Die Herbstprogramme der Verlage sind bereits eingetrudelt und wie immer habe ich so viele Neuerscheinungen entdeckt, die ich unbedingt lesen möchte.
Hier sind sie:
Joyce Carol Oates: “Babysitter”
In Detroits Vorstädten in den 70er Jahren, fragt sich Hannah, ob es das jetzt war. Sie ist Hausfrau, Ehefrau und Mutter. Punkt. Und irgendwann wird sie alt werden und sterben.
Schließlich trifft sie einen Mann, den sie nur unter einem Pseudonym kennt. Niemals würde er ihr seinen Namen nennen. Das macht die Sache noch aufregender. Die Sache, die Affäre.
Mickey lebt ebenfalls in einer der Vorstädte und verdient seinen Lebensunterhalt mit nun ja, eher so halb legalen Geschäften. Aufgewachsen ist er in einem Waisenhaus in Detroit und bisher hat er versucht, sich nicht mit seiner Vergangenheit zu beschäftigen. Das entscheidende Wort hierbei ist “versucht”. Denn in ihm gärt es schon seit langem. Vielleicht ist es jetzt an der Zeit, den Blick zurück zu wagen…
Zu diesem Zeitpunkt sorgt ein Serienmörder in Detroit für Schlagzeilen. “Der Babysitter” wird er genannt, denn seine Opfer sind kleine Kinder. Man weiß nur, dass er der oberen Mittelschicht oder der High Society Detroits angehören soll. Spuren hinterlässt er keine.
Genauso wie Hannahs Affäre…
Ich freue mich wahnsinnig auf dieses Buch, denn Joyce Carol Oates hat mich schon oft total begeistert: “Sieben Reisen in den Abgrund”, “Pik-Bube” und “Cardiff am Meer” fand ich super.
“Babysitter” erscheint Ende Januar 2024.
Eve Harris: „Die Hoffnung der Chani Kaufman“
Chani lebt in einer jüdisch-orthodoxen Gemeinde in London und ist mit Baruch verheiratet. Dem Mann, den sie sich selbst ausgesucht hat.
In der Welt, in der Chani lebt, ist das alles andere als selbstverständlich.
Und was kommt nach der Heirat? Genau: Fruchtbar sein und sich mehren!
Tja, doch das klappt leider nicht.
Chani weiß bald nicht mehr, was sie machen soll. Denn es ist Baruchs gutes Recht, sie zu verstoßen, wenn sie ihm keine Kinder schenkt….
“Die Hochzeit der Chani Kaufman”* ist eines meiner ewigen Lieblingsbücher. Ich habe es vor ca. sieben Jahren gelesen, so viel gelernt und mich blendend unterhalten.
Wer dieses Buch noch nicht kennt, dem sei es an dieser Stelle wärmstens empfohlen.
Ich freue mich so darüber, bald zu erfahren, wie es mit Baruch und Chani weitergeht.
Erscheint Ende Januar 2024
Walter Moers: “Die Insel der Tausend Leuchttürme”
Oh, wie toll: Der neue Moers kommt! Endlich!!!
Hildegunst von Mythenmetz steht ein Kuraufenthalt bevor.
Ziel ist die Insel Eydernorn, denn dort soll das Klima sehr gut sein. Vielleicht kann er dort endlich seine Bücherstauballergie kurieren.
Schon alleine die Überfahrt zur Insel wird ein Abenteuer…und dann stellt sich auch noch heraus, dass in den Gewässern um die Insel, in den allertiefsten Tiefen des zamonischen Ozeans, der eine, der gefährlichste aller Dämonen leben soll: Der Quaquappa…!!!!
Wem das jetzt alles sehr zamonisch oder spanisch vorkommt, sei gesagt: Ihr müsst keinen der anderen wunderbar Zamonien-Romane kennen.
“Die Insel der Tausend Leuchttürme” kann unabhängig von den anderen (übrigens wunderbar illustrierten) Titeln gelesen werden.
Allerdings sei gesagt, dass Ihr echt was verpasst, wenn ihr “Die Stadt der träumenden Bücher”* noch nicht gelesen habt!
