Zwei richtig tolle Bücher, eins zum Runterlesen und zwei Titel, die mir nicht gefallen haben, das ist mein Fazit des Monats.
Hier das Ganze ein bisschen ausführlicher:
Tana French: “Feuerjagd”
Inzwischen haben sich die Bewohner des Dorfs an Cal (ein US-Polizist, der seinen Ruhestand seit einigen Jahren in Irland verbringt) gewöhnt.
Dazu beigetragen hat auch, dass er mit Lena zusammen ist und sich um die 15jährige Trey kümmert. Ein in sich gekehrtes Mädchen, das aus einer schwierigen Familie stammt und in Cal eine Art Ziehvater gefunden hat.
Ihr eigener Vater ist vor einigen Jahren abgehauen. Böse war Trey nicht darüber: Er hat seinen Kindern das Blaue vom Himmel versprochen – und nie etwas gehalten. Blau war die Farbe der Flecken, die er ihnen und ihrer Mutter verpasst hat.
Reden, ja, reden konnte er. Und gut aussehen auch. Das war es aber auch schon.
Tja. Seit heute ist er wieder da. Und allen ist klar, dass er nicht aus Liebe zu seiner Familie in die triste Provinz zurückgekehrt ist. Er hat einen Plan. Trey allerdings auch. Sie will sich rächen…
Seit ich vor vielen Jahren “Grabesgrün”*von Tana French gelesen habe, bin ich ein Fan der Autorin. Ihre Bücher gehen weit über das Krimi-Genre hinaus.
Sie schreibt so gut und intensiv, dass sich die Figuren echt anfühlen. Hier wirkt nichts aufgesetzt oder gewollt. Dass sie vielfach ausgezeichnet worden ist, ist nicht verwunderlich.
Auch “Feuerjagd” hat mich wieder restlos begeistert. Es ist der zweite Roman um Cal und das Dorf in Irland.
Wer die Chance dazu hat, dem empfehle ich, zuerst “Der Sucher” zu lesen (bereits als Taschenbuch erhältlich) und dann zu “Feuerjagd” zu greifen.
Ich hoffe sehr, dass Tana French bereits an einem weiteren möglichst umfangreichen “Cal-Hooper”-Buch arbeitet.
“Feuerjagd” zählt definitiv zu meinen Highlights des Jahres 2024.
Nina LaCour:“Hold still”
Caitlin hat gerade das Tagebuch ihrer besten Freundin Ingrid gefunden.
Ingrid hat es wohl unter Caitlins Bett versteckt, bevor sie sich selbst das Leben nahm.
Gestern war Ingrid noch da und jetzt ist sie fort. Für immer.
Caitlin weiß nicht, wohin mit sich. Ihre Eltern wissen auch nicht mehr, was sie tun sollen, denn Caitlin zieht sich immer mehr zurück – sie übernachtet zum Beispiel im Auto vor der Haustür.
Nach und nach beginnt sie die Tagebucheinträge Ingrids zu lesen – und fragt sich, warum sie nie gemerkt hat, was Ingrid wirklich bewegte und wie schlecht es ihr ging..
Intensiv, sehr gut geschrieben – und bewegend.
Eines meiner Highlights des Jahres 2024.
Anna Winberg Sääf & Katarina Ekstedt: „Das Nord“
Alex hat derzeit keinen Job. Er ist ausgebildeter Koch und sollte eigentlich keine Probleme haben, eine Anstellung zu finden.
Aber seit diesem Vorfall in seiner Jugend, gelingt ihm nichts mehr.
Er vegetiert vor sich hin, ist einsam und weiß nicht wohin mit sich. Geld hat er keins (klar, wie auch – ohne Job) und wie er das Hostel, in dem er gerade „wohnt“, bezahlen soll, ist ihm auch schleierhaft. Aber irgendwo muss er ja schlafen. Und notfalls die Zeche prellen…
Der Anruf Emils (der Bruder eines Jugendfreundes, der ebenfalls Koch ist) kommt unverhofft – und ist der erste Lichtblick seit langem in Alex´ Leben.
Emil arbeitet als Jungkoch im “Nord”,einem 2-Sterne-Restaurant, in dem JEDER Koch arbeiten möchte. Besteht man dort, steht einem die Welt offen. Doch Emil hat genug von der Sternegastronomie und träumt von einer eigenen Bar in der Südsee.
Da er schnell einen Nachfolger für seinen Job braucht, hat er sich an Alex erinnert und ihn für die Stelle vorgeschlagen.
Dieser kann es nicht fassen. Das “Nord”!!! Das ist seine Chance!!
