John Douglas & Mark Olshaker: “Mindhunter – Die spektakulärsten Fälle der FBI-Spezialeinheit für Serienverbrechen”

John Douglas & Mark Olshaker: “Mindhunter – Die spektakulärsten Fälle der FBI-Spezialeinheit für Serienverbrechen”

Wenn man sich gerne mit dem Genre “True Crime” beschäftigt, kommt man an diesem Klassiker nicht vorbei!

John Douglas ist Experte im Bereich Serienverbrechen und einer der ersten Profiler des FBIs. Dass er viel erlebt und viel zu erzählen hat, versteht sich von selbst.
John ist es, der 1978 auf die revolutionäre Idee kommt, das “Wissen” inhaftierter Serienmörder anzuzapfen – sprich, zu ihnen ins Gefängnis zu gehen und sie zu interviewen.
Er will wissen, was sie denken, was ihre Beweggründe und Vorgehensweisen sind, um daraus zu lernen und anderen Tätern früher auf die Spur zu kommen.
Und um so Leben zu retten.

Der Erste mit dem John Douglas und sein Kollege sprechen, ist Ed Kemper, der wegen achtfachen Mordes zu mehrmals lebenslänglich verurteilt worden ist.
Ed kommt aus einer zerrütteten Familie, fiel schon als Kind als “merkwürdig” auf und erschoss mit 15 Jahren seine beiden Großeltern.

Mit 21 wurde er (gegen den Rat des Psychologen) aus dem “Atascadero State Hospital für geisteskranke Straftäter” entlassen. Drei Jahre später begann er, junge Frauen zu ermorden.
Bei einem Termin mit dem Psychiater, der erklärte, dass er keine Gefahr mehr für sich selbst und andere darstelle, befand sich der Kopf einer Leiche in Ed Kempers Auto, das vor der Tür parkte….

Im weiteren Gespräch mit den beiden Ermittlern erzählt Kemper, dass er früher Polizist werden wollte.
Der Wunsch, der Polizei anzugehören und somit Dominanz, Macht und Kontrolle ausüben zu können, ist etwas, das in John Douglas´Studien immer wieder auftaucht.
Zwar wurden nur sehr wenige Polizisten zu Serientätern, jedoch wollten viele Serientäter zunächst Polizist werden. Was ihnen allerdings nicht gelang.

Auch stellte sich heraus, dass viele Täter “Polizeifans” waren, sprich sich in Bars herumtrieben, die bevorzugt von Polizisten aufgesucht wurden und sich mit ihnen unterhielten.
So kam es zum Beispiel, dass einige Polizisten es zunächst für einen Scherz hielten, dass Ed, ihr Kumpel aus der Kneipe, der lange gesuchte Mörder sein sollte.

Ed Kemper ist einer von vielen, über die John Douglas in lakonischen Tonfall berichtet. Über seinen Fall wusste ich bisher nichts und habe somit mein Wissen erweitern können. Das ist prima.
Was ich aber besonders spannend finde ist, dass ich in “Mindhunter” auf den einen oder anderen Fall gestoßen bin, über den ich bereits einen Roman gelesen habe.

Wie zum Beispiel “The Girls” von Emma Cline, ein großartig geschriebenes Buch, in dem es um die Mitglieder der “Manson-Family” und ihren Anführer Charles Manson geht.
Genau diesen Charles Manson interviewt John Douglas im Gefängnis.

Eigentlich war Manson 1971 wegen siebenfachen Mordes und Verabredung zum Mord zum Tode verurteilt worden. Doch da 1972 Kalifornien die Todesstrafe abgeschafft worden war, wurde sein Urteil in lebenslange Haft umgewandelt.
Er persönlich hatte niemanden umgebracht, sondern seine Family zum Morden angestiftet.
Deshalb erwartet John Douglas im Gefängnis einen beeindruckenden, großen Mann (wie den über 2 Meter großen Ed Kemper) und ist erstaunt, dass Charles Manson viel kleiner (1,60m) und schmächtiger ist.
Wie konnte dieser Mann so viele Menschen beeinflussen?