Dieses Buch erscheint Anfang September 2023.
Nora Haddada: „Nichts in den Pflanzen“
Leila hat es geschafft! Endlich ist er da, der Vertrag mit DER großen Produktionsfirma. Sie ist nun offiziell Drehbuchschreiberin.
Doch die Ernüchterung folgt auf dem Fuße. Wirklich jeden Tag zu schreiben und Ideen zu haben, hat zwar in ihren Vorstellungen funktioniert, doch die Realität sieht anders aus.
Wo ist sie hin, die Kreativität?
Leila versucht ihre Ideenlosigkeit mit Partys und durchzechten Kneipennächten zu kompensieren. Wie viele andere auch. Gegenseitig pusht man sich, indem man von seinen Erfolgsgeschichten schwärmt – und sich lässig gibt. Selbstsicherheit auszustrahlen ist immens wichtig in der Branche.
In Leilas Inneren sieht es allerdings anders aus. Sie muss sich eingestehen, dass ihre (nicht öffentliche) Affäre mit Leon der kreativste Input ist, den sie derzeit hat. Wie deprimierend.
Dass ihre Erzfeindin Aischa momentan ebenfalls an einem Drehbuch arbeitet und Leila auszustechen droht, macht die Sache nicht besser….
Erscheint Ende August 2023.
Linus Reichlin: “Der Hund, der nur Englisch sprach”
Felix geht das Älterwerden sehr pragmatisch an.
Bevor er zum Beispiel ein Bücherregal kauft, fragt er sich, wie wahrscheinlich es ist, dass er füllen wird, bevor er das Zeitliche segnet. Er nennt diesen Gedankengang “Preis-Leistungs-Lebenserwartungs-Verhältnis”.
Wenn er auf etwas Unverhofftes stößt (wie zum Beispiel ein bisschen LSD in seiner Plattensammlung), wirft er es sich ein. Was hat er schon zu verlieren?!
Als schließlich ein in englischer Sprache fluchender Hund vor der Tür steht und dessen Verfolger bei Felix einbrechen, muss er sich dann doch die Frage stellen, ob mit dieser Tablette alles in Ordnung war.
Ach egal, erstmal muss er herausfinden, ob der Hund echt ist. Die Suche nach Indizien hat begonnen…
Ein englisch fluchender Hund!
Das klingt genau nach meinem Geschmack.
Dieses Buch erscheint Mitte August 2023.
» zu „Der Hund, der nur englisch sprach*“
Wer jetzt schon ein intelligentes und humorvolles Buch mit einem Hund lesen möchte, dem empfehle ich “Sirius”* von Jonathan Crown. Ich habe es vor vielen Jahren gelesen und war hin und weg.
John Ajvide Lindqvist: „Refugium“
Julia hat früher bei der Polizei gearbeitet und schreibt jetzt Krimis.
Für eine Recherche hat sie Kim engagiert und ihn in ihr Ferienhaus in die Schären eingeladen. Geplant waren laue Abende auf der Terrasse und viel Brainstorming.
Doch es kommt anders: Auf einem Mittsommerfest, das in der Nähe stattfindet, werden einige Feiernde hingerichtet.
Nur ein Mädchen kann sich retten. Doch was sie gesehen hat, ist so grausam, dass sie nichts davon erzählen kann. Sie ist verstummt.
Während Kim zu ermitteln beginnt, setzt sich Julia mit ihren Kontakten bei der Polizei in Verbindung. Bald fragt sie sich, was Kim verbirgt – und ob er ihren Rechercheauftrag aus anderen Gründen angenommen hat….
Vor vielen Jahren habe ich John Ajvide Lindqvist “So finster die Nacht”* gelesen und mich sehr gegruselt. Ich weiß noch, dass ich dieses Buch sehr spannend, aber eben auch sehr unheimlich fand.
Während “So finster die Nacht” eine gewisse Portion Horror und Übernatürlichkeit beinhaltet (nicht umsonst wird der Autor auch als “Stephen King des Nordens” bezeichnet), scheint „Refugium“ ohne diese Elemente auszukommen.
