JP Delaney: “Du gehörst uns”

JP Delaney: “Du gehörst uns”

Na, wünscht Ihr Euch auch mal wieder einen Psychothriller, der Euch an einem verregneten Tag an die Couch fesselt?
Dann versucht es doch mit “Du gehörst uns” – bei mir hat es jedenfalls funktioniert. Ich habe mich nur zum Teekochen erhoben.

Pete ist nicht sonderlich begeistert, als die Kindergärtnerin ihn zum Gespräch bittet. Er ahnt schon, dass sein Sohn Theo sich wieder mal nicht so verhalten hat, wie andere Zweijährigen es tun.
Und richtig: Er hat ein Kind aus der Gruppe geschlagen. Zum dritten Mal in diesem Monat.
Theo fällt es schwer, mit anderen Kindern zusammen zu sein und “teilen” ist für ihn ein Fremdwort. Auch bei der Sprachentwicklung hinkt er hinterher.

Pete, der als freier Journalist von Zuhause aus arbeitet und für Theos Betreuung verantwortlich ist, hat schon verschiedene pädagogische Konzepte ausprobiert, jedoch
bisher noch nicht das Optimale gefunden. Aber er bleibt dran und ist fest davon überzeugt, dass er die richtige Methode schon noch entdecken wird.

Als er und Theo an diesem Nachmittag Zuhause sind, klingelt es und Pete befürchtet schon, dass die Eltern des Kindes, das Theo geschlagen hat, vor der Tür stehen.
Doch dem ist nicht so.
Vor der Tür steht ein Mann, der Theo extrem ähnlich sieht und der nicht nur behauptet Theos Vater zu sein, sondern dies auch beweisen kann…

Seit ich vor Kurzem “Schweig!” von Judith Merchant gelesen habe, bin ich wieder im Krimi-Fieber. Genauer gesagt im Psychothriller-Fieber.
Wie in jedem Genre gibt es hier Titel, die mich von der ersten Seite an fesseln (wie “Der Verdacht” von Ashley Audrain), Bücher, die ich runterlese und denke “ja, war ok” ( wie “Die Frau vom Strand”* von Petra Johann) und Titel, die ich nach 50 Seiten weglege (was zum Beispiel bei
“Die Nachbarin”* von Caroline Corcoran der Fall war) und denke, dass ich hier meine Zeit verschwende.

Das Wichtigste ist mir bei diesem Genre natürlich die Spannung und dass die Lektüre nicht zu fordernd, aber auch nicht total trivial geschrieben ist.
Außerdem sollten sich die Charaktere nicht unlogisch oder absurd verhalten und die Story nicht an den Haaren herbeigezogen sein.
“Du gehörst uns” hat all diese Kriterien erfüllt.

Das Besondere hierbei ist die Story, denn (und ich verrate nicht zu viel, wenn ich dies hier schreibe) es geht darum, dass Theo zeitgleich mit einem anderen Kind auf die Frühchenstation gekommen ist und die Kinder dort vertauscht worden sind.
Jetzt stellt sich natürlich die Frage, wie die beiden Elternpaare weiter vorgehen sollen.
Was ist richtig? Alles so zu belassen, wie es ist, oder die Kinder auszutauschen….

Ich habe gerade mal nachgeschaut und es gibt wirklich Fälle, in denen Babys vertauscht wurden. Manchmal wurde dies in der Klinik von den Eltern bemerkt, manchmal aber erst zufällig Jahre später. An den Haaren herbeigezogen ist JP Delaneys Geschichte also keineswegs.

Des Weiteren spielt der Autor auch mit der Thematik der Vererbung. Bzw. damit, wie die vererbten Gene den Charakter eines Menschen beeinflussen und inwieweit dieser von den Umwelteinflüssen bzw. der Erziehung geprägt wird. Ein spannendes Thema.
Wobei ich klarstellen möchte, dass es sich nach wie vor um einen Krimi handelt, der meilenweit von jeglicher wissenschaftlichen Abhandlung entfernt ist.

Jedoch hat JP Delaney mich dazu angeregt, ein bisschen über dieses Thema nachzudenken und mir Gedanken darüber zu machen, wie ich das Dilemma des vertauschten Kindes angehen würde.
Ganz ehrlich: Das Nachdenken hat nichts gebracht. Ich bin zu keinem Ergebnis gekommen.

Ach so, noch etwas: Das vertauschte Kind ist nur der Anfang der Geschichte. Da kommt noch einiges mehr auf uns zu…
Wie schon gesagt, ich saß mit diesem Buch einen Nachmittag lang auf der Couch fest.
Was will ich mehr?!

» zur Leseprobe*


ISBN: 978-3-328-60198-2
Verlag: Penguin
Erscheinungsjahr: 2021
Übersetzung: Sibylle Schmidt
Seiten: 448
Preis: 15,00 €


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