Heinz Helle: “Eigentlich müssten wir tanzen”

Heinz Helle: “Eigentlich müssten wir tanzen”

Im Tal brennen die Häuser. Überall stehen verlassene Autos und tote Menschen liegen auf den Straßen. Die fünf Freunde, die gemeinsam ein Wochenende auf einer Berghütte verbringen, verstehen die Welt nicht mehr.
Für den Verstand ist der Anblick des apokalyptischen Szenarios zu viel – man kann es auch nicht verstehen.
Die Welt steht still. Es gibt keinen Strom mehr. Es ist sehr kalt. Und daran wird sich nichts mehr ändern.

Die fünf beschließen, den anderen Weg aus dem Tal zu nehmen, in der Hoffnung, dort auf Leben zu treffen und auf intakte Dörfer – doch alles Hoffen ist vergebens. Sie marschieren tagelang durch diese Einsamkeit.
Zunächst finden sie noch Nahrung in einem verlassenen Bergrestaurant, doch schon bald ist auch diese Quelle erschöpft. Wie lange können die Männer noch durchhalten, wenn eigentlich klar ist, dass alles Hoffen zu nichts führen wird?

Heinz Helle entführt uns in eine düstere Welt, aus der es kein Entrinnen gibt. Wir spüren die Kälte und erleben selbst mit, wie die Gedanken immer langsamer werden und es ums pure Überleben geht. Das ist sehr stark gemacht und ich kann mir nicht helfen, aber mich erinnert die Atmosphäre, die er kreiert, irgendwie an die Serie “The Walking Dead”, nur ohne Zombies.
Mich haben Heinz Helles Beschreibungen gepackt, doch leider habe ich den Fehler gemacht, zuvor Valerie Fritschs “Winters Garten” zu lesen, einen Roman, der ebenfalls auf der Longlist des Deutschen Buchpreises steht und der eine ähnliche Thematik hat. Valerie Fritschs Szenario ist, so finde ich, subtiler und ungleich überraschender.

Keine Frage, Heinz Helle hat ein tolles Buch geschrieben und ich würde mir sehr wünschen, ich hätte die beiden Bücher in einer anderen Reihenfolge gelesen. Im direkten Vergleich muß ich sagen, dass ich bei Valerie Fritsch ein intensiveres Leseerlebnis hatte und ich irgendwie nicht glaube, dass zwei Weltuntergangsszenarien auf der Shortlist zu finden sein werden.

Aber mal sehen, vielleicht liege ich ja vollkommen falsch. Bald werden wir es wissen, denn die Shortlist wird nächsten Mittwoch verkündet.

» zur Leseprobe


ISBN:  978-3-518-46786-2
Verlag: Suhrkamp
Erscheinungsjahr: 2017
Seiten: 172
Preis: 10,00 €

Die gebundene Ausgabe dieses Titels ist 2015 ebenfalls bei Suhrkamp erschienen.


Das könnte Dir vielleicht auch gefallen:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

Archive