Das Literarische Quartett – Die Bücher der Sendung am 16. Juni 2017

Das Literarische Quartett – Die Bücher der Sendung am 16. Juni 2017

Dieses Mal ist die Buchauswahl der vier Kritiker für mich sehr überraschend ausgefallen, denn keines der Werke ist in der Presse schon rauf und runter besprochen worden. Wunderbar.
Auch haben wir es hier erstmals mit gleich zwei Erzählbänden und einem Krimi bzw. Spannungsroman zu tun, was bisher auch noch nie der Fall gewesen ist.

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Ich jedenfalls bin sehr gespannt auf diese Sendung, finde die Auswahl sehr gelungen, jedoch fällt es mir sehr schwer einzuschätzen, welches Buch der Gast (Schauspieler Ulrich Matthes) und die drei Stammkritiker jeweils ausgewählt haben könnten. 

Über diese Bücher wird gesprochen werden:

Julia Wolf: „Walter Nowak bleibt liegen“

Als Walter Nowak die Augen aufschlägt, muss er feststellen, dass er bewegungsunfähig auf dem Boden seines Badezimmers liegt. Wie es dazu kommen konnte, ist ihm ein Rätsel – allerdings könnte es sein, dass ihn eine überraschende Begegnung vollkommen aus der Fassung und in diese missliche Lage, er lebt alleine, gebracht hat.

Seine Gedanken beginnen sich zu verselbstständigen: Er denkt an Gisela, seine Exfrau, den Moment, als er seinem Sohn sagte, dass seine Frau und er sich trennen werden und an seine Kindheit. Die Bilder werden schwerer, ziehen sich zusammen und verschwimmen – bis schließlich sein Sohn vor der Tür steht.

Julia Wolf hatte bereits einige Hörspiele für den Rundfunk geschrieben, bevor sie 2015 ihren Debütroman “Alles ist jetzt” veröffentlichte, für welchen den Kunstpreis für Literatur der Lotto Brandenburg GmbH erhalten hat.
Für einen Auszug aus “Walter Nowak bleibt liegen” wurde sie im Rahmen des Ingeborg-Bachmann-Wettbewerbs mit dem 3sat-Preis ausgezeichnet.

Wer dieses Buch zur Besprechung im Quartett ausgesucht haben könnte, ist wirklich schwierig zu sagen. Am ehesten vielleicht Christine Westermann, aber ich würde mich nicht wundern, wenn ich da vollkommen daneben liege.

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literaturleuchtet, Lustauflesen, Literaturen, Nordbreze, pinkmitglitzer und Zeilensprünge haben dieses Buch bereits besprochen.

Lawrence Osborne: „Denen man vergibt“

In der Wüste Marokkos soll sie steigen, die Party der besonderen Art: Drei Tage lang wird gefeiert werden, inklusive Champagner, Feuerwerk und Kokain.
David und seine Frau Jo sind auf dem Weg dorthin. Sie sind angetrunken und streiten sich, als sie einen Mann überfahren. Am liebsten würden sie so tun, als ob dies nicht geschehen sei (wie der Protagonist in Ayelet Gundar-Goshens Roman “Löwen wecken”), doch schnell ist die Familie des Opfers zur Stelle und das war es dann mit dem Verschwinden. Sie verlangen, dass David an der Beerdigung teilnimmt, während Jo sich auf der Party vergnügt, die der Hausangestellte Hamid argwöhnisch beobachtet.

Dies ist der erste Roman des britischen Schriftstellers und Reporters Lawrence Osborne, der ins Deutsche übertragen worden ist und ich bin sehr froh, dass ich dieses Buch bereits auf meinem eReader habe – da kann ich ja gleich los lesen.
Ich könnte mir vorstellen, dass Ulrich Matthes dieses Buch fürs Quartett vorgeschlagen hat.

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Die NZZJules Barrois und Der Kultur Blog haben dieses Buch bereits besprochen.

Oskar Maria Graf: „Minutengeschichten“

Der Tod des Volksschriftstellers und Exilautors Oskar Maria Graf (1894-1967) jährt sich in diesem Jahr zum 50. Mal. Seinen literarischen Durchbruch hatte er 1927 mit seinem autobiographischen Werk “Wir sind Gefangene” – fortan konnte er von seiner schriftstellerischen Tätigkeit leben. Zuvor hatte er sich mit Gelegenheitsarbeiten durchgeschlagen.

