Monatsrückblick – November 2023

Monatsrückblick – November 2023

Es ist immer das Gleiche: Je näher das Jahresende rückt, desto weniger lese ich. Die Zufriedenheit mit meiner (selbst gewählten) Lektüre nimmt ab – und die Quote der Bücher, die ich abbreche, nimmt zu.
Zwei der vier Titel, die ich im November dann doch zu Ende gelesen habe, fand ich okay. Einer war für mich gar nichts – und einer war super! Und zwar dieser:

Anja Reumschüssel: “Über den Dächern von Jerusalem”

Tessa hat das Konzentrationslager überlebt. Als Einzige aus ihrer Familie. Ihr Vater konnte vor dem Krieg nach Jerusalem fliehen – und genau dieser Ort ist Tessas Ziel.

Zufällig begegnet sie auf einem Hausdach in Jerusalem Mo, einem palästinensischen Jungen, dessen Familie nach der Gründung Israels vertrieben worden ist – und den sie laut ihrem Vater hassen müsste. Aber die beiden sind der Ansicht, dass dieser Hass doch nirgendwo hin führt. Sie freunden sich an. Doch die Lage ist kompliziert….

Die zweite Ebene des Romans spielt Anfang 2023. Anat tritt gerade ihren Dienst in der Armee an. Bei einer Übung lassen ihre Kameraden sie sitzen und sie ist im Westjordanland auf sich alleine gestellt.
Als sie auf Karim, einen jungen Palästinenser, trifft weiß sie nicht, wie sie reagieren soll. Und er weiß es genauso wenig…

Ich habe schon ein paar Bücher zu dieser Thematik gelesen, aber bisher noch keines, das aus der Perspektive der Jahre 1946/47 geschrieben ist. Anja Reumschüssel beschreibt hier sehr beeindruckend und klar über die damalige Situation. Das ist wahnsinnig interessant!
Wer mehr über den Nahost-Konflikt wissen will und sich durch kein dickes Geschichts – bzw. Politikbuch arbeiten möchte, dem empfehle ich dieses Buch.

» zur Leseprobe*

Juli Zeh: “Der war´s”

Marie ist das beliebteste Mädchen der Klasse. Sie hat die allertollsten Pausenbrote, um die sie jeder beneidet. Immer wieder werden diese gestohlen und niemand weiß, von wem.

Schließlich wird Konrad in der Pause dabei erwischt, wie er sich an Marie Schultasche zu schaffen macht. Natürlich wird er dabei fotografiert und das Foto per WhatsApp an alle geschickt. Da haben wir den Dieb!!
Doch Konrad sagt, dass er damit nichts zu tun hat. Daraufhin beschließen die Kinder ein Gerichtsverfahren zu eröffnen, um zu klären, ob Konrad schuldig ist oder nicht.

Also…was soll ich sagen…ich habe mich auf dieses Buch gefreut, zumal ich Juli Zehs Romane für Erwachsene sehr mag. Was ich aber nicht mag, sind Bücher (wie dieses), auf denen eine imaginäre rote Leuchtschrift blinkt: HIER SOLL ETWAS GELERNT WERDEN!!!
Das ist mir zu plakativ.
Des Weiteren finde ich, dass dieses Buch vor Klischees nur so strotzt. Der Computer-Nerd ist still, hat keine Freunde und sitzt den ganzen Tag in seinem Zimmer…etc… . Vielleicht wäre es besser gewesen, ein Sachbuch zum Thema Gerichtsverfahren etc. daraus zu machen.

Eine meiner Kolleginnen fand “Der war´s” gut. Geschmäcker sind eben verschieden.
Vielleicht lest Ihr einfach mal selbst rein.

» zur Leseprobe*

Dizz Tate: “Wir wir wir”

Sammy wird den Protagonistinnen des Romans , einer Clique 13jähriger Mädchen, bewundert. Sie ist ein bisschen älter und die Tochter eines bekannten Fernsehpredigers. Jetzt ist sie verschwunden.
Alle suchen nach ihr. Sie ist weder in diesem zerfallenen Neubau, in dem sich oft junge Liebende verstecken, noch bei ihrer besten Freundin, noch im christlichen Freizeitpark, der quasi gleich nebenan ist…

Ich hatte mich sehr auf das Erscheinen dieses Romans gefreut, denn die Leseprobe klang vielversprechend und hat mich an den Stil der von mir sehr verehrten Autorin Joyce Carol Oates erinnert.

Nach einigen Seiten/Kapiteln hatte ich jedoch den Eindruck, dass das Ganze zu gewollt ist. Zu nebulös. Schade, aber es ist ja auch unfair, wenn ich ein Debüt im Kopf ständig mit dem Schreibstil einer DER großen Autorinnen unserer Zeit vergleiche.

Wer Joyce Carol Oates noch nicht kennt, dem empfehle ich an dieser Stelle die Lektüre von “Sieben Reisen in den Abgrund”.
Das fand ich genial.

» zur Leseprobe von „Wir wir wir“*

Lilja Sigurdardottir: “Höllenkalt”

Áróras Job besteht darin, Geld aufzuspüren.
Geld, das nicht versteuert wurde, oder das jemand aufgrund krimineller Machenschaften versteckt.

Sie hat sich für ein Leben in England entschieden, dem Geburtsland ihrer Mutter, während ihre Schwester Isafold in Island lebt. Dem Land, aus welchem der Vater der beiden stammt.
Inzwischen hat Isafold einen Isländer geheiratet – und er ist einer der Gründe, weshalb sich die Schwestern nicht nahe stehen: Er ist gewalttätig und Arora es leid ist, nach Island zu fahren, um ihre Schwester vor ihm zu verstecken bzw. zu retten. Nur um wenige Tage später mit anzusehen, wie Isafold ihrem Mann verzeiht und wieder zu ihm zurückkehrt…

Jetzt aber meldet sich Aroras Mutter, denn Isafold hat seit zwei Wochen nichts mehr von sich hören lassen. Auch auf Social Media herrscht Funkstille.
Deshalb bittet sie Arora inständig nach Island zu fliegen, denn es ist klar, dass etwas Schlimmes geschehen sein muss…

Wenn ich nicht weiß, was ich lesen soll (bzw. mich in einem Leseloch befinde), lese ich meistens ein Kinderbuch, oder einen Krimi. Hier habe ich mich für einen Krimi entschieden, der mich allerdings auch nicht begeistern konnte. “Höllenkalt” fand ich ok, mehr aber auch nicht.
Für mich war zu offensichtlich, was geschehen ist. Auch das Personal fand ich nicht faszinierend genug, obwohl der sich ständig rasierende Nachbar durchaus Potenzial gehabt hätte.
Schade, aber auch nicht schlimm. Es kann nicht jedes Buch ein Knaller sein.


Das könnte Dich auch interessieren:

 

*Affiliate Link

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

Archive