Die Romane, die ich in diesem Monat gelesen habe, sind sehr unterschiedlich. Von der leichten Krimilektüre, über ein Buch, das sich mit zwei Menschen beschäftigt, die an ihrem bisherigen Dasein zu zweifeln beginnen, bis hin zum tragisch-witzigen Roman mit etwas speziellen Hauptfiguren.
Hier sind sie:
Johanna Frid: “Haralds Mama”
Zwei Frauen treffen auf einem sehr abgelegenen Flughafen (naja..eher ein Flughäfchen..) aufeinander. Die Begeisterung ist auf beiden Seiten eher mäßig bzw. verschwindend gering.
Das Einzige, das die 70jährige robuste, sehr effiziente Frau, die alles sofort anpackt und die ca. 30jährige Doktorandin, die gefühlt seit zehn Jahren an ihrer Abschlussarbeit sitzt, eint, ist die gegenseitige Antipathie. Und der Mensch, auf den sie beide warten: Harald.
Harald, den man einfach lieben muss (also meistens) und der, wäre er ein Hund, ein Golden Retriever wäre. So lieb, so gut gelaunt, so viel Energie. Everybody’s Darling.
Aber der Flug des Golden Retrievers, der in einer “Kur” war, verspätet sich. Somit sind seine Freundin und seine Mutter einander ausgeliefert.
Beide warten auf Harald und beide sind sich zu 100 Prozent sicher, den Sohn/Freund mit nach Hause zu nehmen. In das jeweilige Zuhause natürlich. Man müsste die Zeit nutzen, um verschiedene Dinge zu klären… tja, müsste…
Ich bin hin und weg!
Dieser Roman ist wunderbar scharfzüngig, sarkastisch und pointiert. Was den Humor anbelangt, so würde ich Johanna Frids Stil als eine Art Mischung aus Amelie Nothomb (“Mit Staunen und Zittern” fand ich z.B. super) und Stefanie Sargnagel (“Iowa” war eines meiner Highlights 2024) beschreiben. Jetzt kommt das ABER.
ABER “Haralds Mama” ist auch ein Buch, das sehr tief geht. Das sehr ernst ist – und traurig macht.
Denn neben dem schwierigen Verhältnis der beiden Frauen geht es darum, wie es ist, mit einem Menschen zu leben, der von seiner Tablettensucht nicht los kommt.
Niko Stoifberg: “Abglanz”
Selin ist Grafikerin und schustert in ihrem Beruf Berglandschaften für Mineralwasserwerbung zusammen. Langweilig!
Und außerdem war eh klar, dass sie sich das Ganze sparen kann. Der Kunde wird sowieso Stockfotos wollen. So ist es auch gekommen.
Selins Freund Tim (von dem Selim schwanger werden will…naja…sie will eigentlich inzwischen nur noch schwanger werden – von wem ist ihr so langsam egal) arbeitet für ein Kunstmagazin und fühlt sich total wichtig. Dass er Selins Bilder jedoch niemals ins Heft aufnehmen würde, ist klar. Das riecht nach Vetternwirtschaft! Schade. Jetzt hat man mal Kontakte und dann bringen sie einem nichts.
Heute hat Tim Fotos von Werken einer unbekannten Künstlerin mitgebracht.
Was die Künstlerin namens Nima geschaffen hat, ist großartig. Eine Verknüpfung zwischen tibetischer und westlicher Kultur. “Das kann ich auch”, denkt Selin.
Sie beginnt Bilder im Stil Nimas zu malen und schickt sie (unter Nimas Namen) per Mail an Tim und seine Kollegen. Die sind begeistert. Folgt jetzt die große Karriere, von der Selin träumt?
Das Thema “Kunst” in Romanen finde ich ja immer gut. Und flapsige Schreibstile (aber bitte mit Niveau!) auch. So wie hier. “Abglanz” hat mir sehr viel Spaß gemacht. Selin ist wunderbar ironisch und die gewählte Form des “Tagebucheintrags” passt perfekt zur Thematik.
Des Weiteren finde ich es toll, wie sie die wichtigtuerische Kunstszene aufs Korn nimmt. Ihr “Sidekick” Albin, der Tibet-Experte, ist ebenfalls genial.
Was ich nicht so toll finde, ist der Umfang des Romans (416 Seiten). Ich weiß, dass das Kürzen eines Textes schwierig ist, aber hier hätte man gut und gerne 150 Seiten weglassen können.
Eins noch: Bitte lest AUF KEINEN FALL den Klappentext. Die Sache, die hier erwähnt wird, geschieht auf Seite 520 – der Roman hat 546 Seiten…..!!
Aber abgesehen davon fand ich “Abglanz” prima!
Caroline Schmitt: “Monstergott”
Die Geschwister Esther und Ben leben zusammen in einer WG und sind in der gleichen freikirchlichen Gemeinde tätig. Beide sind dort groß geworden und verbringen ihre gesamte Freizeit, indem sie Hauskreise leiten, Freizeiten und Gottesdienste vorbereiten und durchführen.