Nun, Manson hat eine spezielle Technik: Das Erste, das er im Verhörzimmer tut ist, sich auf die Lehne des Stuhls am Tischende zu setzen und auf John Douglas und seinen Kollegen herunterzuschauen.
Ganz wie er es tat, wenn er mit seinen “Jüngern” sprach. Mit dem Unterschied, dass er dann auf einem großen Felsen im Wüstensand saß und von dort aus predigte.

Körperlich war Charles Manson seinen Anhängern zwar nicht überlegen, jedoch “hatte er extremes Geschick darin entwickelt, Leute bei der ersten Begegnung einzuschätzen und sehr schnell herauszufinden, was sie für ihn tun konnten.”
Es geht ihm also um das Gleiche, Ed Kemper: Macht, Dominanz, Kontrolle.

Genau darum ging es auch dem Sektenführer David Koresh, der seine Anhänger in einem abgeriegelten Areal in Waco (Texas) um sich scharte.
Als ich das las, dachte ich: Moment mal, das kommt Dir doch bekannt vor!
Richtig: Vor Kurzem habe ich “After the Fire” von Will Hill gelesen habe, einen Roman, in dem es um ein Mädchen geht, das bei genau dieser Sekte in Waco aufwächst.
Da hatte ich ein richtiges AHA-Erlebnis!

Natürlich geht es in “Mindhunter” um viele grausame Verbrechen, die relativ nüchtern beschrieben werden, aber man erfährt auch viel über Ermittlungsstrategien, wie zum Beispiel über die proaktive Technik.
Oder die Möglichkeit der Zusammenarbeit mit der Presse und das Lancierens eines bestimmten Artikels, von welchem sich der Täter vielleicht angesprochen fühlt.

Auch erfahren wir zum Beispiel wo der Unterschied zwischen dem Modus Operandi und der Handschrift eines Täters liegt, und darüber inwiefern sich ein arrangierter und ein inszenierter Tatort voneinander unterscheiden.

“Mindhunter” ist hochinteressant und fesselnd – allerdings, so ging es mir zumindest, erst ab Seite 127.
Es sei denn, man interessiert sich dafür, wie John Douglas zum FBI gekommen ist, welche Strukturen er dort vorfand und wie lässig das Arbeitsleben damals war.
Ich hatte beim Lesen bis dahin das Gefühl, den nostalgischen Memoiren eines FBI-Agenten beizuwohnen.
Das war ok, hat mich aber ehrlich gesagt nicht sonderlich interessiert und ich habe mich gefragt, was denn alle an diesem Buch finden.
Drei Seiten später war mir das dann aber klar – und ich habe irrsinnig viele Post-It´s verbraucht, um mir die interessanten Stellen zu markieren.

Was man bei der Lektüre im Hinterkopf haben sollte, ist die Tatsache, dass vorliegendes Buch im Jahr 1995 veröffentlicht worden ist.
Durch die Netflix-Serie “Mindhunter” (die ich noch nicht gesehen habe) von Kult-Regisseur David Fincher ( “Fight Club” ) ist es wieder populär geworden.

Inzwischen sind 25 Jahre vergangen und es gibt neue Forschungserkenntnisse. Zum Beispiel darüber, dass Frauen oft kriminell anders agieren, als Männer.
Wer sich dafür interessiert, kann zum Beispiel “Psychopathinnen – Die Psychologie des weiblichen Bösen” von Lydia Benecke lesen. Ich konnte es nicht mehr aus der Hand legen.

“Mindhunter” bietet einen spannenden Einblick in die Welt der Verbrechensbekämpfung, Verhörtechniken und Ermittlungsstrategien.
Ich finde es unglaublich spannend, wie es John Douglas immer wieder gelingt, nach der Begutachtung eines Tatorts (bzw. eines Toten) ein Täterprofil zu erstellen, das der Polizei dabei hilft, den Kreis der Verdächtigen einzugrenzen und den Täter zu fassen.
Und wie zutreffend und exakt seine Analysen sind.
Profiling at it’s best!

Daumen hoch!

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ISBN: 978-3-7423-1299-0
Erscheinungsjahr: 2019
Seiten: 448
Preis: 14,99 €


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2 thoughts on “John Douglas & Mark Olshaker: “Mindhunter – Die spektakulärsten Fälle der FBI-Spezialeinheit für Serienverbrechen”
Philipp Elph

Vielen Dank für den Tipp

    Friederike

    Sehr gerne 🙂

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