Das Literarische Quartett: Die Bücher der Sendung am 10.August 2018

Das Literarische Quartett: Die Bücher der Sendung am 10.August 2018

Was ich an dieser Sendung schätze ist, dass sie mich immer wieder auf Bücher aufmerksam macht, die mir sonst durch die Lappen gegangen wären. Wie zum Beispiel “Denen man vergibt” von Lawrence Osborne.

In der Ausgabe des 10. August mit Gastkritikerin Sasha Marianna Salzmann, deren Roman “Ausser sich” auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises 2017 stand, finde ich alle vier Romane die besprochen werden sehr interessant:

Maxim Biller: „Sechs Koffer“

Dass ein Roman des ehemaligen Quartett-Mitglieds Maxim Biller besprochen wird, hätte ich nicht gedacht. Doch so ist es.

“Sechs Koffer” ist ein Buch über eine russisch-jüdische Familie, die von Moskau über Prag nach Hamburg flieht. Es ist die Geschichte eines Verrats. Der Großvater des Erzählers wurde 1960 hingerichtet – verraten höchstwahrscheinlich von der eigenen Verwandtschaft.

Die Schriftsteller Durs Grünbein und Robert Menasse sind sehr begeistert von Billers neuem Werk.

Ich habe bisher noch kein Buch Billers gelesen und dachte eigentlich, dass ich dies niemals tun würde, nachdem ich ihn als Kritiker im Literarischen Quartett erlebt habe.
Doch habe ich die Leseprobe des aktuellen Buches, das am 8. August erscheinen wird, gelesen und muss sagen, dass sie mich sehr anspricht.
Vielleicht sollte ich einmal alle Vorurteile über Bord werfen, beziehungsweise versuchen, klar zwischen der Person des Autors und der des Kritikers zu trennen.
Auch wenn es mir schwer fällt. Die Leseprobe jedenfalls spricht für sich.

Wenn dieses Buch nicht für das Quartett ausgesucht worden wäre, hätte ich es niemals als Lektüre in Betracht gezogen. Außerdem ist es lange nicht so umfangreich, wie Billers letzter Roman “Biografie”, der im Laden wie Blei lag.
Ich glaube, das wird mit “Sechs Koffer” anders werden, zumal ich die Lektüre gerade begonnen habe und sehr begeistert bin. Ein meiner Ansicht nach heißer Anwärter für den Deutschen Buchpreis 2018.

Ich werde berichten und gehe davon aus, dass Volker Weidermann dieses Buch für die Sendung ausgesucht hat.
Es wird am 8. August 2018 erscheinen.

Inzwischen habe ich „Sechs Koffer“ gelesen und bin begeistert!

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Emmanuel Carrère: „Der Widersacher“

Jean-Claude Roman, den Protagonisten dieses Buches, gibt es wirklich und dieser Roman basiert unter anderem auf einem Briefwechsel zwischen dem Schriftsteller Emmanuel Carrère und Jean-Claude Romand, der zu lebenslanger Haft verurteilt worden ist.
Denn Romand hat sie alle getäuscht.

Alle dachten und schätzen den erfolgreichen, intelligenten Arzt, der für die WHO arbeitete und zur Thematik der Arteriosklerose forschte.
Doch das war gelogen, denn Romand hatte eine Prüfung während seines Medizinstudiums nicht bestanden. Ohne diese Prüfung konnte er kein Arzt werden.

17 Jahre lang hielt er das Lügenkonstrukt aufrecht, bis zum 9. Januar 1993. An diesem Tag erschlug er seine Gattin mit einem Nudelholz, erschoss seine beiden Kinder und seine Eltern.

Emmanuel Carrère hat nicht nur mit dem Täter (dem eine narzisstische Persönlichkeitsstörung nachgesagt wird), sondern auch mit ehemaligen Freunden desselben gesprochen, um sich dieser Thematik zu nähern.
Seine Intention ist es, in die Abgründe der menschlichen Psyche zu blicken und zu verstehen, was einen Menschen zu solch einer Tat bringen kann.

Carrère schrieb diesen Tatsachenroman bereits im Jahr 2000. 2001 folgte die deutsche Übersetzung im Fischer Verlag, die inzwischen vergriffen ist.
Nun hat Matthes & Seitz dieses Werk neu übersetzen lassen. Es wird am 8. August 2018 erscheinen und ich bin extrem gespannt darauf, zumal ich erst kürzlich ein Sachbuch gelesen habe, das sich ebenfalls mit den Abgründen der menschlichen Psyche befasst und das reißerischer aussieht, als es wirklich ist. “Psychopathinnen” von Lydia Bennecke.

Außerdem habe ich gerade die Leseprobe von “Der Widersacher” gelesen und bin sehr begeistert. Da werde ich dieses Buch wohl lesen müssen.
Danke für diesen Tipp.

Ich könnte mir vorstellen, dass Sasha Maria Salzmann, oder Thea Dorn “Der Widersacher” vorstellen werden.
Dieses Buch erscheint am 8. August 2018.

