Dirk Kurbjuweit: „Angst“

AngstWas für ein Buch! Nach zwei Seiten wusste ich schon: Das ist es! Genau das möchte ich jetzt lesen.

Und darum geht es:
Randolph Tiefenthaler ist soeben ist soeben mit seiner Frau und seinen beiden Kindern in eine Altbauwohnung in Berlin gezogen. Er ist sehr glücklich und ahnt nichts Böses, als ihm der Nachbar (Herr Tiberius) Kuchen vor die Tür stellt. Er freut sich sogar darüber.
Weitaus weniger erfreut ist er allerdings, als Tiberius beginnt, seine Frau zu beobachten und ihr Liebesbriefe zu schreiben – es wird immer unheimlicher und Tiefenthaler muss sich eingestehen, dass, wenn er gewusst hätte, wer da unter ihm wohnt, er niemals in diese Wohnung gezogen wäre.

Was Tiefenthaler auch feststellen muss, ist, dass er keine Handhabe gegen den Stalker hat. Der Rechtsstaat springt ihm nicht zur Seite und so muss er einen anderen Ausweg finden…
Wie schon gesagt, ich bin total begeistert. Dirk Kurbjuweit beschreibt diese Situation so intensiv, dass ich mir selber schon ganz bedrängt vorkam.
„Angst“ ist so echt und realitätsnah geschrieben – man merkt einfach, dass Kurbjuweit im journalistischen Bereich (er arbeitet für den „Spiegel“ und war Redakteur bei der „Zeit“) tätig ist.
Das letzte Buch, das ich von ihm gelesen habe war „Die Kriegsbraut“ und die hat mich schon schwer beeindruckt. Mit „Angst“ hat er dieses eindringliche Leseerlebnis noch getoppt und ich danke ihm sehr dafür.

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ISBN: 978-3-499-25813-8
Verlag: Rowohlt
Preis: 9,99 €

Perihan Magden: „Zwei Mädchen“

Zwei Mädchen CoverBehiye lebt mit ihrer Familie in Istanbul in einer sehr kleinen Wohnung und versucht ihrem herrischen Bruder täglich die Stirn zu bieten, was gar nicht so einfach ist.
Aber Behiye reicht es jetzt, es reicht ihr wütend zu sein und unglücklich – aber was kann man als Sechzehnjährige schon gegen die Ungerechtigkeiten in der Welt tun?

Doch dann trifft sie auf die wunderschöne Handan, die einfach wundervoll ist, der niemand etwas abschlagen kann und die bei ihrer Mutter lebt – in einer Beziehung in der nie so klar ist, wer hier die Rolle der Mutter und wer die Rolle der Tochter einnimmt.
Die beiden Mädchen sind unglaublich fasziniert voneinander und es beginnt eine Freundschaft, wie sie intensiver und auch obsessiver nicht sein könnte.

„Zwei Mädchen“ stand bei mir seit fünf Jahren ungelesen im Schrank und ich habe mich erst wieder an dieses Buch erinnert, als ich von einem Kurzurlaub in Istanbul zurückgekommen bin und unbedingt Bücher lesen wollte, die in Istanbul spielen.

In Istanbul ist dieses Buch zum absoluten Kultbuch geworden und jetzt verstehe ich auch warum, denn Perihan Magden peitscht einen so richtig durch die kurze Zeit, in der Behiye und Handan sich kennen lernen und durch die Tage, die sie miteinander verbringen. Sie zeigt uns durch ihren drängenden Stil das neue Istanbul, das pulsiert, das leben will und ich habe fast schon atemlos auf dem Sofa gesessen und Seite für Seite verschlungen.

Ein wirklich sehr intensives Leseerlebnis, das nachhallt.

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ISBN:  978-3-518-46005-4
Verlag: Suhrkamp
Erscheinungsjahr: 2008
Übersetzung: Johannes Neuner
Seiten: 324
Preis: 9,99 €


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T. C. Boyle: „Talk Talk“

T. C. Boyle: „Talk Talk“

Dana ist taub, hat damit allerdings keine Probleme: Sie hat einen sicheren Job an einer Gehörlosenschule und einen festen Freund, der allerdings nicht gehörlos ist, aber ihretwegen die Gebärdensprache erlernt hat und sie liebt. Alles ist bestens.
Bis zu dem Tag, an dem Dana aus Versehen ein STOP-Schild übersieht und nicht wie erwartet ein Bußgeld bezahlen muss und weiterfahren darf, sonder verhaftet und aufs Revier mitgenommen wird, wo sich herausstellt, dass sie in drei Bundesstaaten gesucht wird und ihr mehrere Verbrechen zur Last gelegt werden.
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Vea Kaiser: „Blasmusikpop“

Blasmusikpop CoverSt. Peter am Anger ist ein kleines Dorf in den Alpen, indem es sehr beschaulich zugeht und in dem man eher unter sich bleibt. So wird zum Beispiel immer untereinander geheiratet und das schon seit Urzeiten.

