Für seine Krimireihe um den Psychologen Joseph O’Loughlin und Vincent Ruiz, den Dezernatsleiter für den Bereich schwerer Gewaltverbrechen, ist der australische Schriftsteller Michael Robotham bekannt.
Mit “Die Rivalin” wagt er sich an eine andere Spielart des Genres: “The-Hand-That-Rocks-the-Cradle” – Crime, wie ich es nenne.
Agatha arbeitet in einem kleinen Supermarkt in London und weiß diesen Job zu schätzen. Denn in der Nachbarschaft lebt Meg mit ihrem Mann Jack und den beiden Kindern Lucy und Lachlan. Meg betreibt einen Mama-Blog im Internet und schreibt über ihr Familienleben.
Natürlich gibt sie dort nicht ihren echten Namen bzw. die ihrer Familienmitglieder preis, aber es war nicht schwierig für Agatha diese herauszubekommen, zumal Meg im Supermarkt einkauft und die Kinder beim Namen ruft.
Gesprochen haben die beiden noch nicht miteinander, aber Agatha weiß so einiges über Meg: Dass sie “eine vom Glauben abgefallene Vegetarierin ist” zum Beispiel, oder dass sie frische Pasta und Mürbekekse in Dosen mag, wie ihr Einkaufskorb verrät.
Für Agatha steht fest, dass Meg und sie Freundinnen werden, zumal die beiden ja eine Gemeinsamkeit haben: Einen dicken Bauch. Beide sind schwanger – und beide haben so ihre Geheimnisse.
Dass Megs Leben jedoch gar nicht so perfekt ist, wie es den Anschein hat bzw. wie sie es im Blog darstellt, erfahren wir kurz darauf. Das dritte Kind war nämlich nicht geplant und ihr Mann Jack, der als Sportreporter für einen TV-Sender arbeitet und es liebt auf der Straße erkannt zu werden, ist alles andere als begeistert.
Davon erzählt uns Meg selbst, denn Michael Robotham lässt die beiden Frauen abwechselnd zu Wort kommen, was den Reiz dieses Buches ausmacht, in welchem es ums lügen und darum geht, dass sich hinter so manch glänzender Fassade ein dunkler Fleck verbirgt.
Ich muss sagen, dass ich zu Beginn nicht sicher war, ob ich weiterlesen sollte, denn Michael Robotham bedient so manches Genre-Klischee und das ist teilweise grenzwertig. Außerdem habe ich bei einigen Sätzen und Ausdrücken wirklich die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen und mich gefragt, weshalb der Lektor das hat durchgehen lassen.
Allerdings kann Robotham eins: Spannung erzeugen bzw. Handlungs-Twists erfinden, mit welchen man nicht rechnet. Ich konnte nicht aufhören zu lesen und musste unbedingt wissen, was als nächstes passiert.
Wer hier allerdings einen Krimi in der Joseph O’Loughlin/Vincent Ruiz-Art erwartet, der wird enttäuscht sein, denn wie bereits erwähnt bedient “Die Rivalin” einen anderen Krimibereich.
Wer jedoch etwas in Richtung “The Girl Before”, “The Couple Next Door”,“Girl on the Train” oder “Good as Gone” sucht, der wird an “Die Rivalin” seine Freude haben.
ISBN: 978-3-442-31409-6
Verlag: Goldmann
Erscheinungsjahr: 2017
Übersetzung: Kristian Lutze
Seiten: 512
Preis: 14,99 €
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