Dörte Hansen: „Altes Land“

Dörte Hansen: „Altes Land“

Ida Eckhoff ist nicht begeistert, als im Frühjahr 1945 erneut Flüchtlinge aus Ostpreußen bei ihr auf dem Hof auftauchen.
Aber gut, sie dürfen in der Knechtkammer bleiben – auf der weißen Bank im Garten dürfen sie jedoch nicht sitzen.
Dass ausgerechnet diese beiden Flüchtlinge (Hildegard von Kamcke und ihre Tochter Vera) noch viel mehr in Beschlag nehmen würden, als nur die weiße Bank, damit hat Ida Eckhoff nicht im Entferntesten gerechnet. Es kommt sogar so weit, dass Vera, das Flüchtlingskind, das ganze Haus erben wird.

Sechzig Jahre später nimmt Vera selbst zwei Flüchtlinge auf: Ihre Nichte Anne und deren kleinen Sohn, die aus dem so perfekten Hamburg-Ottensen fliehen. Weg will Anne von ihrem Partner Christoph, der sie betrogen hat, weg von der musikalischen Früherziehungsgruppe „Musimaus“ in der sie arbeitet, weg von den perfekten Szene-Mamis. (Die Beschreibung der musikalischen Früherziehungsgruppe „Musimaus“ fand ich übrigens besonders gelungen. Ich konnte sehr mit Anne mitfühlen, als ein Kind beim Schnuppertag in ihre 6.000 € Flöte sabbern möchte und Anne es dem Kind nicht erlaubt, woraufhin sich die Mutter des Kindes beschwert.)
Fortan werden sie also zusammen leben: Vera und Anne – zwei Flüchtlinge, die langsam beginnen ihr Leben aufzuräumen.

Dieses Buch war eine absolute Überraschung für mich. Ich hatte es gar nicht auf dem Schirm und kannte es ehrlich gesagt nur von den Papiertüten, die der Verlag gedruckt hat.
Tja und dann bekam ich diesen Roman und dachte erst, ich müsste mir jetzt wahnsinnig viel über Ostpreußen und die Gegend „Altes Land“ im Norden anlesen. Falsch, alles falsch – mußte ich nicht. Ich durfte einfach eintauchen in eine kauzige und eher wortkarge Welt im hohen Norden.

Die Figuren sind es, welche dieses Buch so besonders machen. Die eigensinnige Vera, die ihr Grundstück nach Ansicht des Nachbarn ja total verlottern läßt, Anne, die in den Augen ihrer Mutter ihr musikalisches Talent vollkommen verschwendet hat und zum Beispiel der arrogante Schnösel Burkhard Weißwerth, der neu aus Hamburg zugezogen ist.
Ihm ist gekündigt worden und nun sieht er sein Ziel darin sich zu erden und zurück zu den Wurzeln zu finden – zum Ursprünglichen, zum Landleben. Ein Häuschen auf dem Lande, ein Paradies, in dem man selbst Marmelade herstellen kann, aus eigenen Früchten!
Es ist ja so putzig, so idyllisch hier und die Leute so schön knorrig, wie süß!
Burkhard selbst ist der Ansicht, dass er sich wunderbar mit den Dörflern verständigen und sich auf ihr Level herabbegeben kann. Ein neues Konzept für ein Magazin über das Landleben hat er auch schon fertig. Er ist der festen Überzeugung, dass er mit seinem Charme alle Bauern dazu bekommen wird sich für dieses Magazin ablichten zu lassen.
Dass er allen damit wirklich auf die Nerven geht, merkt Burkhard allerdings nicht und auch nicht, dass seiner Frau das Landleben so langsam aber sicher über den Kopf wächst…

Dörte Hansen hat mich mit ihrem Debütroman vollkommen überzeugt – keine Landromantik, sondern starke, echte Charaktere. Ich habe das „Alte Land“ sehr, sehr gerne gelesen.

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ISBN: 978-3-328-10012-6
Verlag: Penguin
Erscheinungsjahr: 2017
Preis: 12,00 €

Die gebundene Ausgabe dieses Titels ist 2015 bei Knaus erschienen.


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