Louie Stowell: “Loki – Wie man als schlechter Gott ein guter Mensch wird (oder auch nicht)”

Louie Stowell: “Loki – Wie man als schlechter Gott ein guter Mensch wird (oder auch nicht)”

In der Buchhandlung werde ich oft nach Buchtipps für junge Leserinnen und Leser gefragt, die gerne “Gregs Tagebuch”* gelesen haben.
Mit “Loki” habe ich nun einen witzigen und originellen Titel für meine Empfehlungsliste gefunden.

Loki ist stocksauer. Er, der tausende von Jahren alte nordische Gott, ist von Odin auf die Erde verbannt worden. In der Gestalt eines elfjährigen Jungen!!
Geht´s noch?!

Naja, das ist leider noch nicht alles. Schlimmer als diese körperliche Verwandlung setzt Loki die Tatsache zu, dass er eine “Familie” zur Seite gestellt bekommen hat.
Lokis “Vater” ist der Wächtergott Heimdall, der

Loki sowieso nicht ausstehen kann. Seine „Mutter“ spielt die Riesin Hyrrokkin und Loki muss tun, was seine “Eltern” sagen. Außerdem muss er bei ihnen wohnen – und wird um neun Uhr abends ins Bett geschickt!!!
Wie demütigend!!

Das Allerschlimmste kommt aber noch. Da es Orte gibt, an denen Heimdall und Hyrrokkin ihren “Sohn” nicht beaufsichtigen können, wurde die “Familie” mit einem Bruder komplettiert, der mit Loki zum Beispiel zur Schule geht.
Für diese Rolle wurde Thor auserkoren….ausgerechnet Thor.
Der eingebildete und wunderschöne Thor mit seinem blöden Hammer. Das darf doch nicht wahr sein…!!

Aber nicht nur Thor, Heimdall und Hyrrokkin sollen Lokis Fortschritte in Sachen Moral kontrollieren. Es gibt noch eine weitere Instanz.
Ein magisches Tagebuch, in welches Loki jeden Tag schreiben und so beweisen muss, dass er sich bessert.Damit die Einträge bewertet werden können, werden Lokis Taten mittels eines “Tugend-Punkte-Scores” ermittelt.

Leider ist dieses Tagebuch allwissend und korrigiert die Einträge, die nicht der Wahrheit entsprechen. Außerdem gibt es dann sofort Punktabzug.
Achso: Seine göttlichen Fähigkeiten darf Loki keinem Menschen offenbaren. Würde er dies tun, so hätte sich das mit der Bewährung auf der Erde erledigt und er würde sofort zu einer endlosen Strafe verurteilt.
Das kann ja heiter werden…

Dieses Buch hat mir sehr viel Vergnügen bereitet. Alleine schon, wie Loki sich mit dem (für ihn fragwürdigen) Tun der Menschen konfrontiert wird, fand ich prima.
Zum Beispiel, als er endlich das lang ersehnte Smartphone bekommt und zunächst eine „ausgesprochen angenehme Zeit” mit diesem verbringt. (Unter anderem stellt er sich einen neuen Klingelton ein. Jetzt sagt Odins Stimme “FURZ”, wenn jemand anruft.) Dann hat er aber keine Lust mehr, am Gerät rumzuspielen.

“Wie können die Sterblichen ihr ganzes Leben an solchen Dingern hängen?
Na gut, vielleicht schaue ich mir noch EIN letztes Video davon an, wie sich ein Waschbär wie ein Mensch verhält… .
Am Ende ging ich erst um zwei Uhr morgens ins Bett. Wie sich herausstellte, gab es im Internet noch viele, viele weitere Videos von Waschbären, die von mir angeschaut werden mussten.”

Na, heute schon ein süßes Katzenvideo gesehen ?!?!

Toll ist auch die Tatsache, dass die Figuren, ihre Eigenschaften und so manche Handlungen wirklich auf der nordischen Mythologie basieren. Ich habe zwischendurch immer mal wieder nachgelesen, ob die Episoden vielleicht nicht doch der reinen Fantasie des Autors entsprungen sind – doch dem ist nicht so.
Ich finde es sehr bemerkenswert, wie witzig und cool Louie Stowell mythologische Elemente verpackt und transportiert.

Hier ein Beispiel:  Loki und seine Mitschüler bekommen die Aufgabe, einen Stammbaum zu zeichnen. Für Loki ist das gar nicht so einfach.
Er kann nämlich nicht mit Sicherheit sagen, wer seine Eltern sind. “ […] abgesehen von der Tatsache, dass mein Vater wahrscheinlich ein Riese war und meine Mutter vielleicht eine Riesin, oder Göttin. Wahrscheinlich ein bisschen von beidem.”

Schließlich zeichnet er Folgenes:

Dass seine Lehrerin angesichts dieses Stammbaums große Augen macht, ist verständlich.

Lehrerin: “Du hast eine Riesenschlange gezeichnet.”
Loki: “Das ist mein Sohn!”

Ich habe nachgelesen und Loki sagt die Wahrheit: Die Midgardschlange / Jörmungandr ist sein Sohn….

Diese witzige Kombination aus “Gregs Tagebuch”* und
Percy Jackson*(nur eben in der nordischen Mythologie) machen “Loki” so einzigartig.
Der Text wird immer wieder durch Comics und Einschübe aufgelockert, was zum Lesespass beiträgt.
Das Geniale sind aber vor allem Louie Stowells Ideen. Ich musste so oft lachen und habe mich zum Beispiel prächtig über Thors “Hammer-Fetisch” amüsiert.

Prima!

Empfohlen ab 9 Jahren.

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ISBN: 978-3-446-27429-7
Verlag: Hanser
Erscheinungsjahr: 2023
Übersetzung: André Mumot
Illustration: Ulf K.
Seiten: 208
Preis: 16,00 €


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