Das begrüße ich sehr und bin gespannt auf diesen Krimi.
Erscheint Anfang Juli 2023.
Veronica Lando: „Der flüsternde Abgrund“
In Granite Creek verschwinden immer wieder Menschen. Es ist auch nicht ganz ungefährlich dort, denn es gibt eine Stelle, an welcher der Regenwald abrupt endet und auf ein zerklüftetes Felsenmeer trifft.
Viele Menschen sind schon in die Tiefe gestürzt und es geht das Gerücht um, dass sie von einem Flüstern in den Abgrund gelockt worden sind.
Callum wurde in Granite Creek geboren und hat diesen Ort aufgrund eines tragischen Unglücks verlassen. Niemals wollte er zurückkehren.
Doch als 30 Jahre später ein Mann tot auf den Felsen gefunden wird, ändert Callum seine Meinung. Denn er glaubt, dass er der Vater des jungen Mannes ist.
Als er nachzuforschen beginnt, stößt er auf den Fall zweier Mädchen, die vor vielen Jahren spurlos verschwanden. Per Zufall entdeckt er, was damals geschehen ist und merkt, dass jeder Einwohner des Ortes etwas zu verbergen hat – und jeder verdächtig ist…
Erscheint Ende November 2023.
Saba Sams: „Send Nudes“
In diesem preisgekrönten Buch erzählt uns die britische Autorin Saba Sams unter anderem von einer Frau, die gerade ihren ersten Freund hat. Er hat auch einen Hund namens Petal, der sehr bald nicht mehr auf seinen Besitzer hört, sondern nur noch auf dessen neue Freundin.
Außerdem ist da das Mädchen, das alles tut, um der besten Freundin ihrer Stiefschwester zu gefallen. Sie lügt, sie springt von Klippen, sie gibt alles, damit sie endlich gesehen wird.
In all diesen Geschichten geht es um das Erwachsenwerden. Um Liebe, davon, wie es ist, verletzt zu werden und um die Abgründe, die das Leben bereits hält.
Die Schriftstellerin Emma Cline, (deren Buch “ The Girls“ ich großartig fand) war begeistert von Saba Sams Geschichten. Nun, ich bin es auch.
“Send Nudes” erscheint Ende September 2023.
Barbara Beuys: „Die Heldin von Auschwitz – Leben und Widerstand der Mala Zimetbaum“
1944 werden die Frauen im KZ Auschwitz-Birkenau gezwungen, zuzusehen, wie Mala Zimetbaum ermordet wird.
Mala war zwei Jahre zuvor ins Lager deportiert worden. Als Dolmetscherin bekam sie Einblicke in das System der Vernichtung. Diese Informationen nutzte sie und rettete viele weibliche Häftlinge vor dem Tod in der Gaskammer. Auch gelang es ihr, in Kontakt mit Widerstandsgruppen zu kommen. Dass sie dabei ein großes Risiko einging, dürfte klar sein.
Schließlich gelang ihr mit dem ebenfalls inhaftierten Edward Galinski, in den sie sich verliebt hatte, die Flucht.
Aber schon 13 Tage später wurden die beiden gefasst…
Erscheint Ende November 2023.
Daniel Kehlmann: „Lichtspiel“
G.W. Pabst ist einer der größten Regisseure seiner Zeit.
Als die Nazis in Deutschland die Macht ergreifen, flieht er und stellt in Hollywood fest, dass ihn dort niemand kennt. Er war der festen Überzeugung, weltberühmt zu sein, doch dem ist nicht so.
Greta Garbo versucht ihm zu helfen, denn Pabst war es, der sie bekannt machte, doch auch ihr Zutun hilft nichts.
Und so kommt es, wie es kommen muss: Pabst kehrt heim nach Österreich.
Er ist fest davon überzeugt, dem Werben des Regimes zu widerstehen, denn dieses (bzw. der Propagandaminister) möchte mit ihm arbeiten. G.W. Pabst wird sich und seine Kunst niemals instrumentalisieren lassen!