Der Johannes zum Beispiel heiratet die Elisabeth und sie versuchen lange vergeblich ein Kind in die Welt zu setzen. Doch eines Tages ist Elisabeth morgens sehr übel und da ist es passiert: Endlich ist sie schwanger! Endlich wird sie von den anderen Dorfmädchen bewundert werden und deren Aufmerksamkeit bekommen.
Doch zur gleichen Zeit ist Johannes auch immer sehr übel und es stellt sich heraus: Er hat einen Bandwurm!
Das finden die Leute in St. Peter hochspannend und bald schon hängen ihre Ohren nach dem Kirchgang an Johannes Bauch und nicht an dem von Elisabeth, die mächtig sauer ist….

Ich muss zugeben, „Blasmusikpop“ lag bei mir erstmal ein Jahr lang herum und irgendwie fand ich den Titel auch nicht so prickelnd. ABER: Kaum hatte ich zwei Seiten gelesen, war ich drin in den Bergen von St. Peter und habe mich gefragt: „Warum habe ich nicht früher angefangen zu lesen?!“

„Blasmusikpop“ ist einfach richtig prima!
Ich habe sehr viel Spaß beim Lesen gehabt und mich sehr amüsiert.
Ein absolut intelligentes Buch mit Witz und Charme und ich habe es sehr bedauert, dass es eines Abends wirklich zu Ende war.

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ISBN: 978-3-462-04603-8
Verlag: Kiepenheuer & Witsch
Erscheinungsjahr: 2014
Seitenanzahl: 496
Preis: 9,99 €


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Thomas Meyer: „Wolkenbruchs wunderliche Reise in die Arme einer Schickse“

Wolkenbruch Cover

Motti (eigentlich Mordechai) hat es nicht leicht: Als orthodoxer Jude ist er mit 25 Jahren noch immer nicht verheiratet und lebt noch bei seinen Eltern.
Für seine Mame ist das fürchterlich.

Sie will doch eine schöne Hochzeit erleben und versucht alles, um Motti unter die Haube zu bringen: Arrangiert Treffen mit allen möglichen jungen Mädchen, die sich in Reichweite befinden, doch kein gefällt ihrem Motti.
Was vielleicht auch daran liegen mag, dass alle jungen Damen, die sie auswählt,  so wie sie selbst sind. Und Motti reicht eine von diesem Schlag in seinem Leben vollkommen.

Außerdem hat das Suchen nach einem Mädel für ihn schon lang ein Ende gefunden, auch wenn die ihn bisher noch nicht wahrgenommen hat.
Er liebt Laura, eine Mitstudentin mit einem tollen Tuches (Hintern). Doch sie ist eine Schickse, eine Nichtjüdin, und das passt seiner Mame gar nicht. Was für eine Katastrophe!!!

Mit viel Humor schildert Thomas Meyer einen Motti, der nicht so recht weiß, was er will. Außer dass er keine Frau, wie seine Mame heiraten wird.
Das ist so lustig, aber auch hintergründig, dass ich dieses Buch an einem Abend durchgelesen und mich prächtig unterhalten habe.
Super!

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ISBN: 978-3-257-24280-5
Verlag: Diogenes
Erscheinungsjahr: 2014
Seiten: 288
Preis:12,00 €


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Borger & Straub: „Im Gehege“

Im Gehege CoverJon Ewermann ist Lehrer, Mitte 50 und verheiratet. Allerdings hat er nebenher immer etwas laufen, weshalb seine Frau einen großen Hang zum Alkohol entwickelt hat.
Momentan gibt es einen Grund mehr für sie zur Flasche zu greifen, den Jon ist von seiner neuen Kollegin mehr als nur angetan. Für ihn ist es die große Liebe, für die er sogar bereit ist, sich von seiner Frau zu trennen.

Sehr praktisch ist es daher, dass Jons Frau die Treppe hinunterfällt und tot unten liegen bleibt.
Blöd ist nur, dass ein Schüler dies beobachtet hat…

Liebe Martin Suter Fans: Greift zu diesem Buch, denn Borger und Straub können genau das, was den Grandseigneur des pointierten Plots auszeichnet: Blendend unterhalten.

