Das Literarische Quartett: Die Bücher der Sendung am 20. April 2018

Das Literarische Quartett: Die Bücher der Sendung am 20. April 2018

Am kommenden Freitag wird eine neue Ausgabe des Literarischen Quartetts ausgestrahlt. Gast der Sendung ist die Literaturkritikerin und Kulturwissenschaftlerin Katharina Teutsch, die unter anderen für die ZEIT, die FAZ und den Tagesspiegel schreibt. Des Weiteren hat sie bereits ein Buch veröffentlicht: “Der Mops – Kulturgeschichte eines Gesellschaftshundes”.

Ich habe mir die Bücher der Sendung einmal genauer angesehen:

Éric Vuillard: “Die Tagesordnung”

Dieses Buch, das sich mit dem zweien Weltkrieg befasst, ist mit dem wichtigsten Literaturpreis Frankreichs ausgezeichnet worden – dem Prix Goncourt.
Auch mich hat “Die Tagesordnung” vollkommen begeistert und zählt definitiv zu meinen Highlights des Jahres 2018.

Ich gehe davon aus, dass Volker Weidermann dieses Werk vorstellen wird, zumal er sich im “Spiegel” sehr angetan dazu äußerte.

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Serhij Zhadan: “Internat”

Wir befinden uns im Donezbecken, einem großen Steinkohle- und Industriegebiet an der russisch-ukrainischen Grenze.
Paschas 13-jähriger Neffe ist im Internat am anderen Ende der Stadt “geparkt” worden. Doch dieses Internat ist nicht mehr sicher – es steht unter Beschuss.
Pascha selbst interessiert sich nicht für Politik und hat die sich zuspitzende Berichterstattung im Fernsehen bisher auch erfolgreich ignoriert.

Mehr oder weniger vom Vater gezwungen, macht Pascha sich schließlich auf den Weg durch die Stadt, um seinen Neffen nach Hause zu holen. Schon der Hinweg ist sehr beschwerlich, doch auf dem Rückweg geraten die beiden in die direkte Nähe von Kampfhandlungen…

Es sei die “vielschichtige Deutung des Krieges”, die diesen Roman so großartig mache, schreibt Maike Albath in Deutschlandfunk Kultur.

Für die Übersetzung dieses Werkes wurden Sabine Stör und Juri Durkot mit dem Preis der Leipziger Buchmesse 2018 ausgezeichnet.
Die beiden übersetzten bereits Serhij Zhadans Roman “Die Erfindung des Jazz im Donbass” und auch diese Übertragung ins Deutsche ist preisgekrönt ( Brücke Berlin Literatur- und Übersetzerpreis). 2014 wählte der ukrainische Dienst der BBC dieses Buch zum besten ukrainischen Buch des Jahrzehnts.
Ebenfalls bei Suhrkamp ist Zhadans Roman “Mesopatamien” erschienen. Kerstin Holm (FAZ) schreibt, dass man Serhij Zhadan lesen müsse, wenn man verstehen wolle, was in der Ostukraine geschehen ist.

» Die Zeit über Serhij Zhadan

» zum Artikel über Serhij Zhadan in der FAZ

» zum Interview mit Serhij Zhadan im Tagesspiegel

Gerade habe ich in “Internat”, ein Buch, das ich bisher zugegebenermaßen ignoriert habe, hineingelesen und bin sehr angetan.
Ich kann mir vorstellen, dass es von Kaharina Teusch, oder Thea Dorn für das Quartett ausgesucht worden ist.

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literaturleuchtet und Muromez haben “Internat” bereits gelesen und besprochen.

Johann Scheerer: “Wir sind dann wohl die Angehörigen”

Jan Philipp Reemtsma, Johann Scheerers Vater, zählt zu den 150 reichsten Personen Deutschlands und ist ein wichtiger Mäzen. 1977 bot er zum Beispiel dem Dichter Arno Schmidt 350.000 DM an (die Höhe des Wertes des damaligen Literaturnobelpreises), um dessen Unabhängigkeit zu gewährleisten.
Reemtsma studierte Philosophie und Germanistik und ist derzeit unter anderem Inhaber der Schillerprofessur in Jena und Professor für Neue Deutsche Literatur in Hamburg.

Weitaus bekannter, als sein Engagement für Literatur und Kultur, ist allerdings die Tatsache, dass Jan Philipp Reemtsma 1996 entführt und 33 Tage lang von Thomas Drach und seinen Mittätern gefangen gehalten wurde, um Lösegeld (30 Millionen) von der Familie zu erpressen.
Diverse Geldübergaben scheiterten, weshalb die Familie beschloss eine Geldübergabe ohne Polizei zu organisieren. Diese Übergabe führte zur Freilassung Reemtsmas.
Über seine Zeit in der Gefangenschaft hat Jan Philipp Reemtsma ein Buch geschrieben: “Im Keller”.

