Tara Isabella Burton: „So schöne Lügen“

Tara Isabella Burton: „So schöne Lügen“

Auf dieses Buch habe ich mich gefreut, seit ich es in der Verlagsvorschau entdeckte. Zu Recht, denn ich habe es mit großem Vergnügen in einem Rutsch gelesen.

Vor zehn Tagen hat Louise Lavinia kennengelernt. Es ist die beste Zeit ihres Lebens.
Sie haben so viel erlebt! Eine Party nach der anderen in todschicken Vintage-Klamotten, die sich Louise niemals leisten könnte.

Louises großer Traum war es immer, Schriftstellerin zu werden und in New York zu leben.
Sagen wir es mal so: Punkt zwei hat geklappt.
An Punkt eins arbeitet sie noch, denn das Leben in New York ist hart – und teuer. Deshalb hat Louise drei Jobs: Sie arbeitet als Barista in einem Café, schreibt Artikel für eine Shoppingseite namens GlaZam und bereitet Studenten auf die Eignungstests der Universitäten vor.

Jeden Tag nimmt sie sich vor, eine Geschichte zu schreiben und hat auch immer ein Notizbuch dabei, um Ideen und Beobachtungen zu notieren. Andere zu beobachten ist eine von Louises Lieblingsbeschäftigungen, denn da kann sie sich auf die Frage konzentrieren, was mit den anderen nicht stimmt, anstatt sich zu fragen, was mit ihr selbst nicht stimmt.
Aber, jetzt sind wir mal ehrlich: Louise hat schon ewig nichts mehr notiert.
Das mit der Schriftstellerkarriere wird wohl nichts mehr.
Dann meldet sich eine junge Frau, die eine Nachhilfetutorin für ihre Schwester sucht. Die junge, reiche Frau ist Lavinia – und so beginnt es.

Als Louise ins Blaue hinein sagt, dass sie für eine Tutorenstunde 150 Dollar nimmt, zuckt Lavinia nicht einmal mit der Wimper. Kein Problem. Hauptsache sie hat einen Babysitter für ihre hochintelligente Schwester. Nachhilfe braucht Cordy nämlich nicht. Den Uni-Test wird sie aus dem Ärmel schütteln.

Cordy reist wieder ab, aber Louise bleibt. Sie muss sich immer wieder kneifen und denkt, dass Lavinia sie testet, aber nein. Lavinia ist einfach großzügig, leiht Louise ihre Kleider, schminkt sie und postet Selfies von den ausschweifenden Parties auf die die beiden gehen. Lavinia ist das Beste, das Louise je passiert ist.
Als Lavinia Louise zum Bankautomaten schickt und ihr ihre Geheimnummer anvertraut, hebt Louise einfach mal hundert Dollar mehr ab. Das wird Lavinia gar nicht merken, oder..?

“So schöne Lügen” hat mir unglaublich viel Spaß gemacht. Zunächst hatte ich noch die Befürchtung, es könnte sich hier um einen “Vom-Aschenputtel-zur-schönen-Prinzessin”-Roman handeln – doch dem es nicht so.
Zum einen handelt es sich hierbei um einen schillernden New-York-Roman, der sich mit einer Gesellschaftsschicht beschäftigt, in der Geld keine Rolle spielt.
Hier denkt niemand daran, dass andere sich sehr wohl Gedanken darüber machen müssen, ob sie sich jetzt ein Taxi leisten können, oder nicht. Geld ist selbstverständlich.
Hier glitzert alles, die Partys sind super und Louise ist eine junge Frau, die plötzlich ihren Traum leben, sich einfach fallen lassen und genießen kann.
Eine Frau, die sich in Lavinias Licht sonnt und von ihr und ihrem Reichtum profitiert.

Andererseits ist “So schöne Lügen” aber auch ein Roman über Abhängigkeit. Denn das schöne, schillernde Leben, das Louise jetzt führt, hat auch auch seine Schattenseiten.
Louise gewöhnt sich so langsam an den Wohlstand und daran, dass Lavinia bezahlt. Sie wird vollkommen abhängig von Lavinia, die nicht versteht, dass andere für ihr Auskommen arbeiten müssen und Louise dazu überredet auszuschlafen und sich krank zu melden.
Wenn Louise arbeiten ginge, würde sie Lavinia verärgern und das gilt es zu vermeiden, denn Lavinias Launen sind legendär.

Lavinia schreibt übrigens auch gerade einen Roman und besteht darauf, dass Louise diesen liest und ihre ehrliche Meinung äußert.
Louise findet diesen Roman schrecklich. Aber das darf sie nicht sagen, denn dann würde Lavinia sie vielleicht fallen lassen und vorbei wäre es mit dem schönen Leben. “Du wirst mal eine große Schriftstellerin, Lavinia. Daran habe ich keinerlei Zweifel. […]. Es ist so leicht, sie anzulügen.”
Und lügen muss Louise, denn inzwischen ist sie bei Lavinia eingezogen….

Das Tolle an diesem Roman ist, dass wie keine schablonenhaften Charaktere präsentiert bekommen. Alle Figuren werden uns überraschen.
Ist die arme, fleißige Louise wirklich so gutherzig und freundlich?
Ist Lavinias Großzügigkeit wirklich unendlich?
Was bedeutet es, dass Lavinias Exfreund Lavinia auf Social-Media geblockt hat – und was macht Lavinias Hand auf Louises Knie…!!?

Spannend, rasant und überraschend.
Was will ich mehr?!

» zur Leseprobe

» bei Thalia bestellen (Affiliate Link)


ISBN:978-3-8321-6527-7
Verlag: Dumont
Erscheinungsjahr: 2020
Übersetzung: Clara Drechsler & Harald Hellmann
Seiten: 336
Preis: 10,00 €

Die gebundene Ausgabe ist 2019 ebenfalls bei Dumont erschienen.


Das könnte Dir auch gefallen:

2 thoughts on “Tara Isabella Burton: „So schöne Lügen“
Buchperlenblog

Guten Morgen!
So schöne Lügen hat mir auch unfassbar gut gefallen! Die Charaktere sind wirklich tiefgründig, jeder hat so sein Päckchen mit sich zu schleppen, niemand ist so, wie er auf den ersten Blick wirkt. Am besten hat mir jedoch die wirklich andere Sprache gefallen, der Stil passt perfekt auf diese Geschichte.
Schön, dass es dir ebenso gut gefallen hat! 🙂

Liebe Grüße!
Gabriela

    Friederike

    Liebe Gabriela,

    ja, hier passt wirklich alles!
    Da sind wir einer Meinung :).

    Viele Grüße;
    Friederike

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

Archive