Monatsrückblick – September 2022

Monatsrückblick – September 2022

Im September habe ich mich mit Büchern aus den Bereichen Spannung und Kinderbuch beschäftigt.
Ein Titel davon war so spannend, dass ich ihn in null Komma nichts ausgelesen hatte:

 

Sylvia Wage: “Grund”

Da liegt er, der Vater.
Tief unten im Brunnen. Naja….Brunnen….
Nennen wir es doch einfach beim Namen: Der Vater liegt in einem tiefen Loch im Keller. Ein Feinrippunterhemd trägt er. Frisch ist es nicht (genauso wie die Luft da unten) und mit dem guten Aussehen ist es auch schon länger vorbei.
Dabei war ihm das früher so wichtig. Als er noch oben bei seinen drei Töchtern und seiner Frau gewohnt hat.

Eine der Töchter steht jetzt oben am Loch und beobachtet, wie seine Atemzüge unregelmäßiger werden. Ein, aus ….nichts….nichts…. ach…atmen wird eh überbewertet. Jetzt hat der Vater es auch endlich eingesehen – und damit aufgehört…

Warum ich dieses Buch erst jetzt gelesen habe, ist mir schleierhaft. “Grund” ist so spannend, überraschend und toll geschrieben.
Ich bin begeistert!
Prima für alle, die von zum Beispiel Michaela Kastels “So dunkel der Wald” begeistert waren. Wie ich.

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Christa von Bernuth: “Tief in der Erde”

Wir schreiben das Jahr 198. Die zehnjährige Annika ist bei einer Freundin zum Abendessen eingeladen. Danach fährt sie, wie so oft, mit dem Fahrrad nach Hause. So weit, so normal.
Ihre Eltern wissen, dass Annika gerne herumtrödelt, doch irgendwann ist klar, dass da etwas nicht stimmen kann.
Bei aller Trödelei, so lange kann sie für den Heimweg nicht brauchen.

Ihr Bruder und ihr Vater beginnen, nach ihr zu suchen. Doch vergebens.
Auch die Polizei findet Annika nicht.
Dann beginnen die Anrufe….

Diese Ereignisse sind nicht erfunden. Es handelt sich um einen wahren Fall den Christa von Bernuth hier neu aufrollt.
Sie erzählt uns von den Ermittlungen, den Fehlern bei der Beweisaufnahme, davon, dass man sich zu früh auf eine bestimmte Richtung festlegte – und vom nahe gelegenen Internat, dem man zu wenig Beachtung schenkte…

Wer hier grausame Schilderungen und Schockmomente erwartet, der wird enttäuscht sein. Christa von Bernuth schreibt eher sachlich über die Ereignisse. Man merkt, dass sie viel recherchiert hat. Diese analytische Herangehensweise hat mir sehr gut gefallen.
True Crime einmal anders.
Top!

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Colin Hadler: “Ancora – Die Zeit ist gegen dich”

Romy, Aurel und Jannis haben sich auf etwas Besonderes eingelassen. Sechs Wochen lang werden sie in Ancora leben, einer Art Kommune, die vollkommen autark ist. Die Bewohner leben fernab jeglicher Zivilisation und es gibt weder Internet, noch einen Telefonanschluss.

Romy hofft, so die Beziehung zu ihrem Freund Aurel retten zu können, denn in letzter Zeit hatten sie Probleme miteinander.
Doch es geht nicht gut los.
Bereits bevor sie in Ancora ankommen, gibt es die ersten Unstimmigkeiten und nach einer kurzen Pause müssen sie feststellen, dass die Autoschlüssel weg sind.
Ihnen bleibt nichts anderes übrig, als zu Fuß weiter zu gehen. Dass es immer dunkler wird, macht die Sache nicht besser, denn sie müssen durch einen dicht bewachsenen Wald.
Und das ist nur der Auftakt.

Vollkommen abseits von allem zu leben, mag zwar idyllisch klingen, doch idyllisch ist es in Ancora nicht unbedingt. Als Romy eines nachts davon aufwacht, dass jemand kleine Steine an ihr Fenster wirft, bekommt sie es mit der Angst zu tun.
Denn unter ihrem stehen weder Aurel, noch Jannis, sondern eine dunkle Gestalt, die eine Teufelsmaske trägt…

Sehr spannend und schön unheimlich!

Ab 14 Jahre.

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Melvin Burgess: “Voll verzählt?”

Wenn es ums Angeben geht, macht Paul so schnell niemand etwas vor. Er kann zwar sonst nichts wirklich gut, aber im Angeben ist er der Beste.
Heute ist es jedoch jemand anderes, der auf dem Pausenhof herumprahlt: Waris (Pauls bester Freund) sagt, dass er in der letzten Nacht bis EINTAUSEND gezählt hat. Sein Vater kann es bezeugen. Wahnsinn!!

Sophie meint, sie sei einmal bis sechshundert gekommen, aber dann habe ihre Mutter genervt gesagt, sie solle SOFORT aufhören.
Als Paul wieder mal die Klappe nicht halten kann und behauptet, das sei doch alles nichts, er könne bis ZEHN MILLIONEN zählen, verdrehen alle die Augen. Paul mal wieder: Große Klappe, nichts dahinter.
Tja und dann fängt Paul an zu zählen…und hört nicht mehr auf…

Melvin Burgess ist wirklich einfallsreich – und witzig schreiben kann er auch. Die Mathematiker, die Paul anbeten, weil er so schön und außergewöhnlich zählen kann und die Zahlen, die sich vor Pauls Haus in einer langen Schlange anstellen, weil sie unbedingt gezählt werden möchten, fand ich zum Beispiel super.
Doch “Voll verzählt?” ist nicht nur witzig, sondern führt einem auch vor Augen, welchen Preis man für Ruhm und Reichtum zahlen muss.

Rundum gelungen – und in schön großer Schrift.

Ab 9 Jahre.

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