Kenneth Oppel: “Das Nest”

Kenneth Oppel: “Das Nest”

“Das Nest” ist ein Knaller. Nahezu filmisch liefen in meinem Kopf die Bilder dieses wirklich gruseligen Romans ab, von dem ich denke, dass eine Altersangabe ab 11 Jahren sehr ambitioniert ist. Selbst mir lief nicht nur ein Schauer über den Rücken.

Mit Stevens kleinem Bruder stimmt etwas nicht. Jeden Tag müssen die Eltern mit ihm in die Klinik und keiner weiß, an welcher Krankheit dieses Baby leidet und ob es jemals gesund werden wird.
Steven selbst hat aber noch eine ganz andere Sorge: Es ist Sommer, ein Sommer mit vielen Wespen, vor welchen er sich sehr fürchtet.

Als er von einer Wespe gestochen wird, stellt sich zudem heraus, dass er allergisch gegen diese Insekten ist. Ein weiterer Grund zur Sorge. Außerdem sehen diese Wespen auch nicht ganz normal aus –  anstatt der normalen schwarz-gelben Färbung, sind diese silber-grau und zerbröseln, wenn man sie tötet.

Die Angst vor Wespen geht sogar so weit, dass Steven von diesen träumt, wobei er die Königin (die übrigens im Traum so groß ist, wie er selbst) zunächst für einen Engel gehalten hat, da sie sehr nett und zuvorkommend ist. Dennoch wacht Steven nach jedem Traum schweißgebadet auf und hat zudem das Gefühl, dass jemand an seinem Bettende sitzt.
Gruselig. Noch gruseliger wird es jedoch, als die Königin ihm im Traum eine Riesenlarve zeigt und sagt, dass aus dieser Larve ein neues gesundes Baby entstehe, das gegen Stevens kleinen Bruder ausgetauscht werden wird. Ein gesundes Baby sei doch viel besser, als ein krankes, oder? Was mit dem kranken Baby geschehen wird, steht auf allerdings auf einem ganz anderen Blatt.

Doch dies ist erst der Anfang. “Das Nest” wird noch viel schlimmer und spielt gekonnt mit unserer Angst vor stechenden Insekten. Mit meiner zumindest, denn auch ich zeichne mich nicht dadurch aus, bei Wespen besonders ruhig zu bleiben. Die Vorstellung davon, dass tausende sich durch den Holzrahmen eines Fensters zu mir “durchnagen” könnten, verursacht mir großes Unbehagen.
Aber ich möchte jetzt nicht zu viel verraten, denn es ist lange her, dass ich so gespannt mit einem Protagonisten mitgefiebert habe. Bitte fiebert selbst und lernt diesen kanadischen Autor kennen –  Kenneth Oppel versteht sein Handwerk und die Dramaturgie des Schaurigen.

Eine meiner Kolleginnen wies mich auf seine früheren Romane hin, von denen sie ebenfalls sehr begeistert gewesen ist. Obwohl sie sich nicht für das Thema “Luftschiffe” interessierte, hat sie Oppels “Wolkenpiraten” mit angehaltenem Atem gelesen und alles greifbar vor sich gesehen. Das glaube ich gerne, habe ich Oppels schriftstellerische Fähigkeiten gerade selbst erfahren dürfen.

Sein größter Erfolg war übrigens die Fledermaus-Trilogie, die, wie mir berichtet wurde,  sogar “Wenig-Leser” zum Lesen brachte und die ich mir jetzt wohl anschaffen werde.
Ich denke dass diese Reihe (in der es um eine Fledermaus geht, die ihre Kolonie aus höchster Gefahr rettet) altersgerechter ausfallen wird, als “Das Nest”, das ich eher in die Nähe von Stephen King stellen würde. Sowohl in der Spannung, als auch im schriftstellerischen Können steht Kenneth Oppel diesem in nichts nach.
Hut ab.

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Dieses Buch stand im April 2016 auf der Liste der „Besten 7 Bücher für junge Leser“, die von DeutschlandRadio und dem Magazin Focus herausgegeben wird. Des Weiteren erhielt es im Januar 2016 die Auszeichnung „Kröte des Monats“ der STUBE (Studien- und Beratungsstelle für Kinder- und Jugendliteratur).


ISBN: 978-3-7915-0005-8
Erscheinungsjahr: 2016
Übersetzung: Jessika Komina, Sandra Knuffinke
Verlag: Dressler
Preis: 12,99 €

4 thoughts on “Kenneth Oppel: “Das Nest”
MsBookpassion

Huhu ♥
Eine tolle Rezension. Danke dafür 🙂
Das klingt ja wirklich schaurig. Ich habe auch einen enormen Respekt vor Wespen und brauche die wirklich nicht um mich… aber das Buch reizt mich nach deiner Meinung ja nun doch. Mhm. Ich schreibe es auf jeden Fall mal auf die Wunschliste. 🙂
Wünsche dir einen schönen Sonntag.
Liebe Grüße
Jacky ♥

Friederike

Liebe Jacky,

ich glaube, für Menschen, die mit Wespen nicht so gut können, ist dieses Buch um so schauriger. Viel Spaß bei der eventuellen Lektüre wünscht

Friederike

Annette

Brrr, das klingt unheimlich! Ist aber schon bestellt… danke für den Hinweis.

Friederike

Ja, unheimlich ist das richtige Wort für dieses Buch – ich bin gespannt, wie es Dir gefällt.

Bis bald, viele Grüße,
Friederike

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