Monatsrückblick September 2015

Monatsrückblick September 2015

Da in diesem Monat die Shortlist des Deutschen Buchpreises bekannt gegeben worden ist, ist es nicht verwunderlich, dass ich diverse Titel aus dieser Auswahl (bzw. von der Longlist) gelesen habe – doch es waren auch ein paar andere schöne Bücher dabei:

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Marina Keegan: “Das Gegenteil von Einsamkeit”

Marina Keegan: “Das Gegenteil von Einsamkeit”

Eigentlich bin ich ja nicht so der große Leser von Erzählungen. Aber die Geschichten und Essays von Marina Keegan haben mich sehr beeindruckt und berührt.

Das Drama um Marina Keegan ist groß: Kurz nachdem sie ihr Literatur-Studium in Yale abgeschlossen hatte und ihren ersten Job beim “New Yorker” antreten wollte, kam es zu einem Unfall, bei dem sie starb. Mit nur 22 Jahren.
Ihre Geschichte “Das Gegenteil von Einsamkeit”, wurde posthum ins Internet gestellt und Millionen Male angeklickt.

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Miranda July: “Der erste fiese Typ”

Miranda July: “Der erste fiese Typ”

Cheryl ist Single, Anfang vierzig und hat ihr ganz eigenes System: Sie besitzt nur einen Teller, eine Gabel, ein Messer und eine Tasse. So vermeidet sie, dass sich das ungespülte Geschirr in der Spüle ansammelt, denn “Was man nicht hat, kann sich nicht aufstapeln”.
Das wäre jetzt ja noch einigermaßen nachvollziehbar, aber Cheryl praktiziert eine minimalistische Vermeidungsstrategie: “Bevor Sie einen Gegenstand weit von seinem angestammten Platz entfernen, denken Sie daran, dass sie ihn auch dorthin zurückbringen müssen – ist es das wirklich wert? Könnten Sie das Buch nicht auch lesen, während Sie neben dem Regal stehen und den Finger in der Lücke halten, in die Sie es nachher wieder schieben werden?”
Dass Cheryl vollkommen WG-untauglich ist, versteht sich von selbst.
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Karl Wolfgang Flender: “Greenwash Inc.”

Karl Wolfgang Flender: “Greenwash Inc.”

Auf dieses Buch habe ich mich gefreut, seit ich es in der Vorschau gesehen habe. Zu Recht, denn ich hatte beim Lesen viel Spaß.

Thomas Hessel arbeitet in der Agentur Mars & Jung, die sich unter anderem darum kümmert, wenn der Klient mit seiner Produktionsstätte in Indien Problem hat, wiedermal eine Textilfabrik abgebrannt ist und der Name des Klienten nicht in den Schmutz geraten soll, oder ein fehlendes Fair-Trade-Zertifikat zu beschaffen ist. Egal mit welchen Mitteln.
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Deutscher Buchpreis 2015: Die Shortlist – Ein Kommentar

Deutscher Buchpreis 2015: Die Shortlist – Ein Kommentar

Tja – jetzt ist sie da. Die Shortlist.
Als ich heute Vormittag im Laden stand und sie zum ersten Mal in Augenschein genommen habe, war ich ehrlich gesagt enttäuscht. Ich habe den Eindruck, dass die Jury um jeden Preis originell und verblüffend agieren wollte. Das ist mit dieser Auswahl gelungen.

