#GoldenBacklist

#GoldenBacklist

Es gab bei mir eine Zeit, in der ich an keinem Antiquariat oder Taschenbuchaktions-Mängelexemplar-Tisch vorbei gehen konnte, ohne ein Buch zu kaufen. Das hat sich natürlich in meinen Regalen bemerkbar gemacht. Wie viele dieser “Das-will-ich-unbedingt-noch-lesen”- Titel ich mir bisher zu Gemüte geführt? Wenn ich jetzt aber mal ganz ehrlich bin muß ich sagen: Nur sehr wenige.
Aber an Büchern wie Harry Mulischs: “Die Entdeckung des Himmels”, “Die Arbeit der Nacht” von Thomas Glavinic oder John Irvings: “Das Hotel New Hampshire” kann man doch nicht einfach vorbei gehen – das sind doch Bücher fürs Leben.

Das Problem besteht darin, dass jedes Jahr so viele Neuerscheinungen auf den Markt kommen, die ich auch unbedingt lesen und in der Buchhandlung verkaufen möchte.
Da viele Kunden diese “alten Titel” bereits kennen und nach etwas Neuem suchen, lese ich aus beruflichen Gründen Neuerscheinungen, blicke aber während der Lektüre auf meinen sich angesammelten Stapel und denke: “Ach so, ja, “Das etruskische Lächeln” von José L.Sampedro wolltest Du ja schon so lange lesen…jetzt habe ich gerade eine Novität angefangen…naja, das nächste Mal.” Und so verschiebt sich die Lektüre immer weiter nach hinten.

Das geht sogar so weit, dass ich gerade eben bei der Sichtung meiner Bücher bemerkt habe, dass manche Titel, die ich mir angeschafft habe, bereits vergriffen sind.
“Die Gärten der Finzi-Conti” von Giorgio Bassani, eines der ewigen Lieblingsbücher meines Kollegen Oskar ist nicht mehr lieferbar.
Genauso wie “Die Mutter des Erfolgs” von Amy Chua. Darauf hätte ich jetzt große Lust gehabt. Schade, da war ich wohl zu spät, denn vergriffene Bücher zu lesen “lohnt” sich für mich nicht, zumal ich meine Lesefreude ja mit anderen Menschen teilen und die Titel im Laden empfehlen möchte.

Bei Klassikern hat man ja das Glück, dass die Verlage mit sehr großer Sicherheit Neuauflagen drucken werden. “Jahrmarkt der Eitelkeiten” von William Makepeace Thackeray ist zum Beispiel einer der Titel, der noch lange lieferbar sein wird – und der bei mir noch immer ungelesen im Regal steht. Irgendwann (wenn ich in Rente bin..?!) werde ich dieses Buch lesen.

Manchmal hat man ja auch Glück und es erscheinen Neuauflagen längst vergriffener Titel. Bei Evelyn Waugh war das zum Beispiel so und ohne diese Aktion des Diogenes Verlages hätte ich diesen genialen Schriftsteller, der eines meiner Lieblingsbücher (“Scoop”) verfasst hat, nie entdeckt.

Worauf ich aber eigentlich hinaus will ist die Aktion der #GoldenBacklist, die von Simone und ihrem Blog Papiergeflüster ins Leben gerufen worden ist. In dieser Aktion geht es darum, Bücher zu lesen, die vor mindestens fünf Jahren erschienen sind und über diese zu schreiben.

Normalerweise sind Aktionen (oder Challenges) nicht mein Ding. Aber diese hier finde ich sehr sinnvoll und habe daher soeben mit meinem ersten Backlist-Buch begonnen, das schon seit Jahren im Regal steht.
Es handelt sich um “Die Sache mit dem Glück” von Yael Hedaya – ein Buch, das mir eine Kollegin vor sieben Jahren empfohlen hat. Bisher fand ich alle Bücher dieser israelischen Autorin wunderbar, wobei mich „Zusammenstöße“ am meisten faszinierte.
Yael Hedaya beschreibt den Alltag und das Zusammenleben der Figuren sehr klar und lotet die Emotionen ihrer Charaktere ganz fein aus.
Daher freue ich mich jetzt sehr auf „Die Sache mit dem Glück“. Der #GoldenBacklist sei Dank.