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ISBN: 978-3-257-23505-0
Verlag: Diogenes
Erscheinungsjahr: 2006
Seiten: 384
Preis:11,90 €


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Hila Blum: “Der Besuch”

Hila Blum: “Der Besuch”

Nili und Nati sind ein junges Ehepaar und in Israel zu Hause. Nati hat seine Tochter Dida in die Ehe mitgebracht, eine sehr kluge und ernste Zwölfjährige, die Nili gerne aus der Reserve lockt. Inzwischen ist auch Tochter Asia geboren worden und Nili lebt in ständiger Sorge um Sie, denn vor einiger Zeit hat sich ein Unfall ereignet und es ist nicht so ganz klar, in wie weit Asia Folgen davon in sich trägt.

Eines Tages bekommen die beiden einen Anruf: Ein Millionär aus Frankreich meldet sich, der sie vor einigen Jahren aus einer verfahrenen Situation in einem Restaurant gerettet hat. Er sei in Israel und möchte die beiden treffen. Weder Nili, noch Nati ist begeistert. Doch absagen können Sie schlecht. Aber es sind auch beide neugierig, was dieser Herr nach all den Jahren von ihnen möchte.
Mit dieser Situation beginnt unsere Reise in den Lebensalltag von Nati und Nili. Wir erfahren von kleinen und größeren Sorgen und Problemen und stellen fest, dass beide voreinander gewisse Seiten und Wesenszüge verheimlichen und auch sonst nicht alles offen ansprechen.

Bücher von israelischen Autoren und Bücher, die in Israel spielen, lese ich sehr gerne. Yael Hedayas „Zusammenstöße“ zum Beispiel finde ich großartig und auch Leon de Winters „Recht auf Rückkehr“ hat mich sehr beeindruckt. Wahrscheinlich liegt meine Affinität zur Literatur dieses Landes auch daran, dass ich selbst einmal vor vielen Jahren eine Sommer in Israel in einem Kibbuz  verbracht habe und mich sehr gerne an diese Zeit zurück erinnere.

Was mich bei Hila Blums Buch: „Der Besuch“ besonders angesprochen hat, ist die Sprache, in welcher sie uns die Beziehung der beiden Protagonisten nahe bringt: Sehr klar, sehr präzise und sehr real. Hila Blum ist eine feine Beobachterin, deren Schreibstil an die israelische Autorin Zeruya Shalev (die “Der Besuch” übrigens sehr gelobt hat) erinnert. Durch diese Schnörkellosigkeit in der Sprache bekommen Nili und Nati eine unglaublich direkte Intensität und das hat mir persönlich sehr gut gefallen.

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ISBN: 978-3-8333-1039-3
Verlag: Berlin Verlag
Preis: 9,99 €


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J.Courtney Sullivan: „Sommer in Maine“

Sommer in Maine  CoverAls Alices Mann Daniel noch lebte, waren die Sommer in Maine im Ferienhaus immer wunderschön. Die ganze Familie war da, man amüsierte sich und genoß den Strand und die Sonne. Es funktionierte nicht zuletzt deshalb so gut, weil Daniel es immer gelang, als „Puffer“ zwischen seiner Frau und seinen Kindern zu agieren.
Doch seit Daniel tot ist, ist alles anders: Die Kinder und ihre Familien kommen nicht mehr alle zusammen, sondern jeweils abwechselnd für einen Monat, denn auch untereinander sind sich alle nicht ganz grün. Und eigentlich kommen sie auch nicht, weil sie Spaß daran haben, sondern aus reinem Pflichtbewußtsein Alice gegenüber, die sich mittlerweile zu einer wirklichen Giftspritze gemausert hat.
Doch diesen Sommer ist alles anders: Enkelin Maggie ist schwanger und muss einfach raus aus New York, auch wenn sie für einen anderen Monat in Maine eingeplant war. Und so treffen sie und ihre perfekte Schwägerin unverhofft aufeinander…was keiner von beiden in den Kram passt…

Ich dachte eigentlich immer, „Sommer in Maine“ sei ein fluffiges Sommerbuch für den Strand, doch nach wenigen Seiten war mir klar, dieses Buch geht tiefer. Es geht um Familienverhältnisse, die schon lange im Argen liegen und darum, dass keiner dem anderen über den Weg traut – um Intrigen und lange gehütete Geheimnisse, die die Frauen der Familie voreinander haben.
Ein Buch voll von fein gezeichneten Charaktere und unterschiedlichen Lebensentwürfen und davon, dass sich andere nicht immer so verhalten, wie man es gerne möchte. Ein Buch, das mich überrascht und mir sehr gut gefallen hat.


