Alan Gratz: “Amy und die geheime Bibliothek”

Alan Gratz: “Amy und die geheime Bibliothek”

Dieses wunderbare Buch ist definitiv eines meiner Highlights des Jahres 2021!

Amys Lieblingsort ist die Bibliothek.
Zum einen natürlich wegen der Bücher, denn Amy liebt das Lesen. Zum anderen, weil sie dort ihre Ruhe hat.
In ein paar Minuten öffnet die Bibliothek  und dann kann Amy  endlich wieder ihr Lieblingsbuch “Gilly Hopkins – Eine wie keine” ausleihen.
Sie ist zwar sowieso die Einzige an der Schule, die dieses Buch liest, aber Mrs. Jones (die Bibliothekarin) hat eine Regel aufgestellt, die besagt, dass man ein Buch nur zweimal hintereinander ausleihen darf.
Danach muss es FÜNF TAGE im Regal stehen, bevor Amy es wieder ausleihen kann.
Das ist echt lange!

Mrs Jones meint, diese Regel sei notwendig, damit auch andere Menschen die Chance hätten, dieses Buch zu lesen. (Was ja eh niemand will, aber diesen Kommentar hat Amy sich gerade noch so verkniffen.)
Jetzt sind besagte FÜNF TAGE um und Amy kann “Gilly Hopkins” wieder mit nach Hause nehmen. Doch als sie am Regal steht und nach ihrem Lieblingsbuch greifen möchte, muss sie feststellen, dass es nicht da ist. Das ist noch nie vorgekommen!

Amy ist verstört und fragt Mrs. Jones ob jemand anderes das Buch ausgeliehen hat?!
Es kommt aber viel schlimmer, denn die Bibliothekarin muss Amy mitteilen, dass sie gezwungen war „Gilly Hopkins“  aus dem Regal zu nehmen, “Weil einige Eltern sich zusammengeschlossen haben und der Meinung sind, das Buch wäre […] ungeeignet. […] Das bedeutet, ich darf es dir nicht ausleihen, und auch sonst niemandem. So lange, bis ich beim Schulausschuss vorgesprochen und dafür gesorgt habe, dass dieses Unsinn rückgängig gemacht wird.
Das bedeutet Amy: Dein Lieblingsbuch wurde aus der Schulbibliothek verbannt.”…..

Die besorgten Eltern, allen voran Mrs. Spencer, haben aber nicht nur ein Buch aus der Bibliothek entfernen lassen, sondern gleich elf Stück (wobei die Einzelbände einer Reihe nicht eingerechnet wurden).
Darunter sind:

Amy hat die Hälfte der Bücher auf der Liste (die sogar in der Zeitung abgedruckt worden ist) schon gelesen – und ist jetzt fest entschlossen, die gesamte Liste abzuarbeiten.
Nur, wie soll sie jetzt an an diese Bücher herankommen, wenn man sie in der Bibliothek nicht mehr ausleihen kann?
Klar, ein oder zwei Titel kann sie sich von ihrem Taschengeld in der Buchhandlung kaufen. Aber doch nicht alle….!

Schließlich bekommt Amys Mitschüler Danny ein Gespräch zwischen Amy und ihrer Freundin Rebecca (die Anwältin werden will – und die ich richtig super finde) mit und fragt:

Danny: “Warum interessiert ihr beiden euch eigentlich so dafür?[…] Sind die Bücher ganz besonders gut?”
Rebecca:“Sie müssen ganz besonders gut sein. […] Warum sollte man sie sonst verbannen?”
Danny: “Ja, ich wette, die sind voll mit coolem Zeug! Genau wie die ganzen Sender, die meine Eltern an unserem Fernseher gesperrt haben.”
Rebecca: “Du kannst dir das hier ausleihen, wenn ich fertig bin.”

Es stellt sich heraus, dass Danny ebenfalls einige Bücher der Liste besitzt – und das ist die Geburtsstunde.
Die Geburtsstunde der „G.S.B.“. Der “Geheimen Schließfachbibliothek”….

Dieses Buch lag schon eine ganze Weile auf meine Nachttisch – und ich frage mich wirklich, weshalb ich es erst jetzt gelesen habe.
Denn schon nach den ersten Seiten war mir klar, dass “Amy und die geheime Bibliothek” das Zeug zum modernen Klassiker hat – und zudem originell und sehr witzig ist.
Ich konnte es nicht mehr aus der Hand legen und habe mich auf jede einzelne Seite gefreut.

Dieses Buch als reine Lektüren für junge Leser anzusehen, wäre meiner Meinung nach ein großer Fehler. Denn das ist es definitiv nicht. Es steckt so viel in diesem Roman.
Zum einen geht es natürlich um das Thema der Zensur: Niemandem sollte vorgeschrieben werden, was er lesen darf und was nicht. (Jetzt mal ganz davon abgesehen, dass sich zum Beispiel Stephen-King-Bücher vielleicht nicht sonderlich gut für 7jährige eignen….ich denke, es ist klar, was ich damit sagen will.)

Des Weiteren geht es darum, dass es keine “guten” und keine “schlechten” Bücher gibt. Der eine findet ein Buch toll, der andere nicht. Das ist reine Geschmackssache.
Jedes Buch findet seinen Leser und jeder darf lesen, worauf er Lust hat.
So einfach ist das.

Aber “Amy und die geheime Bibliothek” ist nicht nur ein Buch über das Lesen.
Es ist ein Buch über Mut und über Zusammenhalt. Ein Buch darüber, dass man niemanden aufgrund einer Aktion oder Situation in eine Schublade stecken, oder vorverurteilen sollte.
Es ist ein Buch darüber, das es im Leben nicht nur „Gut“ und „Böse“, sondern viele Zwischenstufen gibt.
Das Tolle ist, dass Alan Gratz ohne erhobenen Zeigefinger schreibt – und das Lesen dieses Buchs einfach unglaublichen Spaß macht. Zumindest war das bei mir der Fall.

Mit “Amy und die geheime Bibliothek” habe ich jedenfalls einen Titel für meine Liste der “ewigen Lieblingsbücher” gefunden, was nicht sonderlich häufig passiert.
Ich bin total begeistert und wünsche diesem wunderbaren Roman ganz viele Leser – egal welchen Alters.
Daumen hoch!

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ISBN: 978-3-423-62734-4
Verlag: dtv
Erscheinungsjahr: 2020
Übersetzung: Meritxell Janina Piel
Seiten: 320
Preis: 9,95 €

Die gebundene Ausgabe dieses Titels ist 2019 bei Hanser erschienen.


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