David Walliams: “Die Mitternachtsbande”

David Walliams: “Die Mitternachtsbande”

Ich liebe die Kinderbücher des britischen Schriftstellers David Walliams, der als “Der neue Roald Dahl” gefeiert wird. Zu Recht!

Wie bin ich hierher gekommen, wo ist “hierher” eigentlich, wie heiße ich denn und was mache ich hier…???
Das fragt sich Tom, als er auf einer Krankenhausliege liegt, die von einem etwas gruselig aussehenden Mann geschoben wird. Langsam dämmert es ihm, bzw. bemerkt er einen Schmerz am Kopf.
Ach so, ja, er wurde während des Unterrichts von einem Ball getroffen. Und das, obwohl er sich extra ganz weit am Feldrand aufgehalten hatte, um nicht mit dem Ball in Berührung zu kommen.
Eine Strategie die anscheinend nicht aufgegangen ist.

Viel mehr Gedanken kann Tom sich allerdings nicht machen, denn schon naht die Krankenschwester, die feststellt, dass Tom eine sehr große Beule hat und erstmal fest draufdrückt, um festzustellen, ob es weh tut. Ja, tut es.
Toll.
Ein sehr junger Doktor (der übrigens kein Blut sehen kann) ist auch schon da und er hat auch etwas mitgebracht: Ein “kleines Aufnahmeformular” zum Ausfüllen, mit dem man wahrscheinlich eine Woche lang beschäftigt ist.
Tja: Willkommen im Lord Funt Krankenhaus.
Das kann ja heiter werden…

Das wird es auch, denn Tom kommt auf die Kinderstation, auf der sich auch Georg (der nichts mehr liebt als seine Pralinen), Robin (der momentan eine Binde vor den Augen trägt und derzeit also nichts sehen kann), Amber (die sich blöderweise gleichzeitig beide Beine und Arme gebrochen hat) und Sally (ein kleines, dünnes Mädchen) befinden.

Die Aufsicht über die Station hat eine garstige Krankenschwester, die George immer die Pralinen wegnimmt, um sie selbst zu essen.
Gerade hat sie dies wieder getan – und schläft plötzlich tief und fest. Worüber sich Tom sehr wundert, doch die anderen Kinder nicht. Sie haben ein Schlafmittel in die Pralinen getan, um sich in der Nacht von der Station zu schleichen.
Denn sie sind: DIE MITTERNACHTSBANDE!

Das klingt jetzt alles nicht so lustig, (Krankenhaus, Beule, ein gruseliger Pfleger und eine herrschsüchtige Oberkrankenschwester) aber keine Angst: Das ist es – es ist ja schließlich ein Buch von David Walliams.
Wie die Mitternachtsbande zum Beispiel nachts unvermittelt auf die Reinigungskraft Dilly trifft (deren geputzte Räume nach ihrem Wirken übrigens dreckiger sind, als davor) und ihr weismacht, sie seien so spät noch unterwegs, weil der Direktor sie damit beauftragt hat, die Sauberkeit des Krankenhauses zu kontrollieren.
Weil “Kinder ja kleiner sind, als Erwachsene und darum näher dran am Fußboden”. Darum können Sie Staub und Schmutz schneller erkennen.

Oder wie George erst Stunden später einen Witz kapiert. Oder wie Robin (wir erinnern uns: Er trägt eine Augenbinde) die Farbkomposition der Inneneinrichtung des Direktorenbüros lobt, worüber sich der Direktor sehr freut.
Bei allem Witz, ist es jedoch so, dass “Die Mitternachtsbande” nicht ganz so schräg daherkommt, wie zum Beispiel Walliams Kinderbücher “Zombie-Zahnarzt” und “Die schlimmsten Kinder der Welt”.

Tom ist in seinem Internat ein Außenseiter, weil er lieber seinen Tagträumen hinterherhängt und auch, weil seine Eltern zwar wohlhabend sind, aber nicht der Upper Class angehören. Tom gehört einfach nicht dazu.
Auf der Kinderstation ist das zunächst genauso, daß ihm die anderen absolut nicht verraten möchten, was es mit der Mitternachtsbande auf sich hat und ihn bei ihren Ausflügen nicht dabeihaben wollen.
Doch dies ändert sich zum Glück, denn ohne Tom wären die Mitglieder der Mitternachtsbande niemals auf die Idee gekommen, wie sie Sallys größten Wunsch wahr machen können.
Alleine diese Szene, die sich übrigens im umdekorierten OP-Saal abspielt, ist so schön, dass einem ganz warm ums Herz wird.

David Walliams kann eben beides: Wahnsinnig witzig sein und gleichzeitig vermitteln, wie wichtig Freundschaft und Zusammenhalt sind und dass man Menschen nicht nach ihrem Aussehen zu beurteilen sollte.
Das ist richtig toll gemacht, zumal Walliams es versteht Emotionen zu wecken und dafür schätze ich den britischen Kultschriftsteller sehr.

Außerdem gibt es ein Wiedersehen mit Kioskbesitzer Raj aus Walliams anderen Büchern – und ja, er hat immer noch tolle Sonderangebote im Laden:
Zum Beispiel “Hundert Bleistifte zum Preis für neunundneunzig” und “Gebrauchte Glückwunschkarten”.
Super!

Ab 10 Jahren.

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ISBN: 978-3-499-21821-7
Verlag: Rowohlt
Erscheinungsjahr: 2018
Übersetzung: Christine Steen
Illustration: Tony Ross
Seiten: 480
Preis: 16,99 €


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