Kai Weyand: „Applaus für Bronikowski“

Kai Weyand: „Applaus für Bronikowski“

Nach “Baba Dunjas letzte Liebe”, ist dies nun zweite Buch der Longlist des Deutschen Buchpreises, dem ich mich widme.
Einmal hat meine Wahl ganz ehrlich gesagt damit zu tun, dass dieses Buch einen nicht ganz so großen Umfang hat, wie der eine, oder andere Longlist-Titel – zum anderen hat eine meiner Kolleginnen mir dieses Buch schon lange vor der Buchpreiszeit mit den Worten: “Das ist toll! Jetzt lies das!” in die Hand gedrückt.

Nun endlich bin ich ihrem Rat gefolgt und muss sagen: Es hat sich gelohnt – ich hatte viel Spaß mit „Bronikowski“.

Hauptfigur dieses Buches ist Nies, der eigentlich Dionysos nach dem griechischen Gott des Weines heißt (der Arme) – seine Eltern hatten diese grandiose Idee bei einer Weinprobe. Als Nies 13 war hatten seine Eltern eine weitere grandiose Idee: Sie beschlossen einen Lebenstraum (von diesem hatte Nies bisher noch nie gehört) wahr zu machen und nach Kanada zu ziehen. Allerdings ohne Nies und seinen volljährigen Bruder. Die sollen alleine zu Hause bleiben. Ein echter Männerhaushalt wird das, schwärmt der Vater. Ja, toll. Kein warmes Essen nach der Schule, keiner der die Wäsche macht.  Nies ist nicht begeistert und nennt sich fortan nur noch NC (No Canadian).
Aber es hilft nichts  – die Eltern reisen ab.

NC beginnt nach der Schule mehrere Ausbildung. Aber eigentlich nur halbherzig und lebt so vor sich hin. Sein Bruder ruft oft an, denn er fühlt sich nach wie vor verantwortlich für seinen kleinen Bruder und möchte, dass dieser endlich Erwachsen wird. Doch danach sieht es nicht aus. Bis sich NC von einer Bäckereifachverkäuferin nicht nur süße Teilchen, sondern eine Straße empfehlen läßt, in der es schön sein soll.  In dieser Straße befindet sich auch ein Bestattungsinstitut und wie es der Zufall so will, wird dort ein Bestattungshelfer (Death Organizer klingt ja furchtbar) gesucht. Schon hat Nies einen neuen Beruf. Sein Umfeld ist von diesem Job alles andere als begeistert….

Das Besondere an diesem Buch ist, wie ich finde, ist der Tonfall. Die Ironie. Der Schlagabtausch zwischen der kleinwüchsigen Frau des Bestatters und NC sind prima und die Idee dass NC sich von der Bäckereifachverkäuferin Frau März Backwaren empfehlen läßt und nicht eher geht, bis sie dies getan hat, ist wirklich gelungen. Wäre ich Frau März, würde ich mich jedes Mal, wenn ich NC nur sehen würde unter der Theke verstecken. Aber wahrscheinlich kann sie es nicht. Sie ist ja alleine im Laden und tut mir schon etwas leid. NC ist als Kunde wirklich nicht einfach.

Auch NCs “Wörterfimmel” gefällt mir sehr:“Aber er blieb stehen und bemerkte, dass Tod ein einsilbiges Wort war. Komplizierte Dinge bestanden mindestens aus zwei Silben, das Wort Liebe zum Beispiel. Noch schlimmer: Liebesverhältnis. Zwei Hauptwörter, zusammengesetzt, fünf Silben. Wahnsinn.”
Kai Weyand hat wirklich viele wunderbare Ideen und setzt sie gekonnt um.

“Applaus für Broniskowski” ist ein sehr kurzweiliges Buch, mit dem ich viel Spaß hatte. Am Ende musste ich sogar laut lachen.
Ob das jetzt für die Shortlist reichen wird, sei einmal dahin gestellt. Ich denke es ja ehrlich gesagt nicht, aber ich freue mich, dass dieses Buch durch die Nominierung in den Fokus der Leser gerückt ist – und das sage ich jetzt nicht nur, weil ich, wie Kai Weyand, aus Freiburg komme.

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Weitere Leseeindrücke dieses Titels gibt es bei Sophie von Literaturen, der Klappentexterin und Marina von literaturleuchtet.


ISBN:  978-3-442-71434-6
Erscheinungsjahr: 2017
Verlag: btb
Preis: 9,99 €

Die gebundene Ausgabe dieses Titels ist 2015 bei Wallstein erschienen.


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