Drei der vier Bücher, die ich in diesem Monat gelesen habe, fand ich prima. Und eines davon zählt definitiv zu meinen Highlights des Jahres 2024:
Charles Lewinsky: “Täuschend echt”
Seit Jahren schon hat er seinen Schwerpunkt gefunden: Er formuliert Werbetexte für Müslis.
Durch einen Kommentar seiner (ehemaligen) Lebensgefährtin (“Solche Texte lässt man heutzutage von einer künstlichen Intelligenz schreiben. Schneller und besser.”) beginnt er mit einem solchen Computerprogramm herumzuspielen. Er möchte ihr beweisen, dass sie Unrecht hat.
Nunja…sie hatte leider Recht.
Irgendwann beginnt er die KI mit allem Möglichen zu füttern und merkt: Es macht Spaß!
Mit Hilfe des Programms kann er vielleicht ein Buch schreiben. Und wie es der Zufall so will (bzw. eine Begegnung mit seiner Weltverbesserungsnachbarin) kommt er zu einem Buchprojekt. Er soll Menschen aus armen, krisengebeutelten Regionen der Welt eine Stimme geben.
Doch das Material ist extrem dünn. Aber: Er hat ja die KI…
Dieses Buch hat so viel Spaß gemacht! Wie Charles Lewinsky hier mit dem Thema der künstlichen Intelligenz spielt, ist so toll! Ich habe viel gelacht – und das, obwohl ich erst sehr skeptisch war. Denn auf dieses allgegenwärtige Thema “KI” hatte ich ja gar keine Lust.
Aber der Autor macht das so genial. Zum Beispiel, als er das Programm die Begriffe “Ameisenmilch” und “Kontrabassismus” ( […]eine religiöse Bewegung, die sich der Lehre und Praxis des Kontrabasses widmet”) erklären lässt.
Richtig gut!
Definitiv eines meiner Highlights des Jahres 2024 – und prima für Martin-Suter-Fans.
P.S.: Wer mehr von Charles Lewinsky lesen möchte: “Doppelpass”*, “Melnitz” und “Gerron”fand ich super!
Winnie M. Li: “Die Komplizin”
Sarah entspricht den Erwartungen ihrer Eltern. Diese hätten gerne, dass ihre älteste Tochter mit ihrem Abschluss an der Columbia Universität etwas “Gescheites” anstellt. Sich einen Job im Wirtschaftsministerium sucht, oder so. Wie ihre jüngere Tochter Karen.
Aber Sarah liebt den Film und kann sich nichts anderes vorstellen, als in der Filmindustrie zu arbeiten.
Dies ist ihr auch gelungen. Doch der Weg vom unbezahlten Praktikum (Sarahs Vater schlug die Hände über dem Kopf zusammen) über unzählige Arbeitsstunden und Gehaltsverzicht war hart.
Aber Sarah hat viel von ihrer Chefin gelernt.
Als jedoch ein Investor in ihre Produktionsfirma einsteigt, ändert sich so einiges. Er verfügt über Kontakte, die es der Firma ermöglichen, den nächsten Film in LA zu drehen. Wahnsinn!
Aber es ist schief gelaufen. Denn heute arbeitet Sarah an der Uni und lebt ein Leben abseits der glamourösen Partys, die sie einst besuchte.
Was ist passiert?
Das war in diesem Jahr bereits das dritte Buch, das ich über die Traumfabrik Hollywood gelesen habe und deshalb habe ich auch relativ lange gezögert, es zu beginnen.
Denn: Ist das denn nicht irgendwann langweilig?!
Nach 10 Seiten war klar: Nein, das ist es nicht. “Komplizin” ist wahnsinnig interessant, spannend und zeigt uns, wie es beim Film wirklich zugeht. Alle wissen Bescheid, was gespielt wird – und machen mit. Denn jeder hofft, der EINE zu sein, der den Durchbruch schafft…
David Walliams: “Robodog”
In Bedlam leben wahnsinnig viele böse Schurken und Verbrecher. Die Polizei kommt nicht mehr hinterher.
Die Chefin der Polizei hat damit begonnen viele Hunde zur Verbrecherjagd auszubilden, aber irgendwie hat sie die Vermutung, dass sie etwas anderes bräuchte. Einen Superhelden zum Beispiel.
Ihre Ehefrau ist Wissenschaftlerin und erfindet eigentlich supertolle Waschmaschinen.
Aber in einem absolut genialen Moment hat sie etwas erschaffen, was alle Probleme der Stadt lösen wird: ROBODOG! Einen Roboterhund, der allen Verbrechern das Handwerk legen wird.
Die Hunde in der Polizeihundeschule sind nicht begeistert: Verlieren sie alle jetzt etwa ihren Job?!? Auch die (etwas zickigen) Katzen der Stadt sind sauer. Ein Hund?! Die Welt retten?! NIEMALS! Das werden sie zu verhindern wissen…!
Diese Lektüre hat mir sehr viel Vergnügen bereitet. Klar, es ist ja schließlich ein Buch von David Walliams (ich bin ein Fan!).
Die drei dusseligen Hunde finde ich toll und wie die Katze versucht ein wichtiges, klitzekleines Teil, das zur Herstellung des Roboterhundes benötigt wird, im Katzenstreu zu verstecken, ist auch super.
Daumen hoch!
Ab 9 Jahre.
Micha Lewinsky: “Sobald wir angekommen sind”
Ben Oppenheimer beunruhigen die ständigen Push-Benachrichtigungen auf seinem Handy sehr. Der Krieg im Nahen Osten und in der Ukraine, die drohende politische Lage…aber er kann nicht NICHT hinschauen.
Und keine Nachrichten mehr zu lesen, kommt für ihn auch nicht infrage.
Ben ist Autor und denkt schon seit längerem über Stefan Zweig nach. Der ist ja nach Brasilien geflohen und Ben denkt, dass dieses Land auch etwas für ihn sein könnte. Ein Zufluchtsort.
Aktuell hat er nämlich keinen, zumal er sich mit seiner Ex-Frau eine Wohnung teilt.
Eine Hälfte der Woche wohnt mit den Kindern dort, eine Woche seine Ex-Frau. Die Kinder haben wahrscheinlich noch gar nicht mitbekommen, dass die Eltern getrennt sind.
Irgendwann kann Ben seinen Ängsten nicht mehr Einhalt gebieten und beschließt sofort, samt Exfrau und den Kindern nach Brasilien zu fliehen.
In den nächsten Tagen wird die Lage hier in der Schweiz eskalieren. Am Flughafen und in Brasilien selbst stellen sie jedoch schnell fest, dass sie anscheinend die einzigen sind, die so denken…
Bevor ich diese Lektüre angefangen habe, habe ich vier Bücher abgebrochen. Das zeigt: Mich literaturtechnisch zufrieden zu stellen, ist gerade sehr schwer. Irgendwas habe ich an jedem Buch auszusetzen.
Aber ich hatte mir vorgenommen, jetzt mal was fertig zu lesen. Das habe ich hiermit auch getan.
“Sobald wir angekommen sind” fand ich nicht schlecht, mehr jedoch nicht.
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