Leon de Winter: “Geronimo”

Leon de Winter: “Geronimo”

Man stelle sich einmal vor, Osama bin Laden wäre am 2. Mai 2011 nicht getötet, sondern verschleppt worden. Wer würde von diesem Szenario profitieren?
Dieser Frage geht Leon de Winter in seinem spannenden Roman “Geronimo” nach.

Tom Johnson war früher bei einer Einheit der Delta Force und hat mit dieser viele verschiedene Missionen, unter anderem in Afghanistan, durchgeführt. Sein Schwerpunkt lag dabei auf der Jagd nach den Anführern der Taliban und deren Vernehmung.
Nach 18 Jahren hat er, nachdem er im Einsatz Verletzungen erlitten hatte und nicht mehr bei Operationen eingesetzt werden konnte, den Dienst quittiert und arbeitet nun bei der “Special Activities Division” der CIA. Das heißt im Innendienst.

Allerdings hat er mitbekommen, dass eine große Aktion geplant ist, bei der sogar ein “Mock-up” House gebaut wurde, um den Einsatz üben zu können.
Bei einem Abend mit Freunden, die noch im aktiven Dienst sind, versucht er diese auszuhorchen, was ihm zunächst nicht gelingt, steht doch das Schweigen über laufende Operationen an erster Stelle.
Doch der Alkohol fließt in Strömen und so langsam beginnen die Freunde Andeutungen zu machen und irgendwann ist klar, was ihre Mission ist: Osama bin Laden zu töten.
Ja, richtig gehört: Es geht nicht darum, ihn lebendig zu kriegen. Man will seinen Kopf, das wurde von einem Repräsentanten des Weißen Hauses unmissverständlich ausgedrückt.

Die Ausführenden der Operation sind nicht begeistert und beginnen darüber zu spekulieren, wie sie es anstellen könnten, Osama bin Laden lebend aus dem Haus heraus zu bekommen und die Welt nur glauben zu machen, dass er getötet worden ist.
Tom tut dies als vollkommene Spinnerei ab, doch als ihn einer der Männer aufsucht und ihn um Geld bittet, beginnt er zu ahnen, dass seine ehemaligen Kollegen diese absurde Idee in die Tat umgesetzt haben.

Seit ich “Das Recht auf Rückkehr” gelesen habe, bin ich ein Fan von Leon de Winter, der es versteht auf hohem Niveau Spannung zu erzeugen.
Dies gelingt ihm in “Geronimo” erneut. Es ist ein Buch für das er viel recherchiert haben muß, da der Aufbau einer Organisation, wie der CIA, der Navy Seals und der Delta Force nicht einfach zu durchschauen ist. Doch mühelos erklärt de Winter dies und man kommt sich vor, als sei man direkt beim Einsatz dabei.
“Geronimo” ist so ein bisschen wie die Serie “Homeland” (die ich sehr liebe) in Buchform. Hochspannend, durchdacht und brisant.

Des Weiteren geht de Winter unter anderem sehr kritisch mit der amerikanischen Regierung ins Gericht. Zum Beispiel gibt es ein Kapitel in welchem wir dabei sein dürfen, als ein Herr (wir werden darüber im Unklaren gelassen, ob es sich hierbei um den amerikanischen Präsidenten handeln soll, aber die Vermutung liegt nahe) die Rede schreibt, in welcher er der Nation verkündet, dass Osama bin Laden getötet worden ist.
Hierbei erfahren wir, was er schreibt und was er eigentlich gerne schreiben möchte. Das ist sehr interessant, ist die Diskrepanz zwischen dem Gedachten und dem für die Rede geschriebenen Worten doch gravierend.
Bei diesem Kapitel konnte ich ein Schmunzeln nicht unterdrücken.

Wer Spaß an mit Politik spielenden Büchern hat, wissen will, welch brisantes Material in Osama bin Ladens Hände geraten ist und warum ein einfach Hocker zu einem begehrten Gegenstand wird, der lese dieses Buch – sehr spannende Lesestunden sind garantiert.

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ISBN: 978-3-257-24422-9
Verlag: Diogenes
Erscheinungsjahr: 2017
Übersetzung: Hanni Ehlers
Preis: 13,00 €

Die gebundene Ausgabe dieses Titels ist 2016 ebenfalls bei Diogenes erschienen.


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