Das Literarische Quartett: Die Bücher der Sendung am 12. Oktober 2018

Das Literarische Quartett: Die Bücher der Sendung am 12. Oktober 2018

Dieses Literarische Quartett wird nicht aus dem Berliner Ensemble gesendet, sondern von Buchmesse in Frankfurt. Gast der Sendung ist der Literaturkritiker Denis Scheck.
Von den vier Büchern, um die es gehen wird, habe ich eines gestern Abend angefangen und bin schon schwer begeistert – und zwar dieses:

Karen Duve: „Fräulein Nettes kurzer Sommer“

Oh je, das Fräulein Nette. Anstatt gemeinsam mit den anderen Damen brav zu Hause zu sitzen und Stickrahmen zu verzieren, oder zu musizieren, geht sie lieber raus und sucht nach Mineralien.
Ihre Kleider sind ständig schmutzig, das schickt sich doch nicht!

Schlimmer als das ist allerdings, dass sie ihre Zunge nicht im Zaum halten kann, sondern das sagt, was sie denkt. Ganz unverblümt.
Auch wenn die gebildeten Herren sich versammeln, um sich über Kunst und Kultur zu unterhalten.
Wilhelm Grimm bekommt stets Panik, wenn er Fräulein Nette auch nur sieht…

Heinrich Straube hingegen bekommt keine Panik, er freut sich, wenn dieses unkonventionelle Wesen in seiner Nähe ist. Sein Werben bleibt nicht unerwidert, jedoch ist er nicht der einzige Mann, der sich für Fräulein Nette interessiert…

Karen Duve hat sich in ihrem neuesten Werk dem Leben der Dichterin und Schriftstellerin Annette von Droste-Hülshoff (1797-1848) angenommen.
Die stets kränkelnde Annette wurde schon früh gefördert, führte allerdings ein sehr eingeengtes, zurückgezogenes Leben.
1825 reiste sie nach dem Tod ihres Vaters erstmals an den Rhein und kam in den Dunstkreis von unter anderem Adele Schopenhauer und August Wilhelm Schlegel. Mit den Gebrüdern Grimm stand sie in Briefkontakt.
Zwar wurden ihre Manuskripte zunächst abgelehnt, doch war sich Annette von Droste-Hülshoff immer darüber im Klaren, dass sie große Kunst schaffen werde.
Was ihr schließlich auch gelang. Die Ballade “Der Knabe im Moor” und die Novelle “Die Judenbuche” machten die Dichterin berühmt.

Auch ich habe in der Schule “Die Judenbuche” gelesen, bzw. lesen müssen, und wie das eben so ist mit Schullektüren: Ich fand sie sehr langweilig. Allerdings kann ich mich auch an keine einzige Schullektüre erinnern, die mich begeistert hätte. Das könnte auch daran liegen, dass mir klar war, dass ich jetzt wochenlang daran ruminterpretieren muss. Aber da muss man eben durch.
Wenn ich diese Werke heute noch einmal lesen würde, wäre mein Empfinden sicher ein anderes.

Seit ich mich beruflich mit Büchern beschäftige, finde ich Literaturgeschichte hochinteressant und bin sehr gespannt auf Karen Duves Version der damaligen Zeit und des Lebens der Schriftstellerin.
Vor Jahren habe ich Karen Duves “Regenroman” gelesen, der mich sehr begeistert hat und der jetzt wieder neu aufgelegt worden ist.
Daher freue ich mich auf ihr neues Werk, das der Verlag als “historisch genau” und “trocken-lakonisch” beschreibt.
Der erste Satz ist schon mal super!

Inzwischen habe ich dieses Buch gelesen und bin hin und weg. Ein Knaller!

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Ich glaube, dass Thea Dorn dieses Werk für die Sendung ausgesucht hat.

Der Spiegel und Deutschlandfunk Kultur haben „Fräulein Nettes kurzer Sommer“ bereits besprochen.

Richard Powers: „Die Wurzeln des Lebens“

In Richard Powers neuem Werk geht es um Bäume – und Menschen.
Einer der Protagonisten lebt unter dem letzten noch existierenden Kastanienbaum Amerikas, das Leben eines anderen wurde durch einen Feigenbaum gerettet.
Allen jedoch liegt eines am Herzen: Die Rettung der ältesten Mammutbäume Amerikas. Dass diese Rettungsaktion eine Spirale von Gewalt hervorrufen wird, die die gesamte Welt bedroht, ist ihnen noch nicht bewusst..