Deshalb beschließt er, sich keine Gedanken darüber zu machen, dass es kein Vorstellungsgespräch gibt und er von Emil direkt eine Fahrkarte zum Restaurant in die Hand gedrückt bekommt…
Ich wusste mal wieder absolut nicht, was ich lesen sollte.
Tausend Bücher auf dem eReader, aber alles erschien mir ungeeignet. Also dachte ich mir: Krimi, Sterneküche – klingt gut. Jetzt lese ich etwas und fange es nicht nur an, sondern lese es auch fertig!
Die Thematik dieses Krimis fand ich sehr interessant: Die Atmosphäre bzw. der Druck, der in der Sternegastronomie herrscht, wird gut beschrieben.
Noch besser hätte ich das Ganze gefunden, wenn ich den Text, der dem Buch vorangestellt ist (“Zum Buch”) nicht gelesen hätte.
In diesem Text steht wirklich ALLES DRIN! Ich verstehe wirklich nicht, was man sich dabei gedacht hat, denn eigentlich kann man sich danach die Lektüre sparen.
Deshalb: Klebt Euch diesen Vortext zu! Ansonsten fand ich diesen Krimi nicht schlecht. Prima zum entspannten Lesen zwischendurch.
Mette Vedsø: “What the luck!”
Mikkel lebt in eher bescheidenen Verhältnissen. Sein Vater Vater arbeitet auf dem Bauhof und deshalb haben sie viele Geräte, die andere weggeworfen haben, die aber super funktionieren.
Klar hätte Mikkel auch mal gerne schicke Klamotten. Oder so einen Wasserhahn, aus dem kochendes Wasser kommt, wie in der Küche seines Mitschülers. Ja, Mikkel wäre auch gerne reich.
Ist er aber nicht.
Schließlich bekommt er die Gelegenheit, in die Schicht der Wohlhabenden am Ort aufzusteigen. Natürlich nicht unter seinem richtigen Namen. Seinem Vater erzählt er nichts davon, der würde ihm nur einen Vortrag über die “reichen Säcke” halten.
Wie lange das wohl gut geht?
Was mich an diesem Buch stört, ist der Aufhänger des Ganzen. Das ist mir zu sehr nach der “Holzhammer-Methode” gestrickt.
Zu Beginn geht es nämlich in einer Schulstunde um die verschiedenen Gesellschaftsschichten Dänemarks. Schicht 1 (reich) bis Schicht 5 (arm). Das ist mir zu platt. Da schrillt bei mir der “Schullektüre”-Alarm.
Außerdem finde ich, dass in diesem Roman zu viele moralische Aspekte und Kalenderspruchweisheiten/Klischees verarbeitet werden. Zum Beispiel “Schätze die kleinen Dinge im Leben” und “Das Glück wohnt nebenan” etc.
Des Weiteren ist das Ganze zu schwarz/weiß. Reiche Familien sind im Inneren unglücklich (“Geld macht nicht glücklich”) und in ärmeren Familien halten alle zusammen und erfahren wahre Freundschaft.
Das Buch ist gut geschrieben, aber auf oben Erwähntes reagiere ich irgendwie allergisch. Tja, da kann man nichts machen.
Kellie M. Parker: “Thin Air”
Emilys Familie war wohlhabend. Die Betonung liegt auf WAR.
Denn momentan leben sie und ihre Mutter im Auto – was niemand wissen darf. Den Wunsch, zu studieren, hat Emily allerdings nicht aufgegeben.
Als sie die Chance bekommt, an einem Wettbewerb für ein Stipendium teilzunehmen, ist sie mehr als glücklich. Für den Wettbewerb muss sie (zusammen mit elf anderen Bewerbern) nach Paris fliegen.
Die Passagierinnen und Passagiere würden alles geben, um das Stipendium zu bekommen. Eine Person unter ihnen wird dafür sogar über Leichen gehen.
Ein paar Stunden später ist der Erste aus der Gruppe tot. Und Emily hat keine Ahnung, wer der Täter sein könnte. Nur eines ist klar: Er oder sie sitzt mit ihr im Flugzeug…
“Thin Air” hat toll begonnen. Ein spannender Highschool-Krimi.
Doch irgendwann wurde mir das Ganze dann zu trivial und platt. Die Hoffnung, dass es besser werden würde, verblasste mit jeder weiteren Seite.
Wäre “Thin Air” ein Film, so würde ich diesen nicht mal mehr als B-Movie, sondern als C-Movie bezeichnen. Schade, ich dachte, das könnte was für “One of us is Lying”* – Fans sein. Tja, das war wohl nichts.
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