» zu meinen #GoldenBacklist – Büchern 

 

7 thoughts on “#GoldenBacklist
Constanze Matthes

Ich mag es, abseits der Bestsellerlisten und der Neuerscheinungen nach Büchern zu schauen. Da kommen dann die erwähnten Wühltische ganz recht oder ich bleibe dann vor meinen Regalen etwas länger stehen – auf der Suche nach der nächsten Lektüre. So wird dann ein späterer Blog-Beitrag zu einem weniger bekannten Buch zu einem besonderen Tipp und zu einer Form der Erinnerung. Viele Grüße

    Friederike

    Liebe Constanze,

    da hast Du recht. Ich finde es auch immer sehr erfrischend, Buchbesprechungen zu älteren Titeln zu finden – also: Bitte weiter wühlen :).
    Viele Grüße, Friederike

Cara

Ich bin auch schon sehr gespannt, welche Schätze ich entdecken werde!
Liebe Grüße, Cara

    Friederike

    Liebe Cara,

    ich bin auch auf Deine Entdeckungen gespannt und freue mich auf Deine Besprechungen.

    Viele Grüße,
    Friederike

Nanni

Liebe Friederike,

ich bin auch schon gespannt, welche Schätze du vorstellen wirst. Von den im Text genannten kenne ich nur „Das Hotel New Hampshire“ von Irving und das eigentlich auch nur vom sehen und anfassen, denn bisher steht es noch ungelesen im Regal.
Früher habe ich auch ganz viele gebrauchte Bücher oder MEs gekauft, weil es für mich als Studentin einfach nicht anders möglich war. Durchs bloggen ist es wiederum eher anders. Jetzt finden fast nur Neuerscheinungen den Weg ins Regal. Aber, egal was drin steht, es ist ziemlich voll und zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich den Überblick verloren habe. Von einigen Büchern, die schon seit Jahren im RuB sind, weiß ich nicht mal mehr, dass ich sie habe. Durch die vielen Aktionen und Blogbeiträge zu älteren Büchern, bekomme ich jedoch in letzter Zeit immer mehr Lust, mich auch mal diesen Büchern zu widmen und sie zu lesen. An der Challenge werde ich nicht teilnehmen, weil ich mich nicht binden möchte, verfolge aber interessiert eure Beiträge dazu.
Viele liebe Grüße
Nanni

Friederike

Liebe Nanni,

das ist auch das erste Mal, dass ich an einer „Aktion“ teil nehme, denn ich mag es gar nicht, wenn ich mich bei der Buchauswahl eingeschränkt fühle.
Die Backlistpflege ist mir jedoch ein wirkliches Anliegen. Mit meinem ersten Titel bin ich auch fast durch und es hat sich sehr gelohnt. „Die Sache mit dem Glück“ gefällt mir sehr gut. Ich werde berichten.

Viele Grüße, Friederike

Eva Jancak

Ich finde es eigentlich schade, daß Sie keine vergriffenen Bücher lesen wollen, weil Sie sich dadurch ja sehr einschränken und sehr viel nehmen und Buchhändlerin sind Sie ja nicht immer, ein Blog ist ja eigentlich etwas Privates, das erinnert mich an eine Szene, die ich einmal vor einem offenen Bücherschrank hatte, da war eine Mutter mit einem etwa zehnjährigen Mädchen und eine Menge alter Jugend- und Kinderbücher.
„Paß auf!“, hat die Mutter gesagt.
„Die kannst du nicht nehmen, denn die sind noch in der alten Rechtschreibung!“
Und so, sollte es, glaube ich, eigentlich nicht sein und die Buchhändler sollten alles lesen dürfen, was sie wollen und sich nicht vorab zensieren.
Ich bin eine häufige Bücherschrankbenützerin und habe da schon sehr viele alte vergriffene Bücher gefunden, die ich dann auch bespreche, schön ist es dann, wenn sich ein Verlag bei mir meldet, der das Buch gerade beim Wiederauflegen ist und so könnte es ja auch gehen und ich fürchte, die Bücherblogger sind an dieser Neuerscheinungsjagd selbst ein bißchen schuld, wenn sie schon am ersten Jänner die Neurerscheinungslisten bloggen und dann regelmäßig ihre Rezensionsexemplare ins Facebook stellen, das führt auch bei mir dazu, daß ich mir was bestelle, obwohl ich ja schon so viele alte Bücher habe, die ich eigentlich lesen sollte, wollte und nur durch die Bücherschränke, bin ich auf Leselücken gestoßen und angefangen Sagan, Moravia, etcetera zu lesen, die jetzt ja auch wiederaufgelegt und auf den Blogs verlost werden.
Also es gibt zuviele Bücher, das stimmt, aber ich finde es eigentlich schön, liebe Grüße aus Wien

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