ISBN:  978-3-8333-0951-9
Verlag: Berlin Verlag
Preis: 9,99 €

Sascha Reh: „Gibraltar“

Gibraltar CoverJohann hat die Bank seines Vaters (nicht ganz freiwillig) übernommen und führt dort ein strenges Regiment. Eigentlich war auch geplant, dass sein Sohn Thomas in dieser Bank arbeiteten und sie irgendwann sogar leiten sollte. Doch Thomas hat viel an der Institution Bank an sich  und an seinem Vater zu kritisieren und macht sich (zu Johanns Enttäuschung) als psychologischer Berater selbständig.

Johann ist seinen Mitarbeitern gegenüber eigentlich sehr streng, aber sein enger Mitarbeiter Bernhard genießt sein volles Vertrauen. Bernhard spekuliert im Bereich des Risikogeschäfts und gerade da sollte es mehrere Kontrollinstanzen geben, doch Johann hofft einfach, dass Bernhard schon richtig liegen wird und so darf Bernhard riskante Geschäfte in Millionenhöhe tätigen, die eigentlich nicht ganz koscher sind.
Das weiß Bernhard auch und vor allem auch, dass es mit der Bank in Kürze zu Ende gehen wird.
Also überweist er sich selbst einige Millionen auf Scheinkonten und flieht nach Gibraltar um sich ein neues Leben aufzubauen –
Woraufhin Johann einen Herzinfarkt erleidet und Thomas nach Gibraltar fährt, um die Millionen für die Bank zurückzuholen.

Wenn „Gibraltar“ nur ein Buch wäre, indem es um die Bankenkrise geht und alles aus der wirtschaftlichen Sicht von Johann und Bernhard erzählt werden würde, so wäre es
sicherlich ein gutes Buch geworden, doch ich bezweifle, dass mich diese Sicht der Dinge alleine vom Hocker gerissen hätte.
Doch Sascha Reh lässt noch andere zu Wort kommen: Johanns Frau Helene, die zwar schon lange mit Johann zusammen ist, doch in der gemeinsamen Villa ein vollkommen eigenes und unabhängiges Leben lebt, Bernhards sehr angespannte und anstrengende Frau Carmen, seine psychisch kranke Stieftochter Valerie und eben Thomas, der sich nun doch für seinen Vater und dessen Bank einsetzt und der auch zu Carmen und Valerie ein sehr interessantes Verhältnis hat.

Diese vielen Stimmen machen diesen Roman, dessen Grundthema die Bankenkrise ist, unglaublich lebendig und spannend. Doch es geht nicht nur um Finanzen, sondern auch um Väter und Töchter, Väter und Söhne und Mütter und Söhne.
Ein ganz großartiger Roman über die Verbindung von Generationen und über das, was wirklich wichtig ist: Zusammenhalt und Ehrlichkeit.


ISBN:  978-3-442-74731-3
Verlag: btb
Preis: 11,99 €

David Levithan: „Letztendlich sind wir dem Universum egal“

u1_978-3-8414-2219-4.35705780A hat kein normales Leben. Er hat nicht einmal ein Eigenes. Denn er (oder sie?) wacht jeden Morgen im Körper einer anderen Person auf.
Zwar hat diese Person immer das gleiche Alter (also so ungefähr fünfzehn Jahre), aber das war es auch schon mit den Gemeinsamkeiten. Halt eine Sache ist da noch: As Zeit im jeweiligen Körper ist begrenzt. Genau auf einen Tag.
A versucht immer so wenige Spuren wie möglich zu hinterlassen. Also nichts zu tun, was das Leben dieser Person verändert. Einfach einen ereignislosen, normalen Tag für sie zu leben.
Das klappt bisher auch ganz gut. Bis zu dem Tag, als er im Körper eines Jungen ist, der eine wundervolle Freundin hat und dies anscheinend nicht zu schätzen weiß.
Und in dieses Mädchen verliebt A sich.
A möchte sie unbedingt wieder sehen, doch wie soll das funktionieren, wenn er jeden Tag in einem anderern Körper steckt?

Was war ich skeptisch bei diesem Buch. Jeden Tag in einem anderen Körper, das wiederholt sich doch bestimmt dauernd und ist total langweilig, habe ich gedacht.
Ja nichts da! Es ist so gefühlvoll und schön erzählt, wie A versucht dieses Mädchen davon zu überzeugen, dass seine Seele und nicht sein Körper das wirklich Kontinuierliche und Wichtige ist, dass ich noch immer sehr glücklich daran denken muss.

Ein sehr, sehr schönes Buch.

Ab 14


ISBN: 978-3-8414-2219-4
Verlag: Fischer FBJ
Preis: 16.99 €

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