Jetzt, 22 Jahre nach der Entführung, hat Reemtsmas Sohn Phillipp einen Bericht/Roman über jene 33 Tage verfasst und ich muß gestehen, dass sich mein Interesse für dieses Buch in Grenzen hält. Auch die Leseprobe konnte mich nicht überzeugen.
Aber, um sich ein Urteil zu bilden, reicht eine Leseprobe ja nicht aus. Daher bin ich gespannt, was die Mitglieder des Quartetts zu diesem biografischen Text sagen werden, bei dem es sich, so der FAZ-Rezensent Christian Geyer, eher um eine “romaneske Erinnerung” handelt.
Tania Martini von der Tageszeitung fand Scheerers Buch großartig, es sei überragend erzählt. Iris Radisch (Die Zeit) schrieb, es sei spannend, stilistisch einwandfrei und vor allem eines: “berührend”.

Welcher der vier Kritiker dieses Buch ausgesucht hat, weiß ich wirklich nicht. Thea Dorn kann ich mir überhaupt nicht vorstellen. Allerdings sagte jene in der letzten Sendung, dass sie sich bei einem Buch immer die Frage nach der Dringlichkeit stelle und die Dringlichkeit dieses Buch zu schreiben, ist hoch gewesen.
Der Musikproduzent Johann Scheerer wurde eigentlich gefragt, ob er ein Buch über seine Zusammenarbeit mit dem Musiker Pete Dorothy schreiben wolle. Dies verneinte er, zumal man als Produzent nicht über seine Musiker schreibe. Des Weiteren meinte er, dass, falls er etwas niederschreiben würde, er sich zuerst die Geschichte der Entführung “aus dem Weg” schreiben müsse. So erzählt es uns Knut Cordsen in BR Kultur.

Dennoch schließe ich Thea Dorn bei der Vorstellung dieses Buches aus. Christine Westermann würde ich eher Nevo Eskohls Roman zuordnen, aber vielleicht hat sie Scheerers Werk auch ausgewählt. Wer weiß.
Wie gesagt, bei diesem Buch tappe ich total im Dunkeln und bin ehrlich gesagt auch etwas verwundert darüber, dass es auf der Liste steht.
Aber wir werden es ja sehen.

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Buchstabenträumerei hat dieses Buch bereits gelesen und besprochen.

Eshkol Nevo: “Über uns”

Eshkol Nevo gilt als einer der wichtigsten Schriftsteller Israels. Sein Debütroman “Vier Häuser und eine Sehnsucht” stand über eineinhalb Jahre auf der israelischen Bestsellerliste.

Die Protagonisten seines neuesten Romans “Über uns” leben alle im gleichen Haus – auf verschiedenen Etagen. Einer von ihnen ist Arnon, der das ältere Ehepaar im Haus gerne auf seine kleine Tochter aufpassen läßt, damit er und seine Frau ungestört miteinander schlafen können.
Eine Etage über Arnon lebt die Chani, die “Die Witwe” genannt wird, zumal ihr Ehemann immer auf Geschäftsreise ist. Des Weiteren geht es um die verwitwete ehemalige Richterin Dvorah, die ebenfalls im Haus wohnt.

Alle drei Figuren sind in Bedrängnis und realisieren, so schreibt Carsten Hueck in Deutschlandfunk Kultur, dass irgendetwas gewaltig schief gelaufen ist.
“Über uns”, so Hueck weiter, sei an Freuds “Strukurmodell der Psyche” (Es, Ich, Über-Ich) angelehnt.

Eshkol Nevos Bücher sind mir schon mehrmals ans Herz gelegt worden, doch bisher habe ich noch keines seiner Werke gelesen.
Soeben habe ich mir die Leseprobe zu Gemüte geführt und muss sagen, dass sie sich wirklich gut liest, auch wenn dieses Buch sprachlich natürlich nicht mit „Die Tagesordnung“ und „Internat“ vergleichbar ist. Das sind literarisch gesehen schon ganz andere Kaliber.
Dennoch hatte ich beim Lesen Spaß und sollte vielleicht doch einmal zu einem Roman von Eshkol greifen.

Ich könnte mir vorstellen, dass Christine Westermann dieses Buch fürs Quartett ausgesucht hat, würde dafür aber nicht meine Hand ins Feuer legen.
Wenn ich nicht so sicher wäre, dass Volker Weidermann “Die Tagesordnung” vorstellt, hätte ich vielleicht auch ihn im Verdacht. Aber vielleicht liege ich auch vollkommen falsch. Das wäre ja nicht das erste Mal.

Lassen wir uns überraschen. Am Freitag werden wir es erfahren.

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Literaturreich und letteratura haben „Über uns“ bereits gelesen und besprochen.


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2 thoughts on “Das Literarische Quartett: Die Bücher der Sendung am 20. April 2018
Marius

Auf „Die Tagesordnung“ bin ich auch sehr gespannt – vor allem da Éric Vuillard bald hier bei uns in Augsburg lesen wird …

    Friederike

    Lieber Marius,

    dann wünsche ich Dir viel Spaß. Sowohl bei der Lektüre, als auch bei der Lesung.

    Viele Grüße,
    Friederike

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