Richard Powers, der als einer der wichtigsten zeitgenössischen Schriftsteller gilt, kommt eigentlich aus dem naturwissenschaftlichen Bereich, was sich auch in seinen Werken widerspiegelt.
In seinem preisgekrönten Roman “Das Echo der Erinnerung” (der seit Jahren ungelesen in meinem Regal steht) geht es zum Beispiel um Hirnforschung.

In seinem neuesten Roman geht es nun also um Bäume und ums große Ganze.
Ich habe gerade einmal hineingelesen und denke, dass ich dieses Buch jetzt nicht unbedingt lesen muss.
Da widme ich mich lieber dem “Fräulein Nette” (siehe oben).

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Ich denke, dass Christine Westermann diesen Roman vorstellen wird.

Der Spiegel  hat „Die Wurzeln des Lebens“ bereits besprochen.

Stephan Thome: „Gott der Barbaren“

Wir befinden uns in China Mitte des 19. Jahrhunderts. In einer Zeit, in der eine christliche Rebellen das Kaiserreich mit Terror und Zerstörung überziehen.
Voller Idealismus reist ein junger Missionar von Deutschland nach Nanking und gerät bald zwischen die Fronten.

Es ist ein weitblickender, großer Roman über religiösen Fanatismus und den Verlust der Orientierung in einer Welt die sich extremst verändert, schreibt der Verlag.
Ein Roman, der auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises 2018 stand.
Stephan Thome ist kein Buchpreis-Neuling. Mit seinen Werken “Grenzgang” (2009) und “Fliehkräfte” (2012), einen wie ich finde großartigen Roman, stand er bereits auf der Shortlist.

Dass er sich irgendwann in seinem literarischen Schaffen dem asiatischen Raum zuwenden würde, war eigentlich nur eine Frage der Zeit.
Schon während seines Studiums in den Bereichen Philosophie, Religionswissenschaft und Sinologie reiste er nach China, Taiwan und Japan.
2005 bis 2011 lebte er in Taipeh, forschte zum Thema der konfuzianischen Philosophie des 20.Jahrhunderts und übertrug das Werk “Konfuzianismus: Kontinuität und Entwicklung” (Chun-chieh Huang) ins Deutsche.

“Der Gott der Barbaren” klingt toll, doch fehlt mir für die Lektüre dieses umfangreichen Werkes (besonders jetzt, da das Weihnachtgeschäft ansteht) schlichtweg die Zeit.

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Ich gehe davon aus, dass Volker Weidermann dieses Buch vorstellen wird, zumal er eine Kurzbesprechung im Literatur-Spiegel darüber geschrieben hat.

Der Spiegel, Bookster HRO, poesierausch, Buch-Haltung und  Frau Lehmann liest haben dieses Buch bereits besprochen.

David Foster Wallace: „Der Spaß an der Sache – alle Essays“

Vor zehn Jahren nahm sich der amerikanische Schriftsteller David Foster Wallace das Leben.
Sein wichtigstes Werk ist der Roman “Unendlicher Spaß”, in welchem es vordergründig um einen Studenten geht, der sich auf die Suche nach dem Film mit dem Titel “Unendlicher Spaß” macht. Denn dieser Film soll den Zuschauer angeblich so berauschen, dass er am Ende verdurstet bzw. verhungert.

Der reine Umfang dieses Werkes lässt jedoch vermuten, dass es um viel mehr geht.
Ich selbst kann dies nicht beurteilen, zumal ich in dieses Werk, das lange nicht übersetzt worden ist, nur hineingelesen habe, als es 2011 schließlich deutscher Sprache erschien.
Das was ich damals gelesen habe hat mich jedoch sehr fasziniert. Es war der reine Umfang (ca. 1500 Seiten) des Romans, der mich abschreckte.

David Foster Wallace hat neben seinen Romanen viele Essays geschrieben, die nun erstmals gesammelt in einem Band vorliegen. In einem nicht sehr schmalen Band wohlgemerkt, denn „Der Spaß an der Sache – alle Essays“
umfasst ebenfalls 1000 Seiten. Gerade habe ich hineingelesen und stelle fest, dass auch dieses umfangreiche Werk sehr lesenswert zu sein scheint. Man kann es ja in Häppchen lesen.
Somit werde ich dieses Buch auf meine sehr lange “Das-lese-ich-wenn-ich-in-Rente-bin”-Liste setzen und gehe davon aus, dass Denis Scheck dieses Buch vorstellen wird.

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Fixpoetry, Deutschlandfunk Kultur, Rolling Stone und Astro Librium, haben „Der Spaß an der Sache“ bereits besprochen.


One thought on “Das Literarische Quartett: Die Bücher der Sendung am 12. Oktober 2018
Marius

Ich bin wirklich gespannt, zumal ich selber der Aufzeichnung beiwohnen werde …

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