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Albertine Sarrazin: „Der Ausbruch“

Albertine Sarrazins (1937-1967) Leben hätte wahrlich einfacher sein können.
Als Kleinkind wurde sie adoptiert, mit 10 Jahren vergewaltigt und schließlich in ein Erziehungsheim gesteckt.
Sie floh während eines Freigangs nach Paris, schlug sich mit Diebstählen und Prostitution durch und beging einen Raubüberfall, der sie ins Gefängnis brachte.
Bei ihrer Flucht aus eben diesem geriet sie an einen anderen ehemaligen Häftling, den sie schließlich heiratete. Allerdings sahen die beiden sich kaum, zumal sie immer wieder ins Gefängnis kamen.
Sie hielten per Brief Kontakt.

Während ihrer Zeit im Gefängnis schrieb Albertine vorliegenden Roman. Keiner Geringeren als Simone de Beauvoir ist es zu verdanken, dass “Der Ausbruch” zu einer Sensation wurde.
Jetzt ist dieses Buch neu übersetzt worden.

“Der Ausbruch” trug bei seiner Erstveröffentlichung im Jahr 1965 den Titel “La Cavale” zu Deutsch “Kassiber”, ein Begriff, der mir bisher nicht bekannt gewesen ist.
Es handelt sich hierbei um eine geheimgehaltene Mitteilung eines Inhaftierten in schriftlicher Form bzw. in Zeichensprache, die für andere Gefangene bzw. jemanden der außerhalb des Gefängnisses lebt, bestimmt ist.
Ein Kassiber ist hierzulande ordnungswidrig.
Prima, wieder was gelernt.

Gerade habe ich die Leseprobe gelesen und sie ist sehr vielversprechend.
Danke für diesen Tipp.

Ich denke, dass dass Sasha Maria Salzmann, oder Thea Dorn dieses Buch für die Sendung ausgesucht haben.

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Michael Ondaatje: „Kriegslicht“

Der Krieg ist zu Ende und Nathan ist 14, als er zusammen mit seiner Schwester Rachel zurückgelassen wird. Wohin die Eltern gegangen sind, wissen die beiden Kinder nicht.
Sie kommen bei Freunden der Eltern unter. Einer davon ist ein Mann, der sich “Der Falter” nennt.
Er kümmert sich vorbildlich um sie, aber Nathan stellt sich immer wieder die Frage, wer er bzw. seine Freunde wirklich sind.

Ganz unverhofft kommt Nathans Mutter schließlich zurück, doch erzählt nichts darüber, wo sie gewesen ist.
Erst als er erwachsen ist, erfährt Nathan, dass sie im Kalten Krieg als Spionin tätig war…

Für seinen Roman “Der englische Patient” hat der kanadische Autor Michael Ondaatje 1992 den Booker Prize bekommen und ist 2018 mit dem Golden Man Booker Prize (ein Einzelpreis der zum 50. Geburtstag des Man Booker Prize ins Leben gerufen worden ist) ausgezeichnet worden.
Dieser Roman war ein Welterfolg und ich muss zugeben, dass ich ihn noch immer nicht gelesen habe. Auch die Verfilmung habe ich noch nicht gesehen, was gut ist, denn so kann ich das Buch unvoreingenommen lesen.

Auch sonst in ich noch Ondaatje unbedarft, zumal ich noch keines seiner Werke kenne. Eine meiner Kolleginnen war von einem seiner letzten Romane “Divisadero” jedenfalls so begeistert, dass sie ihn für unseren damaligen Weihnachtsprospekt ausgesucht hat.

“Kriegslicht” klingt sehr interessant und da ich dieses Buch, das am 11. August erscheinen wird, schon hier liegen habe, wird dies wohl meine nächste Lektüre werden. Nachdem ich „Sechs Koffer“ gelesen habe, versteht sich.

Ich denke, dass Christine Westermann dieses Buch vorstellen wird, das mich von der Thematik her ein bisschen an „Ruhelos“ von William Boyd erinnert. Ein wie ich finde großartiges Buch.

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2 thoughts on “Das Literarische Quartett: Die Bücher der Sendung am 10.August 2018
Martina

Ich liebe diese Quartett Sendungen, wobei mir das Lesenswert Quartett noch lieber ist, weil ich Denis Scheck sehr mag und seine Empfehlungen immer auch meinen Geschmack treffen.

Leider muss ich sagen, daß auch ich Maxim Biller nicht so wirklich sympathisch finde, habe aber sein Buch „Der gebrauchte Jude. Ein Selbstportrait“ gelesen und fand es sogar gut. Mal abwarten, was zum neuen Buch berichtet wird.

Und dann noch ein Danke schön für Deinen Blog, der mir immer gute Hinweise und Tipps gibt! 🙂

Friederike

Liebe Martina,

vielen Dank, das freut mich sehr :).
Ich lese „Sechs Koffer“ gerade, bin sehr begeistert und werde berichten!
Vielleicht schaffe ich es ja noch vor der Sendung.

Viele Grüße,
Friederike

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