Luc Blanvillain: “Tagebuch eines Möchtegern-Versagers”

Luc Blanvillain: “Tagebuch eines Möchtegern-Versagers”

Dass dieses Buch in diesem Jahr für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert ist, finde ich prima!

Nils ist hochbegabt und hat in seinem Leben nur ein einziges Mal eine schlechte Note bekommen. Und zwar, als er niemandem von seiner Blinddarmentzündung erzählte, um den Mathetest mitzuschreiben.
Dass Nils so intelligent ist und unglaublich viel weiß, hängt damit zusammen, dass seine Eltern ihn seit seiner Geburt niemals in Ruhe gelassen haben. Ständig erklären sie ihm etwas.
Als er klein war, durfte er zum Beispiel nicht weinen, bevor er “drei Synonyme für das Wort Schmerz” genannt hatte.

Nils hat eine ältere Schwester, bei welcher die Erziehungstechnik der Eltern, das Kind zu einem Vorzeigesuperhirn zu erziehen, noch nicht ganz ausgereift gewesen ist. Sie wiederholt gerade die achte Klasse, ist mitten in der Pubertät und wird von den Eltern in Ruhe gelassen.
Ganz im Gegensatz zu Nils. Der ist umzingelt. Und hat keinen Bock mehr darauf.

Da trifft es sich gut, dass seine Eltern ihn an einer neuen, anspruchsvollen Schule für hochintelligente Superkinder angemeldet haben. Hier kennt Nils niemanden – hier kann er neu starten: Als Faulpelz.
Er hat auch schon einen Plan: “Ich denke, ich werde mit ein paar kleinen Rechtschreibfehlern beginnen. Solche, die sich auf Zerstreutheit schieben lassen. Dann werde ich Rechenfehler hinzufügen. Und es wird mir schwerfallen, mich an die neue Schule zu gewöhnen.”

Dass sein Plan aufgehen wird, daran zweifelt Nils nicht. Er kann auch die Reaktionen seiner Eltern ganz gut einschätzen: Sie werden in ihren Kinderpsychologiewälzern nachschlagen, in denen steht, dass Wissenschaftler dazu raten, das betreffende Kind nicht unter Druck zu setzen. Nils weiß das, da er diese Wälzer alle gelesen hat.
Vielleicht erlauben sie ihm ja dann, Computer zu spielen und Fernsehen zu schauen. Das durfte er nämlich bisher nicht.
Und siehe da, Nils Plan geht auf! Es ist zwar gar nicht so einfach, aber er schafft es, gleich in vier Tests durchzufallen – und seine Eltern in Panik zu versetzen…

Ohne die Nominierung für den Deutschen Jugendliteraturpreis, hätte ich dieses Buch verpasst und das wäre sehr bedauerlich gewesen – denn es ist unglaublich witzig!
Nils Strategie ein normales Leben zu führen zu können, ist sehr durchdacht und es geht hier keineswegs darum, das Faulsein in der Schule zu preisen.
Er strengt sich dabei unglaublich an und schreibt zum Beispiel die Fehler seines Sitznachbarn (bei dem er sich fragt, weshalb er in der Klasse für Superintelligente gelandet ist) ab bzw. modifiziert sie. Das ist harte Arbeit!

Luc Blanvillain überzeichnet sehr, das ist klar, aber er zeigt auf sehr humorvolle Art und Weise auf, wie es ist, wenn ein Kind den Erwartungen entsprechen muss.
So gehen seine Eltern mit Nils aufgrund seines Leistungsabfalls zu einer Psychologin, die ganz klar sagt, dass auf Nils zu hohe Erwartungen lasten. “Geben Sie ihm etwas Freiraum. Er soll rausgehen, an die frische Luft, sich entspannen, spielen.”
Allerdings hat Nils ihr auch die perfekte Vorlage dazu geliefert, denn während der Sitzung hat er bewusst geschwiegen, sich vollkommen in sich gekehrt gegeben und schließlich “Ich bin durcheinander” gesagt.
Diese drei Worte scheinen die Psychologin zu begeistern. Volltreffer! Das läuft, wie geschmiert!

Wie schon gesagt, Nils ist sehr clever, jedoch hat er, was Menschlichkeit und Sozialverhalten anbelangt, noch einiges zu lernen. Mona geht auch in seine Klasse und bietet ihm (aufgrund seiner scheinbaren Defizite) an, ihm beim Lernen zu helfen.
Natürlich kann er ihr nicht sagen, dass die Aufgaben kein Problem für ihn sind, dann flöge er ja auf. Er belügt Mona bewusst und das wird Folgen haben…

In diesem Buch steckt sehr viel mehr, als ich vermutet hatte und die Art und Weise, wie Luc Blanvillain dies alles transportiert ist einfach super – und vor allem: Superwitzig.

Ab 10 Jahren.

» zur Leseprobe*


ISBN: 978-3-7373-4085-4
Verlag: Fischer
Erscheinungsjahr: 2017
Übersetzung: Maren Illinger
Seiten: 160
Preis: 12,99 €


Das könnte Dir vielleicht auch gefallen:

*Affiliate Link

2 thoughts on “Luc Blanvillain: “Tagebuch eines Möchtegern-Versagers”
Andrea Karminrot

Das hört sich wirklich witzig an. Manchen Eltern möchte man dieses Buch direkt in die Hand geben.
Eine schöne Rezensin.
Liebe Grüße
Andrea

Friederike

Vielen Dank!

Viele Grüße,
Friederike

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

Archive