so käme am ehesten der von mir sehr verehrte T.C. Boyle in Frage.
9.Vendela Vida: “Des Tauchers letzte Kleider”
Vendela Vida ist die Frau des Schriftstellers Dave Eggers und vollkommen zu unrecht nicht so bekannt, wie er.
Vor Jahren habe ich ihren Roman “Weil ich zu spät kam” gelesen und war begeistert. Seit dem habe ich auf etwas Neues von ihr gewartet.
Das hat sich gelohnt, denn “Des Tauchers leere Kleider” ist ein außergewöhnliches, magisches Buch über eine Reisende, welcher die Tasche gestohlen wird, wodurch sich Möglichkeiten eröffnen, von denen sie niemals zu träumen gewagt hätte.
10.Jakob Arjouni: “Hausaufgaben”
Hätte ich diesen einen Kunden in der Buchhandlung nicht nach seinem Lieblingsbuch gefragt, ich hätte “Hausaufgaben” nie gelesen. Was wäre mir da entgangen.
Hier geht es um einen arroganten Lehrer, der sich viel auf seinen Wortschatz einbildet und gerne mal auch ein erfundenes Fremdwort einwirft. Dass seine Schüler dies inzwischen bemerkt haben, fällt ihm allerdings nicht auf.
Des Weiteren bildet er sich viel auf seine perfekte Familie ein, die bei näherem Hinsehen gar nicht so perfekt ist.
Perfekt für Martin-Suter-Fans.
11.Oliver Hilmes: “Berlin 1936 – Sechzehn Tage im August”
Oliver Hilmes erzählt uns hier mitreißend, kenntnisreich und sehr unterhaltsam von der sehr widersprüchlichen Zeit der Olympischen Spielen im Jahr 1936.
Biografien waren ja bisher nicht so mein Fall, doch durch Oliver Hilmes hat sich dies geändert. Seine Bücher über Cosima Wagner und Alma Mahler-Werfel unbedingt noch lesen möchte.
12.Jennifer Clement: “Gebete für die Vermissten”
Jennifer Clement hat zehn Jahre lang für dieses Buch recherchiert und zahlreiche Mädchen und Frauen interviewt, die vom Drogenkrieg in Mexiko betroffen sind.
Es geht um ein Dorf, in dem die Frauen ihren Töchtern die Haare abschneiden und die Zähne schwarz einfärben, um sie häßlich zu machen, damit sie nicht von den Mitgliedern der Drogenkartelle entführt werden.
Unglaublich intensiv.
13.Rainbow Rowell: “Eleanor & Park”
Für mich ist dies die schönste Liebesgeschichte seit “Das Schicksal ist ein mieser Verräter” von John Green.
Ich glaube, mehr muss ich dazu nicht sagen.
14.Orkun Ertener: “Lebt”
Auch bei diesem Buch handelt es sich um einen Tipp von einem Kunden, der sich als wahre Krimi-Perle entpuppte.
“Lebt” ist die perfekte Mischung von Stieg Larssons “Verblendung”, Zafóns “Schatten des Windes” und “Illuminati” von Dan Brown – nur anspruchsvoller.
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