Quasi nebenbei arbeitet Esther als Krankenschwester, während Ben als Fluglotse tätig ist. Sein Beruf erfordert höchste Konzentration.
Darum ist er gerade sehr froh, denn es gibt in seinem Leben Dinge, die er niemandem anvertrauen kann.
Auch Esther hängt ihren Gedanken nach, denn den Entschluss, Krankenschwester zu werden und nicht zu studieren, hat sie damals nicht selbst getroffen – aber auch nie infrage gestellt.
Als sie auf einen Menschen trifft, der früher ebenfalls in der Gemeinde war, beginnt sie über eben dies, aber auch über anderes nachzudenken…und sich die Frage zu stellen, ob sie glücklich ist.
Dieses Buch ist eine der Neuerscheinungen dieses Herbstes, auf die ich mich am meisten gefreut hatte. Nach den vielen Krimis war “Monstergott” endlich mal wieder ein Roman, der mich ansprach und nach ein paar Seiten dachte ich: Ja, das wird gut. Also “gut” nicht in dem Sinne, dass alles für die Protagonisten gut wird – das wäre ja auch langweilig.
Ich finde es toll, wie hier die Zerrissenheit bzw. die Verletzungen zweier junger Menschen gezeigt werden. Esther und Ben wurden in eine Welt hineingeboren, die sie sich nicht selbst ausgesucht haben, in der sie aber vollkommen aufgehen. Für beide gibt es nichts anderes und Zweifel haben keinen Platz. Bis…ja, bis…
Ein wirklich gutes Buch zu einer sehr interessanten Thematik.
Colleen Hoover: “Verity”
Lowen ist Autorin und hat finanzielle Probleme. Doch heute hat sie ein wahnsinniges Angebot bekommen: Sie soll die Psychothriller-Reihe der Erfolgsautorin Verity Crawford weiterschreiben.
Verity selbst ist das derzeit leider nicht möglich, denn nach dem Tod ihrer beiden Töchter, steht es gesundheitlich sehr schlecht um sie. Niemand kennt die genaueren Umstände, aber der Verlag weiß: Die Reihe muss weitergehen und zwar bald, sonst kräht kein Hahn mehr nach Verity-Crawford-Thrillern.
Lowen ist sich zunächst nicht sicher, ob das Ganze nicht zu groß für sie ist. Aber das Geld lockt. Schließlich kommt es dazu, dass sie vorerst in die Villa, in welcher Verity mit ihrem Mann lebt, einzieht. Sie muss ja auch das Material sichten, das es massenweise gibt.
Dann findet Lowen jedoch ein Manuskript, das ein ganz anderes Licht auf die Unglücksfälle in Veritys Leben wirft: Veritys Biografie. Und was darin steht, ist nichts für schwache Nerven…
“Verity” hatte ich seit dem Erscheinen 2018 auf meinem eReader und bisher ehrlich gesagt keine Ahnung, worum es in diesem Psychothriller geht. Ich wusste nur: Er ist anders als Colleen Hoovers Jugendbücher. Und das ist er definitiv, denn es gibt sehr viele Sexszenen – und: “Verity” ist sehr spannend!
Ich habe dieses Buch in einem Rutsch gelesen und verstanden, weshalb es sich so gut verkauft.
Sash Bischoff: “Fury”
Die junge, erfolgreiche Schauspielerin Lila Crayne startet zusammen mit ihrem Verlobten, einem Hollywoodregisseur, ein großes Projekt: Die Verfilmung des Romans “Zärtlich ist die Nacht” von F. Scott Fitzgerald (“Der große Gatsby”).
Es geht um ein Dreiecksverhältnis, um Macht und Manipulation. Aber Lila und ihr Verlobter möchten eine neue, moderne Version der Geschichte erzählen: Die weibliche Sicht.
Lila möchte tiefer in ihre Rolle eindringen und beschließt, sich dafür in Therapie zu begeben. In ihrer Vergangenheit gibt es Dinge, die sie prägen und welchen sie sich bis heute nicht zu stellen wagte.
Sie ringt ihrem Therapeuten das Versprechen ab, dass nichts, was sie während der Sitzungen erzählt, nach außen dringen darf. Niemand, auch ihr zukünftiger Mann, darf je erfahren, was damals geschah…
Dieses Buch hatte ich bisher nicht auf dem Schirm, aber als ich entdeckte, dass Joyce Carol Oates sich begeistert äußerte, war klar: Das wird jetzt gelesen.
Mir hat dieser Roman gut gefallen. Allerdings ist es so, dass ich schon viel in dieser Richtung gelesen habe, weshalb mir auch früh klar war, auf was das Ganze hinausläuft.
Ich bin immer wieder auf der Suche nach etwas Neuem, etwas, das ich so noch nicht gelesen habe. Mir ist bewusst, dass das schwierig ist. Aber ich gebe die Hoffnung nicht auf. Und es kann ja nicht jeder Roman ein Highlight sein.
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