Eine derzeit (aber eigentlich nicht nur derzeit, sondern auch sonst) sehr beliebte Geschenktippanforderung in der Buchhandlung ist: “Ich hätte gerne ein Buch – Ein lustiges”.
Dann stellt sich immer die Frage, in welche Richtung denn der Humor des zu Beschenkenden (oder des Käufers) geht. Fand er “Mieses Karma” lustig, mag derjenige “Blasmusikpop”, oder den britischen Humor von “Evelyn Waugh”, oder darf es etwas Schräges von Frank Schulz sein?
Aber das kann man ja herausfinden. Man muss nur fragen.
Hier ist eine sehr subjektive Zusammenstellung von Büchern, die mich zum Lachen gebracht haben.
Anbei der Hinweis: Ich schätze den britischen Humor sehr, mag es gerne etwas schräg und auf gar keinen Fall platt. Ach so: Ich bin ein glühender Loriot-Fan.
Evelyn Waugh: Scoop
Eines meiner Lieblingsbücher aus diesem Jahr. Habe schon auf Seite 15 laut in der Straßenbahn gelacht.
Very, very british und wer Loriot mag ist hier goldrichtig.
John Kennedy Toole: Die Verschwörung der Idioten
Ignatius ist dick, häßlich, faul und lebt mit seinen 30 Jahren noch immer bei der Mama. Er selbst hält sich allerdings für hochkultiviert und überdurchschnittlich intellektuell.
Gerne sitzt Ignatius in seinem Zimmer und sinniert über künftige Großtaten, doch dafür wird er bald keine Zeit mehr haben, denn Mama hat einen Unfall und Ignatius muß zum ersten Mal in seinem Leben selbst Geld verdienen.
So bewirbt er sich in einem Büro. Die neuen Kollegen können einem jetzt schon Leid tun… .
Ein absolutes Kultbuch!
Aber Achtung: Der Humor ist schon sehr speziell….Aber ich fand ihn genial.
Markus Orths: Hirngespinste
Der junge Autor Martin Kranisch versucht verzweifelt sein zweites Buch zu schreiben. Er weiß: Es muß ein Bestseller werden, ein absolutes Meisterwerk, ein richtiger Knaller. Das Problem: Ihm fällt nichts ein…
Ein Textbeispiel sagt hier mehr als tausend Worte:
“Ein anderer” sagte V, “dieser Eberhardtner, der hat mir mal, das ist jetzt schon zwanzig Jahre her, da hat er mir ein Manuskript geschickt: 354 leere Seiten. Einfach leer. Nichts drauf. das Ganze hatte sogar einen Titel: Der Tanz der weißen Buchstaben. Wenn Du willst, hat der Eberhardtner gesagt, kann ich den Text noch kürzen.”
Mittlerweile nur noch als eBook erhältlich.
P.S.: Markus Orths Roman „Lehrerzimmer“*, den ich ebenfalls toll fand, ist gerade neu aufgelegt worden.
Thomas Meyer: Wolkenbruchs wunderliche Reise in die Arme einer Schickse
Dieses Buch habe ich an einem Abend gelesen, weil ich es nicht mehr weglegen konnte.
Wunderbarer jüdischer Humor und eine ganz eigene Sprache machen dieses Buch zu etwas ganz Besonderem.
Joachim Meyerhoff: Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war
Auch wieder so ein typischer Fall von: Friederike-weigert-sich-dieses-Buch-zu-lesen-und-ist-dann-doch-total-begeistert.
Keiner schreibt so schön lakonisch und komisch über sein Leben und seine zugegebenermaßen etwas spezielle Familie wie Joachim Meyerhoff. In diesem falle über seine Jugend auf dem Gelände einer Kinder- und Jugendpsychiatrie, denn der Vater ist Leiter eben solcher.
Einfach genial!
Joachim Meyerhoff: Ach, diese Lücke, diese entsetzliche Lücke
ich hatte so meine Zweifel, ob Joachim Meyerhoff es nochmal schafft, mich so vom Hocker zu reißen, wie bei “Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war.”
Aber: Er schafft es! Dieses mal mit sich geplant durch den Tag trinkendem Großeltern und zum Beispiel seiner Rolle auf der Schauspielschule: Spiele eine Szene aus Effi Briest als Nilpferd.
Schlichtweg der Hit und mein heißer Weihnachtstipp, denn dieses Buch ist gerade erst erschienen und ich habe noch keinen getroffen, dem es nicht gefallen hat.
Lily Brett: Chuzpe
Eines meiner absoluten Lieblingsbücher!
Ruth betreibt eine Agentur in New York und hat eine richtige Marktlücke gefunden: Sie schreibt handschriftlich Briefe für große Firmen. Es läuft super.
Schließlich holt sie ihren Vater zu sich: Edek, einen reizenden älteren Herren, der aber mithelfen will – zum Beispiel auch mal so ein Briefchen zu schreiben.
Er geht Ruth wahnsinnig auf die Nerven und das Ganze wird schlimmer, als Edek es sich in den Kopf setzt in New York ein Restaurant für Klopse zu eröffnen…
Herrlich! Edek ist nach wie vor eine meiner liebsten literarischen Figuren. Ich habe so gelacht. Lily Bretts leicht neurotische Figuren und ihren jüdischen Humor mag ich sowieso so gerne. Für mich ein absoluter Hit. Wie eigentlich alles von Lily Brett.
William E. Bowman: Die Besteigung des Rum Doodle
Der Rum Doodle ist der höchste Berg der Welt und eine Gruppe britischer Bergsteiger macht sich auf, diesem zu besteigen.
Hochkomisch, very british und warum mich dieses Buch so erheitert hat kann im Folgenden nachgelesen werden:
Vea Kaiser: Blasmusikpop
Zuerst wollte ich dieses Buch gar nicht lesen, es stand bei mir ein ganzes Jahr im Regal.
Dann fing ich doch an und war nach zwei Seiten hin und weg.
Grob gesagt geht es um eine Familie in einem abgeschiedenen Bergdorf, die über drei Generationen hinweg der Wissenschaft verfällt.
…ach ja, ein Bandwurm kommt auch vor.
Frank Schulz: Onno Viets und der Irre vom Kiez
Achtung: Sehr schräg. Sehr speziell. Vor dem Verschenken unbedingt mal reinlesen. Öff-öff.
Warum ich dieses sprachakrobatische Meisterwerk so irrsinnig gut fand?
Bitte hier entlang.
Dorothy Parker: Morgenstund hat Gift im Mund
Dorothy Parker war in New York sehr gefürchtet und wurde in den 20er Jahren durch ihren Sarkasmus, ihre Ironie, ihre scharfe Zunge und ihre Schlagfertigkeit zur Legende.
Vanity Fair feuerte sie sogar, weil ihre Kritiken und ihr beißender Sarkasmus für das Magazin einfach nicht mehr tragbar waren.
“Morgenstund hat Gift im Mund” ist eine Sammlung ihrer wunderbar scharfzüngigen Geschichten aus der New Yorker Upper Class.
Die Zeit schrieb übrigens über Dorothy Parker: “Hemingway hat nicht besser geschrieben, nur mehr.”
Frank Goosen: Radio Heimat
Ruhrpotthumor pur.
Ich weiß noch, dass ich, als ich dieses Buch entdeckte, meinen Kollegen und einigen Kunden in der Buchhandlung laut daraus vorgelesen habe.
Wer den Humor von Horst Evers mag, der ist hier richtig.
Übrigens auch als Hörbuch* klasse.
Harald Martenstein: Ansichten eines Hausschweins
…Martenstein geht immer.
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