David Walliams: “Das Eismonster”

David Walliams: “Das Eismonster”

Ich bin ein Fan des britischen Kult-Autors David Walliams, der (meiner Ansicht nach vollkommen zu Recht) als der “Neue Roald Dahl” bezeichnet wird.
Wenn ich in der Verlagsvorschau sehe, dass er etwas Neues geschrieben hat, beginne ich mich zu freuen.
„Das Eismonster“ klang schon im Ankündigungstext prima – und nun kann ich vermelden, dass meine Vorfreude berechtigt war. Ich habe so viel gelacht!

Elsie lebt im Jahr 1899 in London in einem Waisenhaus. Allerdings nicht in irgendeinem Waisenhaus, sondern im “Haus Wurmig”, dem “Heim für unerwünschte Kinder”, was die ganze Situation noch schlimmer macht.
Denn wie ihr schon ahnen könnt: Schön ist das Leben dort nicht.

Um die Situation für sich selbst und die anderen Kinder erträglicher zu machen, beginnt Elsie, sich Geschichten auszudenken. Sie ist nicht nur unglaublich kreativ, sondern eine begnadete Erzählerin. Jedes Mal, wenn sie abends eine Geschichte zu Ende erzählt hat, rufen alle Waisenkinder: “Noch eine! Bitte, Elsie, nur noch eine Geschichte!” und “Wir wollen noch nicht schlafen”. (Ich habe gehört, dass das auch im Jahr 2021 beim Ins-Bett-Bringen nicht anders sein soll.)

Elsie jedenfalls liebt Tiere über alles und als sie ein Bild in der Zeitung sieht (das Lesen hat Elsie leider nie gelernt (kaum verwunderlich, wenn man an das “Haus Wurmig” denkt)), auf dem eine Art Elefant in einem Eisblock zu sehen ist, ist Elsie klar, dass sie diesen eingefrorenen Zottelelefanten (der sich als Wollhaarmammut entpuppt) unbedingt besuchen muss.

Dass dieses Tier als “Eismonster” bezeichnet wird, schreckt Elsie nicht ab. Denn sie sieht in diesem kleinen Mammut kein Monster, sondern ein Babytier, das man dringend umarmen möchte. Ein kleines Tier, das alleine und verloren ist.
Ein Waisenkind.
Genau wie Elsie selbst.
Elsies Entschluss steht fest – und das Abenteuer beginnt.

Was David Walliams Bücher auszeichnet ist die Kombination aus Abenteuer, rührenden Momenten und trockenem Humor.
Ich habe während des Lesens so lachen müssen. Schon alleine Walliams Version Ihrer Majestät Königin Victoria ist super!
Beispiel gefällig?

Bekommt ihr:

Das Mammut ist eigens für sie vom Nordpol nach London gebracht worden. Weder Kosten noch Mühen wurden gescheut, um den riesigen Eisblock, in dem das Urzeittier steckt, ins Museum zu transportieren.
Da kann man ja erwarten, dass Königin Victoria begeistert ist.
“Ooooh” und “Ahhhh”! wird sie rufen.

Als es soweit ist, begutachtet die Königin das Mammut und meint dann:
“Also das ist das berühmte Eismonster…..Haben sie noch größere?”
Außerdem ist sie etwas enttäuscht, dass es nichts kann.
“Habt ihr noch weitere Fragen, Euer Majestät?”
“Wann gibt es Tee und Gebäck?”
Tja…..

Im weiteren Verlauf erfahren wir außerdem, dass Königin Victoria eine Reinruferin ist (“LAUTER!!!!”) und dass man einem kleinen Mammut eigentlich nur einen Namen geben kann: WOLLI.
(Übrigens sind nicht alle Anwesenden von dieser Namensgebung begeistert.
“Das geht nicht. […] Das ist langweilig. Viel zu offensichtlich. Als würde man einen Hund “Hundi” nennen!.” Oder eine Katze “Katzi”.
Doch es wird abgestimmt und der Einwand “Frauen haben kein Wahlrecht” geflissentlich überhört.)

Aber nicht nur Königin Victoria wird mir ewig in Erinnerung bleiben. David Walliams hat hier so viele Figuren erschaffen, die unvergesslich sind.
Uschi, die Putzfrau des Naturhistorischen Museums, ist zum Beispiel ebenso originell – und oft (unfreiwillig) komisch.
Zum Beispiel hier:

Wolli ist aufgetaut und die Treppe zum ersten Obergeschoss des Museums hochgerannt.
“Sie ist nach oben gegangen!”, stellte Elsie fest.
“Oh nein!” jammerte Uschi. “Dort habe ich gestern Abend erst sauber gemacht.”
“Warum sollte sie dort hinaufgehen?”
Die Putzfrau überlegte einen Moment.
“Vielleicht will sie sich die Schmetterlingssammlung ansehen.”

Ebenso begeistert bin ich von den Bewohnern des Royal Hospital. Es handelt sich um Soldaten (und einen Admiral) in Rente und wie sie zum Beispiel…
Ach nein, ich zitiere jetzt keinen einzigen Satz mehr.

Bitte lest “Das Eismonster” selbst, denn es ist nicht nur witzig, sondern eine ganz besondere Geschichte über Freundschaft, Mut und Zusammenhalt.
Außerdem erfährt man ganz nebenbei etwas über Wollhaarmammuts und über das Viktorianische Zeitalter.
Das kann ja nie schaden.

ab 10 – 99 Jahre

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ISBN: 978-3-499-00245-8
Verlag: Rowohlt
Erscheinungsjahr: 2020
Illustration: Tony Ross
Übersetzung: Bettina Münch
Seiten: 496
Preis: 15,00 €


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