Doch als er diese Worte denkt, ist es bereits zu spät…
Wer thematisch etwas Ähnliches lesen möchte, bevor dieser Roman erscheint, dem empfehle ich „Gerron“* von Charles Lewinsky.
Darin geht es um den Regisseur Kurt Gerron, der 1933 nach Amsterdam flieht. 1944 werden er und seine Familie nach Theresienstadt deportiert. Dort zwingt ihn die SS einen NS-Propagandafilm über Theresienstadt zu drehen, der bis heute als verschollen gilt.
Ein großartiges, bewegendes Buch, das ich Euch sehr ans Herz lege.
Und wer jetzt schonmal etwas von Daniel Kehlmann lesen möchte, dem empfehle ich einen Blick in „Ruhm“* zu werfen. ich habe dieses Buch vor einigen Jahren gelesen und war sehr begeistert.
„Lichtspiel“ erscheint Mitte Oktober 2023.
Victoria Kielland: “Meine Männer”
Brynhild ist 17, arbeitet als Magd auf einem Bauernhof in Norwegen und beginnt eine Liaison mit dem Erben des Hofes.
Diese geht allerdings schief. Denn im Inneren von Brynhild tobt es. Ihre Welt schreit und irgendetwas gilt es zu tun! Der Erbe des Hofes wird den unausweichlichen Ausbruch nicht überleben.
Das Mädchen muss fliehen und es gelingt ihr, in Amerika Zuflucht zu finden.
Sie möchte einen Neuanfang. Doch dann beginnt es in ihr wieder: Das Schreien, die Stimmen, die Sehnsucht, der Lärm.
Brynhild kommt bei verschiedenen Männern unter, die alle etwas gemeinsam haben: Sie sterben auf rätselhafte Art und Weise…
In diesem Buch geht es um die erste Serienmörderin Amerikas: Um Belle Gunness.
Beim Lesen des Klappentexts, in welchem der Verlag unter anderem die “einzigartige Sprachkraft” der Autorin hervorhebt, kam mir der Roman “Seht, was ich getan habe” von Sarah Schmidt (leider inzwischen nur noch als Hörbuch bzw. als Hörbuchdownload lieferbar) in den Sinn.
In diesem Buch geht es ebenfalls um ein Dienstmädchen, das seinen Arbeitgeber umbringt. Und auch dieser Roman basiert auf einem wahren Fall.
Ich fand “Seht, was ich getan habe” genial und bin sehr gespannt, wie sich Victoria Kielland dieser Thematik nähert.
Erscheint Mitte September 2023.
Norman Ohler: “Der stärkste Stoff – Psychedelische Drogen: Waffe, Rauschmittel, Medikament”
Der Journalist Norman Ohler hat sich in seinem Bestseller “Der totale Rausch”* mit der Rolle der Drogen während der NS-Zeit befasst.
Nun hat er sich diese Thematik erneut vorgenommen und die Zeitspanne von der Nachkriegszeit bis zur Gegenwart unter diesem Gesichtspunkt analysiert.
Unter anderem geht es in diesem Buch um LSD, wobei Norman Oehler diese Droge unter verschiedenen Gesichtspunkten beleuchtet: LSD als Rauschmittel, als Instrument der Bewusstseinskontrolle und als Heilmittel.
Ich finde diese Thematik interessant und denke gerade darüber nach, “Der totale Rausch” zu lesen, bevor “Der stärkste Stoff” Anfang September 2023 erscheint.
Da fällt mir gerade ein, dass ich noch einen anderen Titel lesen wollte, der in eine ähnliche Richtung geht und von dem eine meiner Kolleginnen so begeistert war: “Imperium der Schmerzen – Wie eine Familiendynastie die weltweite Opiodkrise auslöste” * von Patrick Radden Keefe.
Meine “Zu-lesen-Liste” wird länger und länger und länger….
Das könnte Dich auch interessieren:
- Taschenbuch-Neuerscheinungen – Frühjahr 2023
- Neuerscheinungen Frühjahr 2023
- Die besten Bücher des Jahres 2022
*Affiliate Link
2 thoughts on “Auf diese Neuerscheinungen freue ich mich im Herbst 2023”