1933 begab er sich nach Wien ins freiwillige Exil und veröffentlichte in der Wiener Arbeiterzeitung aufgrund der Tatsache, dass seine Bücher nicht der Bücherverbrennung der Nazis zum Opfer fielen, sondern von jenen sogar empfohlen wurden, einen Aufruf der da lautete:

„Verbrennt mich! […] Nach meinem ganzen Leben und nach meinem ganzen Schreiben habe ich das Recht, zu verlangen, dass meine Bücher der reinen Flamme des Scheiterhaufens überantwortet werden und nicht in die blutigen Hände und die verdorbenen Hirne der braunen Mordbande gelangen. Verbrennt die Werke des deutschen Geistes! Er selber wird unauslöschlich sein wie eure Schmach!“

Daraufhin wurden seine Bücher 1934 nachträglich im Hof der Universität in München verbrannt und in Deutschland verboten.
Er floh schließlich über die Niederlande in die USA, erhielt die amerikanische Staatsbürgerschaft und ließ sich in New York nieder, wo er immer in Lederhosen durch die Straßen spazierte, um sein Heimweh abzumildern.
In seinen “Minutengeschichten” erzählt Oskar Maria Graf mit “heiterem Witz und groteskem Humor” vom bayrischen Leben in der Provinz, so der Verlag.

Ich habe, so muß ich gestehen, noch nichts von diesem Autor gelesen, obwohl mein Kollege Oskar mir wiederholt das Werk “Das Leben meiner Mutter” ans Herz gelegt hat.
Ich werde auf jeden Fall einmal in die Leseprobe hineinschauen und denke, dass Volker Weidermann dieses Buch ausgewählt hat.

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P.S.: Noch bis zum 5.11.2017 läuft die Ausstellung “Oskar Maria Graf – Rebell, Weltbürger, Erzähler” im Literaturhaus München.

Maeve Brennan: „Sämtliche Erzählungen“

Der Geburtstag der irisch-amerikanischen Schriftstellerin und Journalistin Maeve Brennan jährt sich 2017 zum 100. Mal. Der Steidl Verlag, in welchem Brennans Erzählungen in deutscher Sprache veröffentlicht worden sind, würdigt die Autorin mit einer zweibändigen Gesamtausgabe im Schuber.

In ihren Erzählungen schreibt Brennan zum Beispiel über das Leben eines Ehepaares in einem Vorort von Dublin, von irischen Dienstmädchen in einer exquisiten Wohnanlage am Hudson River und von der Stadt New York.
Die Autorin selbst wurde aufgrund schizophrener Schübe mehrmals in Kliniken eingewiesen und verstarb verarmt und einsam 1993 in New York.
Ein Großteil ihres Werkes wurde erst nach ihrem Tod veröffentlicht, bzw. wiederentdeckt.

Ich muß gestehen, dass mir Maeve Brennan bis dato unbekannt gewesen ist. Ich finde es immer schön, Autoren zu entdecken und stelle mir unter Brennans Werk eine Mischung aus Dorothy Parker und Lucia Berlin vor. Jedenfalls freue mich sehr auf diese Erzählungen und danke demjenigen, der diese Autorin für das Literarische Quartett ausgewählt hat.
Vielleicht war es ja Thea Dorn? Mal sehen, am 16. Juni werden wir es erfahren.

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» der Spiegel und die FAZ über Maeve Brennan

 


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7 thoughts on “Das Literarische Quartett – Die Bücher der Sendung am 16. Juni 2017
Marina

Liebe Friederike,

ich bin vor allem auf Osborne gespannt, vielleicht schaffe ich es noch bis zur Sendung ihn zu lesen. Mir fiel auch gleich „Löwen wecken“ ein und dann auch Lüschers „Frühling der Barbaren“. Klingt wie eine Mischung aus beiden …
Viele Grüße!

    Friederike

    Liebe Marina,

    es liegt hier schon parat! Ich lese jetzt noch „Ein Festtag“ von Graham Swift zu Ende und dann kann es losgehen.

    Viele Grüße,
    Friederike

      Marina

      Ich bin ganz furchtbar enttäuscht von Osborne. Beinahe hätte ich ihn gar nicht ausgelesen. Ich finde die Sprache ganz schlimm und teilweise sehr kitschig. Meine Besprechung kommt noch vor dem Quartett, aber sie fällt nicht gut aus … gar nicht gut.
      Wann wird deine Besprechung kommen?
      Viele Grüße!

        Friederike

        Ciao Marina,

        oha! Vom literarischen Aspekt her ist es natürlich nicht mit Graham Swift etc. vergleichbar. Mir hat Osborne allerdings sehr viel Spaß gemacht. Ich fand das Buch prima, denke aber, dass das Literarische Quartett, besonders Thea Dorn, nicht begeistert sein wird. Ich bin gespannt :)!
        Meine Besprechung kommt demnächst.

        Viele Grüße,
        Friederike

          Marina

          Ich bin auch aufs Quartett gespannt. Sicher hat Frau Westermann das Buch vorgeschlagen …

Silvia

Echt spannend, weil mir alle Bücher nix sagen!
Danke für die Vorstellung
Liebe Grüße
Silvia

    Friederike

    Immer sehr gerne :).

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