Kristen Roupenian: “Milkwishes”

Kristen Roupenian: “Milkwishes”

Kristen Roupenians “Cat Person” war eines meiner Highlights des Jahres 2019.
Jetzt hat sie nachgelegt.

Die Geschwister haben beschlossen ein Restaurant zu eröffnen. Tagelang haben sie Schilder gemalt und Speisekarten geschrieben: Frische Flunder, köstliche Meeresfrüchte und knusprige Garnelen zum Sensationspreis von nur einem Dollar!
Naja, das sollen zumindest die Touristen am Strand denken.

Denn die Kinder planen, den anderen Urlaubern lebendige, auf den Tellern zappelnde Tiere zu servieren und den entsetzt aufschreienden Touristen zu sagen, dass es ihnen furchtbar leid tue, aber hier in der Gegend würde man die Meeresfrüchte genau so verspeisen.
Dann hätten sie ihnen ein alternatives Gericht angeboten: “Nudeln ohne alles”.
Für nur 10 Dollar.

Solche Gemeinheiten haben sich die drei schon öfter ausgedacht und auch in die Tat umgesetzt.
Doch dieses Mal lesen ihnen ihre Eltern vorher die Leviten und verbieten ihnen die Aktion.
Die Kinder beschließen sich dafür zu rächen…

Diese Geschichte ist im typischen Roupenian-Stil gehalten, denn sie ist verstörend, skurril und so überzeugend, dass man sich vielleicht ekeln mag, das Buch aber dennoch nicht zuklappen kann.
Man will einfach wissen, was diese (zugegebenermaßen sehr speziellen) Kinder vorhaben. Klar ist, dass kein normaler kinderstreich werden wird. Sonst wäre die Geschichte ja auch von einer anderen Autorin.

Mit ihrem Geschichtenband “Cat Person” hat mich Kristen Roupenian vor einem Jahr vollkommen begeistert. Eigentlich habe ich immer gedacht, dass ich keine Kurzgeschichten mag, doch das hat sich vor ein paar Jahren geändert.
Spätestens seit ich “Zehnter Dezember” von George Saunders gelesen habe, weiß ich, dass es manchmal einfach keine 300 Seiten braucht, um das Gefühl zu erzeugen, ein Buch von wirklichem Gewicht gelesen zu haben. Manchmal reichen 30.

Klar, es kommt auf den Verfasser an. Manche können es, manche nicht. George Saunders Geschichten finde ich zum Beispiel um Längen besser, als seinen viel gelobten Roman “Lincoln im Bardo”, den ich damals sogar abgebrochen habe. Seinen Geschichtenband “I CAN SPEAK” hingegen fand ich genial.
Diese Stories sind ungewöhnlich und bestimmt nicht Jedermanns Sache. Mit Kristen Roupenians Geschichten verhält es sich genauso.

Im Gegensatz zu George Saunders aber, spielen sie alle in der Welt in der wir leben und das macht sie vielleicht ein bisschen zugänglicher. Es geht nicht um eine mögliche Welt der Zukunft, sondern um den Menschen und seine Gefühle.
In “Milkwishes” befinden sich drei neue Geschichten Roupenians. Zwei davon fand ich brillant und eine hat mich jetzt nicht ganz so vom Hocker gehauen, aber das kann man ja auch nicht erwarten.
Bei solchen Sammlungen wird es immer Geschichten geben, die einen vollkommen begeistern und manche die einen nicht abholen. Das ist auch vollkommen ok so.
Eines jedoch missfällt mir an diesem Erzählband: Er ist definitiv zu dünn.

Schreib, Kristen, schreib!

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ISBN: 978-3-351-03838-0
Verlag: Aufbau
Erscheinungsjahr: 2020
Übersetzung: Nella Beljan
Seiten: 80
Preis: 12,00 €


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