Mit Valerie Fritsch hätte ich fest gerechnet. “Winters Garten” ist ein großartiges Werk und besticht mit seiner poetisch eindringlichen Sprache. Allerdings muß ich auch sagen, dass ich der Jury dankbar bin, dass sie diesen Titel für die Longlist ausgewählt hat, denn ohne diese Nominierung hätte ich dieses Buch wahrscheinlich nie gelesen und da hätte ich was verpasst.
Genauso ging es mir mit “Bodentiefe Fenster” und “Aberland” – zwei sehr gute Bücher zum Thema “Die Frau in der heutigen Gesellschaft”, die ich ohne die Longlist nie entdeckt hätte.
Doch zurück zur Shortlist, auf der folgende Titel zu finden sind:
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Gertraud Klemm: “Aberland”

Gertraud Klemm: “Aberland”

Elisabeth ist 58 Jahre alt und Hausfrau. Ihr Mann Kurt wird nun in Rente gehen und Elisabeth meint, dass er so seine Probleme damit haben wird, nicht mehr ständig das Handy neben der Zeitung beim Frühstück liegen zu haben, weil ja jemand aus dem Büro anrufen und er dringend gebraucht werden könnte.
Durch was wird er in Zukunft Erfolge und damit Zufriedenheit bekommen? Man wird sehen.
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Heinz Helle: “Eigentlich müssten wir tanzen”

Heinz Helle: “Eigentlich müssten wir tanzen”

Im Tal brennen die Häuser. Überall stehen verlassene Autos und tote Menschen liegen auf den Straßen. Die fünf Freunde, die gemeinsam ein Wochenende auf einer Berghütte verbringen, verstehen die Welt nicht mehr.
Für den Verstand ist der Anblick des apokalyptischen Szenarios zu viel – man kann es auch nicht verstehen.
Die Welt steht still. Es gibt keinen Strom mehr. Es ist sehr kalt. Und daran wird sich nichts mehr ändern.
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Valerie Fritsch: “Winters Garten”

Valerie Fritsch: “Winters Garten”

“Winters Garten” – das ist Antons Garten, in dem er seine Kindheit verbringen durfte. Hohe Gräser, Teerosen, grüne Äpfel an dem Bäumen – es scheint das Paradies zu sein. Alleine ist Anton nie, denn im Haus leben viele Menschen der Großeltern – Generation und viele Kinder, viele Spielgefährten. Auch der Tod gehört zum Leben im Garten dazu: “Starb jemand, standen sie nachts gemeinsam im Garten und sahen himmelwärts zu den Sternen, und es war, als ob durch den Riss des Todes die Zurückgebliebenen dem Toten ins Universum hinterherschauten.”.
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Jenny Erpenbeck: „Gehen, ging, gegangen“

Jenny Erpenbeck: „Gehen, ging, gegangen“

Richard ist emeritierter Altphilologe und wohnt in Berlin. Seine Frau ist vor fünf Jahren gestorben, Kinder hat er keine, aber eine Handvoll Freunde mit denen er sich ab und an trifft. Richtig unglücklich scheint er nicht zu sein.

Was ihm vielleicht fehlt, ist eine Aufgabe im Leben. “Er weiß nicht, wie lange es dauern wird, bis er sich daran gewöhnt hat, Zeit zu haben. Sein Kopf jedenfalls arbeitet noch, so wie immer. Was fängt er jetzt mit dem Kopf an? […] Auch das, was man Bildung nennt, alles, was er weiß und gelernt hat, ist von nun an nur noch sein Privateigentum.”
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Anke Stelling: “Bodentiefe Fenster”

Anke Stelling: “Bodentiefe Fenster”

Dieses Buch könnte auch “Das große Grübeln” heißen, denn das ist es, was Sandra von morgens bis abends tut: Grübeln und sich Sorgen machen.

Aber der Reihe nach: Sandra ist um die vierzig Jahre alt und lebt mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern in einem selbstverwalteten Gemeinschaftswohnprojekt im Prenzlauer Berg in Berlin.
Richtig glücklich scheint sie dort aber nicht zu sein.

In diesem Projekt ist es so, dass man sich untereinander besucht, die Kinder der anderen Paare zum Frühstück vorbei kommen und man zu gemeinsamen Grillabenden im Garten einlädt.
Auf der “Einladung” steht dann: “Wer mag, kann dann zum Grillen in den Garten kommen”.
Für Sandra stellen diese “Einladungen” allerdings kein “Kann” dar. (mehr …)

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