Petra Piuk: “Lucy fliegt”

Petra Piuk: “Lucy fliegt”

Das ist die Geschichte von der Lucy (eigentlich Linda), die nach Hollywood fliegt, um ein Star zu werden.
Wollen wir so eine solche Story wirklich lesen? Gibt es nichts Besseres?
Nein! Gibt es nicht.
Denn es ist die Ausnahmeautorin Petra Piuk, die uns Lind… äh Lucys Geschichte erzählt.
Das kann nur gut sein – und jetzt mal unter uns: Das ist es auch.

Wenn es die Lucy in den Bauch der Mutter geschafft hat, ohne dass das Kondom geplatzt ist, dann schafft sie auch noch viel mehr. Hollywood, das wird ein Klacks. Zu Füßen werden sie ihr liegen.
Dafür muss die Lucy aber erstmal ins Flugzeug schaffen und das, wo sie doch Flugangst hat. Aber dann spielt sie einfach eine (sehr schöne) Frau ohne Flugangst. Eine ihrer leichtesten Übungen.
Wo war nochmal der Notausstieg?

Keine Panik Lucy, das klappt schon. Erstmal die Notfalltropfen auspacken, aber was helfen die dagegen, dass Lucy in Reihe 14 sitzt???
Reihe 14 ist ja quasi die nicht existierende Reihe 13!!
Ohje….

Eigentlich wollte die Lucy ja schon vor zweieinhalb Jahren im Flieger sitzen, doch kurz vor dem Reisebüro hat der Alex sie angerempelt und ihr gesagt, dass sie aussieht, wie Emma Stone.
Bleib da, krieg mit mir Kinder hat er gesagt. Und Lucy hat geglaubt, dass er nicht so ein Heuchler ist, wie ihr Vater. Oder wie der Jo. Der hat die Lucy in der 5. Klasse zum Star gemacht: Sie war die Erste von der Unterstufe, die mit einem, dem Jo nämlich, ins Bett gegangen ist. Super, toll gemacht, Lucy.
Alle wollten damals mit ihr befreundet sein. Sogar die von der c-Klasse.

Warum er dann mit der Sonja aus der 5b gegangen ist, versteht die Lucy bis heute nicht. Er hat doch gesagt, dass sie gut war und dass sie alles richtig gemacht hat.
Und alle haben über sie geredet. ALLE!
Und die anderen gefragt, ob sie es auch schon mit der Linda gemacht haben und ob die Linda es bei Ihnen geschluckt hat.
Ja, hat sie. Das ist doch super, oder?!

Das alles lässt die Lucy jetzt aber hinter sich und fliegt nach Hollywood. Ihre Dankesrede für die Oscars hat sie schon vorbereitet…

Petra Piuk hat meinen Lieblingsroman des Jahres 2018 geschrieben: “Toni & Moni”. Einen “Heimatroman” der anderen Art.
Daher habe ich lange gezögert, ihren Debütroman “Lucy fliegt” zu lesen, zumal ich Angst hatte, enttäuscht zu werden. Unberechtigterweise, denn “Lucy fliegt” ist bisschen anders als “Toni & Moni”, doch haben beide eine Gemeinsamkeit: Sie sind schlichtweg genial!
Und strotzen vor Sarkasmus und Ironie.

Zimperlich darf man hier allerdings nicht sein. Die Story kommt so unscheinbar daher, der Leser wiegt sich in Sicherheit und dann schlägt Petra Piuk zu. Sie versetzt sich so tief und konsequent in Lucy hinein, das einem ganz bang wird.
Kann es sein, dass ein Mensch so naiv ist? So naiv, dass er nicht versteht, was er da eigentlich tut, obwohl seine Umwelt ihm dies klar widerspiegelt?
Ja, er kann – und das ist sehr traurig.

Hat man gerade noch über Lucys selbstverliebte und naive Art gelacht, muss man im nächsten Absatz schlucken und hat Mitleid mit ihr. Sie ist nämlich eine ganz arme Sau.
Diese emotionale Achterbahn zwischen Komik und Tragik meistert Petra Piuk mit links. Das schaffen nicht viele Autoren und davor ziehe ich den Hut.

Und auch davor, dass es am Ende eine Wendung gibt, mit der ich nicht gerechnet habe.
Großartig!

Mehr davon!

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